Mein Viertel: Trachau

Nachdem ich vor einiger Zeit meine neue Heimat Mickten für euch erkunden durfte, geht es diesmal in das Nachbarviertel Trachau. 
Mein erster Eindruck: Grün und malerisch. 
Ihr müsst also nicht bis nach Radebeul, um die Romantik alter Weinberge zu genießen.

Nachdem ich vor einiger Zeit meine neue Heimat Mickten für euch erkunden durfte, geht es diesmal in das Nachbarviertel Trachau. 
Mein erster Eindruck: Grün und malerisch. 
Ihr müsst also nicht bis nach Radebeul, um die Romantik alter Weinberge zu genießen.

Trachau wurde 1242 erstmals als „Trachenowe“ erwähnt. Der Name erinnert an den Nachbarbezirk Trachenberge und bedeutet tatsächlich „Ort bei den Drachenbergen“. Los geht die kleine Vierteltour heute von der Leipziger Straße direkt steil die Geblerstraße hoch. Die Straße als schöne Allee mit prächtigen Häusern entgeht einem fast, während wir uns von einer gemütlichen Radtour innerlich schon verabschieden. Die kleine Anstrengung am Anfang lohnt sich aber, denn danach könnt ihr direkt wieder die Schützenhofstraße hinabrollen. Vorbei geht es an wunderbaren Villen und liebevoll bepflanzten Gärten. Die Straße führt direkt an den alten Trachauer Weinbergen entlang. Schaut euch das an! Wein baut dort zwar schon seit 200 Jahren keiner mehr an, aber die Bewohner der kleinen Villen haben die alten Hänge zu wunderbaren Gärten gemacht. Einer steiler, romantischer und interessanter als der andere. Immer wieder bleiben wir stehen und bestaunen die Details.

Vor langer, langer Zeit

An den Trachauer Bergen, weit entfernt von den sieben Zwergen gab es ein Schloss,welches Schützenhof genannt ward. Nein Quatsch, ein Schloss ist es nicht wirklich, aber ein sehr prächtiges Haus. Und anders als der Name vermuten lässt, war dort nicht ein Schützenverein von August angesiedelt, sondern die sächsische Landeszentrale für politische Bildung. Es wurde erst 1907 von der Scheiben-Schützen-Gesellschaft zu Dresden erbaut. 1955 bis 1989 war es sogar mal das Studentenwohnheim der TU. Trachau zieht sich mit seinen kleinen Weinbergen von da an noch bis zur Großenhainer Straße. Wir biegen aber auf dem großen Platz vor dem Schützenhof nach rechts und erkunden das Innerste Trachaus. Hier finden sich nun zum Großteil nicht mehr ganz so schmucke Häuschen, sondern kleinere Blocks und Wohnhäuser.

Geschichten ausm Schrebergarten

Und egal, wohin wir zwischen die Häuser schauen oder uns durch Innenhöfe schlängeln: Schrebergärten, Schrebergärten, Schrebergärten, so weit das Auge reicht. Trachau war, ist und bleibt also sehr grün. Und so spießig wie früher sind Schrebergärten nämlich gar nicht mehr. Ich kenne selbst inzwischen Studenten und junge Familien, die ihre Tomaten nicht nur in einem kleinen Balkontopf ziehen wollen oder mit Pappgrill an der Elbe sitzen. Hier kommen wunderbare kleine Schrebervereine, wie der KG „Erdenglück“ e.V. ins Spiel. Der ist nämlich offen zugänglich für alle und einer der größten in Trachau. Geht mal schlendern durch die kleinen Gärtchen, bestaunt die Blumen und das Summen. Der Verein setzt sich für die Umwelt ein und arbeitet eng mit der benachbarten Grundschule zusammen, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich mal richtig schmutzig zu machen, Spaß zu haben und dabei auch noch zu lernen.

Das Auge sehnt nach Symmetrie

Der innere Kern unterhalb der Schützenhofstraße ist eine Plansiedlung im Stil der neuen Sachlichkeit, entstanden 1928 bis 1933. Sehr deutlich erkennt ihr das schon, wenn ihr Trachau mal bei Maps eingebt. Unterhalb der Schützenhofstraße verläuft alles sehr symmetrisch. Die Architekten haben ihren Humor nicht nur mit dem Schrebergartenparadies selbst ausgelebt, sondern auch noch ihrer Symmetrieachse den witzigen Namen Dopplerstraße gegeben. Mit geraden Linien besticht hier auch die Apostelkirche als Teil der Trachauer Großsiedlung. Zu den damaligen Zeiten war es nun mal schlicht, praktisch und geordnet.

In Trachau stehen zwei sehr wichtige Einrichtungen, zu denen aber hoffentlich keiner von euch hin muss. Über den Weinhängen findet sich in schlichten Betonklotzen das Landeskriminalamt. Ich kann selbst darüber nicht viel schreiben, aber die Web-Rezensionen bringen mich zum Schmunzeln. Außerdem befindet sich in Trachau noch das Neustädter Krankenhaus, das ursprünglich nur als Altersheim gedacht war. Durchs Gelände hindurch findet ihr an der Industriestraße die Cafeteria Güntz der Dresdner Kaffee und Kakao Rösterei, in der ihr euch mit frischem Kuchen, Nepple Eis und feinstem Kaffeegenuss stärken könnt.

Drachen-Exporte

Trachaus romantische Weinhänge haben über die Jahre einige Bewohner dazu inspiriert künstlerischen Berufen nachzugehen. So ist z.B. der Architekt Peter Kulka in Trachau aufgewachsen. Er hat unter anderem den Leipziger MDR-Kubus, Anbauten unseres Hygienemuseums und die Centrum Galerie neu entworfen. Am Hygienemuseum waren außerdem die Trachauer Automobil-Designer Günther Mickwausch und der Maler Theodor Rosenhauer kreativ beteiligt. Der bekannteste Export Drachenberges ist der Schauspieler und Kabarettist Uwe Steimle. Mit dem Dresdner Dialekt ist er in ganz Deutschland unterwegs, zudem engagiert er sich politisch und gesellschaftlich in Dresden. Trachau bildet kreative und technische Köpfe selbst aus, nämlich in der Bauakademie Sachsen. Die findet ihr ziemlich unscheinbar einen Betonklotz entfernt vom Kriminalamt. 

Leute, nutzt die Sonnenstrahlen und erkundet die Stadt. Biegt vom Elberadweg am Watzke auf die Leipziger Straße für eine kleine sommerliche Radtour durch Trachaus Hang- und Schrebergärten. Trachau ist unscheinbar und ein bisschen versteckt, hat aber einiges zu bieten. Und für die Planer unter euch: Am 26. Mai findet auf den Hufewiesen ab 12 Uhr bis 18 Uhr das 7. Trachenfest statt. Mit ganz viel Engagement von Schulen und Vereinen, buntem Essen und vielen Spielen feiern die Anwohner und Gartenliebhaber hier ihr Trachau und den Sommer.

Schreibe einen Kommentar