Umbruch in der Nationalmannschaft: Wie sieht das Erfolgspotenzial aus?

Alte Spieler wurden aussortiert und nicht mehr berücksichtigt und verstärkt auf junge, hungrigere Spieler gesetzt. Welche Personalien waren Bestandteil des Umbruchs und konnte der Umbruch erste Früchte tragen?

Die Weltmeisterschaft 2018 war für die deutsche Nationalmannschaft ein absolutes Desaster. In der Gruppe F musste sich der DFB als Tabellenletzter gegen Schweden, Mexiko und Südkorea so früh aus dem Turnier verabschieden, wie nie zuvor. Erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballverbandes schied die Nationalmannschaft in der Vorrunde einer Weltmeisterschaft aus.

Dennoch hielt der DFB am Bundestrainer Joachim Löw fest und leitete einen Umbruch ein. Dieser hat in den vergangenen Monaten stattgefunden. Dafür wurden alte Spieler aussortiert und nicht mehr berücksichtigt und verstärkt auf junge, hungrigere Spieler gesetzt. Welche Personalien waren Bestandteil des Umbruchs und konnte der Umbruch erste Früchte tragen?

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Die Abgänge

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Laut Bundestrainer Joachim Löw soll das Jahr 2019 für die deutsche Fußballnationalmannschaft ein Jahr des Neubeginns sein. Dafür wurden einige altgediente Spieler aussortiert und sind aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Im März des Jahres gab Löw überraschend bekannt, nicht mehr auf einige der Weltmeister von 2014 zu setzen. Diese Spieler zählen nicht mehr zum Kreis der Nationalmannschaft:

1. Thomas Müller

Der 29-Jährige zählte jahrelang zum Stammpersonal der Nationalmannschaft. Thomas Müller hat für die DFB-Auswahl 100 Spiele bestritten und dabei 38 Tore erzielt. Er war der erfolgreichste deutsche Torschütze der letzten Jahre und konnte bei der Weltmeisterschaft 2010 sogar Torschützenkönig werden. Dennoch hat sich der Bundestrainer früh im Jahr 2019 darauf festgelegt den Münchner nicht mehr zu berücksichtigen und für Länderspiele einzuladen. Darüber war der Stürmer vom FC Bayern München sehr enttäuscht und machte seinem Unmut, vor allem über die Art und Weise, auf den sozialen Medien Luft.

2. Jerome Boateng

Jerome Boateng bildete viele Jahre lang, nicht nur beim Rekordmeister FC Bayern München, sondern auch in der Nationalmannschaft das Innenverteidiger-Duo mit Mats Hummels. Joachim Löw will in Zukunft auf den 30-Jährigen verzichten und hat bekannt gegeben, ihn ebenfalls nicht mehr zu berücksichtigen.

3. Mats Hummels

Auch der 30-jährigen Mats Hummels zählt nicht mehr zum erweiterten Kreis der Fußballnationalmannschaft. Wie seine ehemaligen Kollegen aus München wurde auch er vom Nationaltrainer ausgeschlossen.

4. Sami Khedira

Sami Khedira zählte in seiner Zeit bei Real Madrid und auch bei seinem aktuellen Verein Juventus Turin zum Stammpersonal. In der Nationalmannschaft kam der Mittelfeldspieler 77 Mal zum Einsatz. Zuletzt zählte er aber nicht mehr zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft.

5. Mesut Özil 

Der Linksfuß vom FC Arsenal galt in der Vergangenheit als einer der größten Techniker und besten Vorbereiter im internationalen Fußball. Bei der WM 2018 enttäuschte er mit schlechten Leistungen und sorgte auch neben dem Platz für Diskussionen. Grund genug für den Nationaltrainer und der Führungsetage des DFB, ihn nach 92 Länderspielen nicht mehr in die Nationalmannschaft einzuladen. Özil kommt übrigens aus Gelsenkirchen und setzte damit die lange Liste der Nationalspieler aus Nordrhein-Westfalen fort.

Die Newcomer

1. Thilo Kehrer

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Nationaltrainer Joachim Löw hat bei der Nations League 2018/2019 vermehrt auf die Jugend gesetzt. Thilo Kehrer vom französischen Meister Paris Saint Germain konnte sich mit guten Leistungen in die Nationalmannschaft spielen und einige Spiele über die komplette Spielzeit in der Verteidigung bestreiten. Seitdem konnte der Verteidiger sieben Spiele für die DFB-Elf absolvieren und kam vor allem rechts in der Verteidigung zu Einsätzen.

2. Jonathan Tah

Innenverteidiger Jonathan Tah konnte bereits 2016 für die deutsche Nationalmannschaft debütieren. Der 23-Jährige zählt aber erst seit November 2018 wirklich zum erweiterten Kreis vom Bundestrainer Joachim Löw. Bei der EM-Qualifikation kam er im Spiel gegen Weißrussland über die komplette Spielzeit zum Einsatz.

3. Kai Havertz

Der Leverkusener Kai Havertz gilt aktuell als größtes Talent im deutschen Fußball. Bislang stand der offensive Mittelfeldspieler nur bei drei Freundschaftsspielen auf dem Platz. Er soll langsam an das Team herangeführt werden und in Zukunft zum Stammpersonal der Mannschaft gehören.

4. Leroy Sané

Bei der Benennung des WM-Kaders 2018 war es für viele Fußballfans die größte Überraschung, dass das Riesentalent Leroy Sané nicht bedacht wurde. Eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als großer Fehler entpuppt hat. Der 23-Jährige gilt als Gesicht des Umbruchs und stand nach der Weltmeisterschaft nur bei einem Freundschaftsspiel wegen Sonderurlaub nicht auf dem Platz. In den letzten Spielen hat der Flügelstürmer vom englischen Meister Manchester City immer durchgespielt und konnte dabei drei Treffer verbuchen. Debütieren konnte der Linksfuß schon 2015.

5. Serge Gnabry

Serge Gnabry konnte im Jahr 2016 sein Debüt in der Nationalmannschaft feiern. Danach stand er lange nicht im Kader, da er öfter verletzt war oder in der U21-Nationalmannschaft eingesetzt wurde. Nach der WM 2018 zählt er zum Stammpersonal im Sturm und konnte einige Treffer für die DFB-Auswahl erzielen.

Die Erfolge

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Die ersten Ergebnisse nach der Weltmeisterschaft 2018 ließen noch ein wenig zu wünschen übrig und die DFB-Elf stieg aus der Gruppe A1 der Nations League ab. Spielerisch konnte die Mannschaft von Joachim Löw jedoch schon etwas mehr überzeugen.

Bei der EM-Qualifikation für das Turnier 2020 konnte die Mannschaft, die ersten wichtigen Erfolge einfahren und die ersten Früchte des Umbruchs ernten. So wurde im ersten Spiel die niederländische Nationalmannschaft besiegt, die in der Nations League noch die Gruppe mit den Deutschen gewinnen konnte. Alle drei bisherigen Spiele in der Qualifikation für die kommende Europameisterschaft verließ Deutschland als Sieger und zuletzt wurde Estland mit einem beeindruckenden 8:0 geschlagen.

Fazit

Die WM 2018 war eines der schlechtesten Ergebnisse, die das deutsche Nationalteam je hinnehmen musste. Viele Fans und auch die Verantwortlichen waren über das schlechte Abschneiden enttäuscht und forderten einen Umbruch ein. Joachim Löw sollte diesen einleiten und hat vor allem bei der EM-Qualifikation die ersten guten Resultate verbuchen können.

Dafür wurden Spieler wie Thomas Müller und Jerome Boateng, die jahrelang zum Stammpersonal der Fußballnationalmannschaft zählten, aussortiert und junge Spieler in das Team integriert. Der Weg zurück an die Spitze des Weltfußballs ist noch lang, die letzten Ergebnisse der DFB-Elf haben vielen deutschen Fans aber wieder Hoffnung machen können.