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Buchrezension: Kaddi Cutz‘ „Warum ich meistens keinen Freund habe …“

Drei Jahre nach ihrem Erstlingswerk „Voll viel Geräusch“ legt die Dresdner Autorin und Poetry-Slammerin Kaddi Cutz nun ihr zweites Stück Kurzprosa vor

Drei Jahre nach ihrem Erstlingswerk „Voll viel Geräusch“ legt die Dresdner Autorin und Poetry-Slammerin Kaddi Cutz nun ihr zweites Stück Kurzprosa namens „Warum ich meistens keinen Freund habe – und wenn dann nur kurz“ vor. 

Achtung Spoiler: Die im Titel aufgeworfene Frage beantwortet Kaddi Cutz in ihrem Buch nicht. Zumindest nicht direkt. Als Leser gilt es, sich anhand von Indizien ein eigenes Bild der Ursachen für Cutz‘ Solo-Dasein zu machen. Wer hier allerdings Gefühlsduselei erwartet, könnte nicht weiter daneben liegen. Der wenig anmutig wirkende Elefantenpo auf dem Cover illustriert bereits vortrefflich, wie wenig weichgespült es zwischen den Buchdeckeln zugeht.

Mal ganz nüchtern, mal wütend, manchmal melancholisch, aber allermeist mit viel Witz und geballter verbaler Schlagfertigkeit, die einen vor Neid ein wenig grünlich werden lässt, gewährt uns Cutz Einblick in kurze Episoden ihres bewegten Lebens. Ob sich dabei alles wirklich genauso zugetragen hat, darf und sollte vermutlich auch mit dem gleichen Augenzwinkern bedacht werden, mit dem auch Cutz ihre Erzählungen bedenkt. 

Der Elefant im Ramschladen

Stark ist das Buch vor allem in den komischen Episoden wie „Love is in the Air“, „Sören“ oder „Zurück an den Herd“. Richtig glänzen kann Cutz mit längeren Stücken wie „Wendeland“. Hier kommt sie dem Belletristischen näher und lässt den knackigen Poetry-Slam-Sprech ein wenig hinter sich.

Fast sitzt man mit Klein-Kaddi – die die Bedeutung des Mauerfalls noch nicht so recht erfassen kann –, ihrer Vorfreude und ihrer Aufregung gemeinsam im Auto, während man das erste Mal nach „da drüben“ fährt. Tatsächlich hätte Cutz den meisten Kurzgeschichten durchaus noch mehr Raum geben können. Dass sie es nicht tut, gestaltet sich dann schwierig, wenn der Tenor mal nachdenklich oder melancholisch ist. Hier will leider nicht so recht Stimmung aufkommen.

Wie soll man sich auch in ein bedrückendes Szenario hineinversetzen, wenn man noch Minuten zuvor herzlich über die misslungene Beziehung zum trotteligen Sören gelacht hat, der die richtige Verwendung von „den“ und „denn“ nie gelernt hat und den Gang zur Toilette am liebsten nackt und ausgestattet mit dem Wortschatz eines Dreijährigen kommentiert. Zwar wirkt die Reihenfolge der Kapitel dem schnellen Stimmungswechsel durchaus entgegen, kann das Problem jedoch nicht ganz aus der Welt schaffen. 

Aber des einen Leid ist bekanntlich des anderen Freud. Denn gerade die Kurzweil und Abwechslung machen „Warum ich meistens keinen Freund habe – und wenn dann nur kurz“ zum idealen Begleitwerk für jede Gelegenheit, in der es mal etwas länger dauert oder wenn ihr einfach keine Lust habt, euch durch bedeutungsschwangere Epen oder wahre Mordwerkzeuge à la Krieg und Frieden zu wühlen. 

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