Gastro-Test: Sächsische Küche in Dresden

Dieses Mal berichten wir in unserem Gastro-Test über deftig Sächsisches aus dem Kochtopf.

Was aus einem typisch sächsischen Kochtopf kommt, ist vor allem deftig! Die Klassiker kennt fast jeder vom Mittagessen bei Oma: Kartoffelsuppe und Würstchen, Sauerbraten mit Klößen oder Gulasch an Knödeln. Kein Wunder, dass viele Restaurants noch immer auf ihren Heimvorteil setzen. Aber auch etwas Abwechslung hat ja bekanntlich noch niemandem geschadet. Lest hier, wo es in Dresdens Neustadt richtig gute bürgerliche Küche gibt und welche Lokale das Konzept auf die nächste Stufe heben.    

Bautzner Tor

Preis/Leistung: 4/5

Ambiente: 5/5

Service: 4/5

Mittwochabend: Das Tor ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Dank Reservierung gibt es aber noch zwei freie Stühle. Da die Tische recht nah beieinander stehen, ähnelt der Restaurantbesuch eher einem Familientreffen. Dazu passt auch die Stimmung – fröhlich, ausgelassen und entspannt. Das könnte auch an den sechs verschiedenen Neustadt-Biersorten liegen. Wir fühlen uns wohl und bestellen. Die Bedienung ist ein Fall für sich: hart, aber herzlich. Wer keinen Spaß versteht, kann die teilweise ruppigen Sprüche auch mal in den falschen Hals kriegen. Kein Wunder. Das Tor hat den Weg von der Schmuddel-Kneipe zum etablierten Restaurant gemeistert und seine kantigen Züge beibehalten. Da kostet Schnipsen, Winken und der Bedienung hinterherschreien schon mal 2,20€ extra. Unser Essen schmeckt super, macht satt und ist mit rund 10€ auch noch unerwartet günstig.

Fazit: Runde Sache – hier macht Essen Spaß!

Dresdner Pfanne

Preis/Leistung: 3/5

Ambiente: 3/5

Service: 5/5

Obwohl die Adresse offiziell mit der Rothenburger Straße angegeben ist, liegt die Pfanne auf einem versteckten Weg zwischen Böhmische und Louisenstraße. Doch die schönen Dinge im Leben sind ja nur selten leicht zu finden und nach einem kleinen Umweg taucht das Restaurant auf. Mit einem breiten Lächeln kommt der Kellner an den Tisch. „Nu mei Guter, wie kann ich dir heute helfen?“ Herzlichkeit wird hier offenbar ganz groß geschrieben. Auf der Speisekarte stehen typisch sächsische Gerichte und zahlreiche Käse-Fondues. Klingt verlockend, aber Rouladen sollen es sein. Die sind laut Eigenwerbung nach Rezept der Großeltern gekocht. „Nu mei Guter, bringe ich dir!“ Das schicke Lädchen besteht schon seit 2005. Bis 2014 war es als Neustädter Diechl (sächsisch für Pfanne) bekannt. Das rührt daher, dass alle Speisen mit Töpfen und Pfannen, also ohne Fritteuse hergestellt werden. Letztes Jahr musste sich das Lokal jedoch aus rechtlichen Gründen umbenennen. Kein Grund aufzuhören. Man hat den Eindruck, das Team steht mit Herz und Seele hinter dem Laden. Mittlerweile ist die Rindsroulade da, dazu zwei Klöße und Rotkraut. Für 13,90€ ist die Portion etwas klein. Aber das mit den Großeltern war nicht gelogen. Genau so hat es bei Oma damals auch immer geschmeckt! Beim Abschied wieder ein Lächeln. „Machs gut, mei Guter!“

Fazit: Perfekt für ein entspanntes, gutes Essen mit Wohlfühlfaktor. Schönes Ding!

 

Hierschönessen

Preis/Leistung: 4/5

Ambiente: 4/5

Service: 4/5

Hi(e)rsch(ön)essen – Da ist das Wortspiel Programm! Das kleine Lokal auf der Görlitzer Straße ist gemütlich und versprüht trotzdem die genau richtige Portion Nobel-Flair. Das liegt auch an der freundlichen Bedienung, die uns die Tageskarte aus dem Kopf ansagt und gleich einen Vorschlag zum Thema Wein parat hat. An den Wänden prangen Geweihe und Bilder von Hirschen und Rehen. Passend dazu steht auf der ständig wechselnden Speisekarte immer mindestens ein Rotwild-Gericht. Wir versuchen den Hirschrollbraten mit Marzipan-Rosmarin-Soße und das Wildragout an Cranberry-Kloß. Die Zutaten kommen fast alle aus der Region und werden täglich frisch geliefert. Auch Extra-Wünsche sind kein Problem. Obwohl der Laden gut gefüllt ist, stehen schnell zwei volle Teller auf dem Tisch. Das Fleisch zerfällt auf der Zunge und der Cranberry-Kloß ist mindestens so schmackhaft wie kreativ. Als krönender Abschluss gibt es noch eine Haselnusstarte mit Kiwisoße und Eiscreme aus weißer Schokolade. Wir sind satt und zufrieden. Dafür haben sich die rund 16€ pro Gericht gelohnt. 

Fazit: Das Restaurant macht kein großes Tamtam, ist trotzdem edel und überzeugt durch Geschmack.

 

Lila Soße

Preis/Leistung: 4/5

Ambiente: 3/5

Service: 4/5

Wer in der Lila Soße essen gehen will, sollte einen Tisch reservieren. Vor allem bei größeren Gruppen. Denn schon lange zählt der ausgefallene Laden zu Dresdens Geheimtipps in Sachen kreativer Küche. Das liegt auch an der Art, wie die Gerichte gereicht werden. Statt auf einem Teller bekommt ihr euer Essen in Weckgläsern serviert! Aber auch beim Inhalt der Gläser zieht das Restaurant alle Register. Den Grundstein legen typisch deutsche Rezepte wie Currywurst, Spätzle oder der Waldorfsalat. Hibiskusblüten, Granatapfel, Petersilienpesto und vieles mehr sorgen für eine internationale Note. Besonders groß sind die Portionen nicht, dafür gibt´s das Gläschen auch schon ab 3,80€. So könnt ihr verschiedene Gerichte kombinieren, ohne am Ende eine ellenlange Rechnung bezahlen zu müssen. Obwohl die Lila Soße proppenvoll ist, können wir sofort bestellen. Unsere Wahl fällt auf Käsespätzle und mediterrane Hackbällchen mit Kartoffelstampf für insgesamt 12€. Beides schmeckt spitze und schnell zeigt sich noch ein Vorteil der Weckgläser: das Essen bleibt länger warm! Im Nachhinein sind wir voll bis oben hin. Nur die Spätzle hätten es wohl auch getan.

Fazit: Individuell, kreativ und lecker – auf jeden Fall mal ausprobieren!

Planwirtschaft

Preis/Leistung: 5/5

Ambiente: 4/5

Service: 3/5

Etwas versteckt in einem Hinterhof der Louisenstraße und direkt unter einem Hostel liegt die Planwirtschaft. Seit rund 25 Jahren gehen die Dresdner hier Essen. Das macht die Szenekneipe zu einem der ältesten Lokale der Stadt. Das Ambiente passt zum Name, an der Wand hängen alte DDR-Staubsauger und im Restaurantlogo erkennt man Ehrenkranz und Zirkel. Rustikale Tische, viele Kerzen und Holz sorgen zudem für ein gemütliches Flair. Die Bedienung ist sofort zur Stelle, als wir den Laden betreten und gibt uns einen Platz am Fenster. Von hier aus schaut man direkt in den grünen Innenhof. Schade, dass es jetzt wieder kalt wird. Die Speisekarte kann so einiges: wir finden typische DDR-Gerichte wie Soljanka, hausgemachte Sülze und das Bauernfrühstück, aber auch Argentinisches Rumpsteak, Roastbeef oder ein Mango-Chili-Süppchen. Zudem gibt es eine Tageskarte. Bei uns werden es ein riesiges Schnitzel mit Bratkartoffeln und die vegetarischen Wareniki. Der Preis ist unschlagbar: beide Gerichte kosten weniger als 9€! Das hauseigene Bier ist ebenfalls eine echte Wucht und geht daher auch runter wie Öl.

Fazit: Der Plan geht auf: tolles Essen, toller Preis, toller Laden!

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