Instant-Messaging-Services WhatsApp und die (scheinbare) Konkurrenz aus Berlin

WhatsApp ist trotz Kritik am Datenschutz weiterhin die beliebteste App Deutschlands. Doch Konkurrenz macht sich seit Jahren breit – vor allem in Berlin.

WhatsApp ist trotz regelmäßig aufkommender Kritik am Datenschutz weiterhin die beliebteste App Deutschlands. Doch Konkurrenz macht sich seit Jahren breit – und das vor allem in Berlin.

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WhatsApp ist seit Jahren die unangefochtene Nummer 1, wenn es um Instant-Messaging-Services geht, und überzeugt regelmäßig mit neuen Features. So wurde Anfang 2015 das Telefonieren über die App ermöglicht und seit Mitte 2016 wartet der Dienst mit einer eigenen Desktop-Variante für Windows und Mac OS auf. Trotzdem würden viele der knapp 35 Millionen täglichen Nutzer in Deutschland auf andere Messenger umsteigen. Der Grund: Immer häufiger kam es in der Vergangenheit zu Verlautbarungen, die Kommunikation über WhatsApp sei nicht ausreichend verschlüsselt – was mittlerweile nach mehreren Updates durch aktuelle Tests zumindest für den Alltagsgebrauch relativiert wird. In Deutschlands Hauptstadt Berlin stehen jedoch seit einigen Jahren drei Alternativen in den Startlöchern, die eine echte Konkurrenz zu WhatsApp sein wollen. Ein Überblick.

Wire will mit Funktionalität punkten

Kein Geringerer als Skype-Gründer Janus Friis steht hinter der vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufenen App Wire. Die WhatsApp-Alternative mit technischem Hauptsitz in Berlin wurde bisher lediglich für Android, iOS und OS X konzipiert und bietet Nutzern fast alle Kernfunktionen eines klassischen Messengers. Besonders Funktionalitäten wie das Versenden von verschlüsselten Nachrichten oder das praktische Einbinden von YouTube-Videos soll Nutzer von der App überzeugen. Das große Versprechen von Wire: Die Grundlage der App sind europäische Datenschutzbestimmungen. Insgesamt ist die Bedienung jedoch vergleichsweise kompliziert und die Verschlüsselung der Nachrichten – der Hauptfunktion von Messaging-Apps – findet entgegen der Versprechungen auf einem geringeren Level statt als bei den Telefonaten. Überzeugend ist hingegen das Interface.

Telegram verspricht Privatsphäre

Telegram erschien 2013 und verzeichnete bereits Anfang 2016 100 Millionen Nutzer. Die beiden russischen Gründer Nikolai und Pawl Durow gründeten in ihrem Heimatland schon das soziale Netzwerk Vk.com. Mit Telegram, dessen Hauptsitz sich in Berlin befindet, riefen sie eine App ins Leben, die inzwischen einen der größten WhatsApp-Konkurrenten darstellt. Trotzdem hinterfragen Nutzer vor allem, wie sich die App finanziert. Während WhatsApp Datenlieferant von Facebook ist, soll sich das werbefreie Telegram bisher ausschließlich mit Spenden über Wasser halten. Das große Versprechen, Telegram biete durch eine spezielle Verschlüsselung ein sehr hohes Maß an Privatsphäre, erscheint jedoch etwas übertrieben. In den Grundeinstellungen werden Daten prinzipiell nicht besser geschützt als bei WhatsApp. Diese werden auf dem Weg vom Absender zum Server zwar verschlüsselt, erlauben laut DeathMetalMods ab dort jedoch Zugriffsmöglichkeiten zu Werbe- oder Überwachungszwecken.

Hoccer XO setzt auf Sicherheit

Wer Hoccer XO nutzen möchte, benötigt weder eine Telefonnummer noch einen realen Namen. Die Registrierung funktioniert per Nickname, RSA-Schlüssel und Einladungscode. Hinter der App befindet sich das Medienunternehmen Stroer, dessen Entwicklungszentren sich in Berlin und Köln befinden. Es werden angeblich so wenige Daten wie möglich gespeichert und auch nur auf deutschen Servern, die entsprechend dem inländischen Datenschutzrecht unterliegen. Aufgrund des hohen Schutzes ist die Einrichtung von Hoccer XO jedoch etwas langwierig.