Berlin historisch Wunschdenken – zum Namen von Schöneberg

Wir gehen historischen Orten und Personen auf die Spur. Dieses Mal: Schöneberg.

© gemeinfrei
Früher wie heute markiert die Kreuzung Hauptstraße/Dominicusstraße die Mitte des südlich gelegenen Bezirkes Schöneberg. In den 20er Jahren für seine Unterhaltungsetablissements bekannt, ist sein Ruf heute etwas gesetzter: Familiengegend und gutbürgerlich wird er zuweilen genannt – aber auch multikulturell, Gay Village und weltoffen.

Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich, Erich Kästner und die Comedian Harmonists waren dem Bezirk aus gutem Grund verbunden: Schöneberg ist im wahrsten Sinne des Wortes schön. Daher der Name?

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahre 1264, als Markgraf Otto der III. einem Spandauer Kloster Land in Schöneberg schenkte. Wenngleich kein genaues Gründungsdatum des Dorfes bekannt ist, so gilt doch als gesichert, dass seine Namensgebung auf eine im Mittelalter gängige Anwerbungspraxis für Siedler zurückgeht: Zumeist wurden Ortschaften damals von Adligen gegründet, die ihr Herrschaftsgebiet untermauern wollten, vor allem ging es hierbei um die Bindung neuer Untertanen. Um den Prozess der Besiedlung zu beschleunigen, beauftragten sie sogenannte Lokatoren. Diese waren spezialisierte Unternehmer und unter anderem für die Gewinnung neuer Anwohner zuständig.

Durch die Benennung von Orten mit positiv assoziierten „Wunschnamen“ machten sie einen Zuzug attraktiv: Viele Komponenten wie Schön-, Gut-, Reichen-, Rosen- oder Grün- stammen aus dieser Art der Namensgebung. Als mittelalterliche PR-Berater, Trockenbauer und Bürgervertreter hatten Lokatoren ein vielseitiges und kreatives Aufgabenspektrum, das von der Urbarmachung eines Geländes über seine Vermessung und die Bereitstellung erster Vorräte für die Siedler bis hin zur Betreuung von Anwohneranliegen reichte. 

Dass Schöneberg zu einem lebenswerten Flecken Erde geworden ist, liegt sicher nicht (nur) an einem fleißigen Lokator und seiner – zugegeben wenig einfallsreichen – Namensidee. Allerdings steht dem Gebiet 

742 Jahre nach seiner ersten offiziellen Erwähnung der Mantel, der ihm übergeworfen wurde, ausgesprochen gut zu Gesicht.