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Filmkritik: Suburbicon (VÖ 9.11.17)

Die Gemeinde Suburbicon ist augenscheinlich der wahrgewordene bürgerliche Vorstadt-Traum im Amerika der 50er Jahre. Doch in Wahrheit ist Suburbicon ein Ort der Doppelmoral, des Rassismus, der Gewalt und des Hasses.

Die Gemeinde Suburbicon ist augenscheinlich der wahrgewordene bürgerliche Vorstadt-Traum im Amerika der 50er Jahre. Doch in Wahrheit ist Suburbicon ein Ort der Doppelmoral, des Rassismus, der Gewalt und des Hasses. 

Zwischen Vorstadtidylle und Lynchjustiz

Familie Meyer zieht als erste farbige Familie in die Nachbarschaft. Fast zeitgleich wird im Haus der Lodges eingebrochen und die Mutter der Familie wird ermordet. In Suburbicon ist man sich schnell einig, dass die Meyers dafür verantwortlich sein müssen. So etwas hat es im Ort vorher noch nie gegeben! 

Die Gemeinde, die sich selbst absurderweise als „Schmelztiegel der Vielfalt“ versteht, wird zu einem Ort des offenen Rassismus. Während der aufkommende Mob die Meyers mit Gewalt aus Suburbicon vertreiben will, machen sich der Familienvater Gardner Lodge und seine Schwägerin Margaret, Zwillingsschwester der Verstorbenen, zunehmend verdächtig. Schnell wird klar: Die beiden haben eine Affäre und sie haben die Killer engagiert, um Rose los zu werden. Sohn Nicky entlarvt die mörderische Intrige seines Vaters und seiner Tante und gerät dadurch in große Gefahr.  

Nach außen hin bleiben die verräterischen Machenschaften im Zuhause der Lodges allerdings unbemerkt. Der rassistische Mob merkt gar nicht, dass die Täter mitten unter ihnen sind.  

Ein Thema von enormer Aktualität

Die zwei Handlungsstränge, jener rund um die Meyers und der um die Lodges, laufen nebeneinander her. Beim Schauen des Films bleibt die Frage: Was hat das nun miteinander zu tun? Der Spagat zwischen den Geschehnissen gelingt den Machern nicht ganz und die Story könnte auch gut ohne die Krawalle vor dem Heim der Meyers auskommen. Aber: Dadurch, dass die Meyers zu Unrecht zu den Sündenböcken gemacht werden, wird der Familienkrimi zur Gesellschaftskritik! 

Tatsächlich sind die Meyers nämlich die einzigen Guten in Suburbicon. Alle anderen sind Mörder, Rassisten, Gewalttäter, Kriminelle und Verleumder! 

„Suburbicon“ spielt in den USA der 50er, wo eine Rassentrennung per Gesetz noch definiert war. Diese und andere Zeiten sind ja zum Glück vorbei, könnte man meinen … Doch heutzutage, wo Fremdenfeindlichkeit zunehmend wieder salonfähig wird, trifft der Film auch einen wunden Punkt unserer Gesellschaft hierzulande.

Vor allem zum Schluss des Films präsentiert sich die Absurdität der besorgten Einwohner Suburbicons von seiner groteskesten Seite.

Gardner verbietet Nicky nämlich weiterhin, mit dem Sohn der Meyers befreundet zu sein – während er mit dem Blut seiner Opfer beschmiert da sitzt. Er droht seinem eigenen Kind mit dem Tod, er ist für alles verantwortlich, ist berechnend und ein eiskalter Mörder. Die Meyers seien jedoch kein guter Umgang für Nicky, so Gardner.

Fazit

„Suburbicon“ ist trotz formaler Schwächen extrem spannend und aufreibend. Besonders die schauspielerischen Leistungen von Julianne Moore und Matt Damon sind großartig. Ihnen gelingt es, die tiefen Abgründe der Familie Lodge überzeugend rüber zu bringen. Durch die kritische Auseinandersetzung mit diesem Teil der US-amerikanischen Geschichte erhält der Film eine politische Note, die zwar nicht nötig für den Unterhaltungswert wäre, aber ein wichtiges Statement zur richtigen Zeit setzt.

Suburbicon startet am 9. November 2017 in den deutschen Kinos. Wir verlosen 2×2 Freikarten!

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