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Im Dialog mit Clarissa Scheffler – Künstlerin

Clarissa Scheffler ist seit ein paar Jahren unter dem Namen La Vida Colorista selbstständig und kann, wie nur wenige in ihrem Berufskreis, davon leben. Bis hierher war es ein anstrengender Weg, der von ihrer Leidenschaft zum Hobby gepflastert wurde. Was Clarissa heute macht, wie viel Überwindung es war und wer sie dazu inspiriert hat, lest ihr hier.

Barfuß steht sie auf einem Stuhl und malt unsere Bürowände an. Im Hintergrund laufen die Backstreet Boys. Da wird der Pinsel im Refrain auch schnell mal zum Mikrophon. Hätten wir Nachbarn, die vormittags ihren Rasen mähen, nur um zu schauen, was denn der Bewohner von nebenan gerade so treibt, würde er wohl heute wie ein Therapeut in sein Notizbuch kritzeln: „Weiter beobachten“. Eigentlich sollte Clarissa heute auch gar nicht hier sein. Eigent-
lich sollte sie in einem Hörsaal in Tharandt sitzen und Forstwirtschaft studieren. Clarissa war sich sicher: Sie und die Natur – das soll nicht nur eine liebevolle Be-
ziehung bleiben, sondern eine Berufung. Doch kurz bevor Clarissa das Studium vollendet, muss sie eine Entscheidung treffen, die ihr Leben in eine komplett andere Richtung führen soll. „Es war einer der erleichtertsten Momente in meinem Leben, als ich mich dazu ent-
schieden habe, das Studium zu schmeißen“, erzählt sie später. Denn Clarissa hat ein Hobby, das sie bis dato mit Leidenschaft, aber auch nur nebenher betreibt. „Ich habe bereits als Kind sehr viel gemalt. Wenn meine Mutter mich beschäftigen musste, griff sie immer zu Stiften und Papier“, erinnert sich die nun seit zwei Jahren selbstständige Auftragsmalerin. Zugegeben: Dadurch, dass Clarissa die Malerei bis dato neben dem Studium betrieb und somit weniger Druck hatte, immer Ausschau nach neuen Aufträgen zu halten, da diese bereits durch seichte Social-Media-Aktivitäten hin und wieder einflatterten, erleichterte das den Einstieg in den Künstlerberuf. Aber den einen Schritt zu wagen – das Studium abzubrechen, die damit verbundene Sicherheit aufzugeben und die gut gemeinten Ratschläge der Eltern zusammen mit den Zweifeln zu verwerfen, erfordert mehr als Zuspruch anderer oder Talent – es braucht Mut.

„Manchmal muss man einfach machen!“

„Mein Bruder hat es genauso gemacht – das Studium geschmissen und arbeitet jetzt selbstständig. Natürlich hat das auch Überwin-
dung gekostet, aber er ist glücklich und hat mich auch in meinen Zielen unterstützt. „Manchmal muss man einfach machen.“ Weil ich schon immer besser im Kaffee-
trinken als im Umgang mit Farbe war, schaue ich Clarissa dabei zu, wie sie präzise die Kanten unseres Logos mit dem Pinsel nachzieht. Eigentlich ist Clarissas Metier die Portraitmalerei, bei der sie sich auf Tiere spezialisiert hat. Dabei wendet sie je nach Kundenwunsch unterschiedliche Techniken an, wie beispielsweise Kohle, Pastell, Aquarelle oder Scretchboards. Meistens sind hündische Vierbeiner ihre Modelle, die sich dann bei den Herrchen an großer Beliebtheit erfreuen, wodurch Clarissa auch eine Reihe an Stammkunden gesammelt hat. La Vida Colorista geht auf individuelle Wünsche ihrer Kunden ein. Ihr Ziel: Mit ihrer Kunst der Realität so nah wie möglich kommen. 

Kunst auf  vielen  Ebenen

Nebenbei ist Clarissa aber auch als Fotografin auf diversen Hochzeiten, für Portrait- oder Paarshootings oder für unterschiedliche Kunden unterwegs, wie beispielsweise das Tierheim Dresden. Ihr neuestes Projekt sind selbstgestaltete Terminplaner im Bullet Journal 
Stil. Dafür wurden die Monate in unterschiedliche Themenbereiche eingeteilt und danach gestaltet. „Mein Freund ist Programmierer und unterstützt mich mit einem kritischen Auge in meiner Arbeit – auch wenn er es immer noch ziemlich seltsam findet, wenn ich für meine VLOGS auf Instagram oder Youtube durch die Wohnung laufe und quasi mit mir selber spreche“, gibt Clarissa lachend zu, „damit müssen wir beide noch lernen umzugehen. Kritik anzunehmen ist manchmal nicht leicht, aber wir haben beide einen sehr hohen Anspruch an unsere Arbeit und uns selbst“, führt Clara aus, während sie selbst prüfend das Logo betrachtet. „Das ist auch manchmal gar nicht so leicht“, erzählt sie weiter, „wenn du dein Hobby zu einem selbstständigen Beruf machst, ist der Arbeitstag nicht nach acht Stunden zu Ende, erst recht nicht, wenn dein Zuhause gleichzeitig dein Büro ist. Ich ertappe mich sehr oft dabei, wie ich noch spät in der Nacht über meine Social-Media-Kanäle irgendetwas poste.“ Nicht überraschend ist es dann, dass es auch hier Momente in Clarissas Leben als Selbstständige gab, in denen sie ge-
zweifelt hat: „Ich glaube, ich habe mir das anfangs auch viel zu einfach vorgestellt. Plötzlich musste ich mich mit Rechtlichem und Steuern auseinandersetzen – wovon ich absolut keine Ahnung hatte.“ Auch ihre Familie war nicht besonders begeistert, als sie von Clarissas Zukunfts-
plänen erfahren haben: „Auch wenn meine Eltern gesagt haben, ich solle mein Ding machen, hätten sie sich einen Abschluss als Backup gewünscht.“

Trotzdem ließ sich Clarissa nicht beirren und hielt an ihren gesetzten Zielen fest – heute bedient sie einen großen und zufriedenen Kundenstamm und kann von ihrem Hobby leben. Clarissa, so wirkt es, hat ihr Erfolgsrezept gefunden: Einen großen Löffel Vertrauen in sich selbst, eine leidenschaftliche Menge an Präzision, ein Quantum ,Down to Earth’ mit einer Prise Selbsthumor. „Wenn man etwas tut, wofür man Leidenschaft hegt, kann man alles erreichen“, sagt sie stolz, bevor sie die letzte weiße Fläche blau färbt und wieder anfängt, zu den Backstreet Boys zu summen.

Infos: www.la-vida-colorista.de // Instagram: clara_pinselpfote // facebook: La Vida Colorista – Fotografie, La Vida Colorista – 
Auftragsmalerei von Clarissa Scheffler

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