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Melancholie mit Goldstatus: Andreas Kümmert im Interview

Andreas Kümmert ist den meisten wohl durch seinen Sieg beim Vorentscheid vom Eurovision Song Contest 2015 bekannt, den er überraschend ausschlug und der Zweitplatzierten das Feld überließ. Sein musikalischer Weg ging jedoch weiter – und das äußerst erfolgreich.

Andreas Kümmert ist den meisten wohl durch seinen Sieg beim Vorentscheid vom Eurovision Song Contest 2015 bekannt, den er überraschend ausschlug und der Zweitplatzierten das Feld überließ. Ein Jahr später veröffentlichte der Mann mit der Ausnahmestimme sein vielbeachtetes Album „Recovery Case“ und geht diesen Herbst erneut damit auf Tour. Vorher hat Andreas Kümmert uns verraten, was die Fans beim Konzert erwartet und was noch so alles in der Pipeline lauert.

 

Du gehst mit „Recovery Case“ auf Zusatztour – Doppelt sich das mit dem letzten Konzert in Dresden oder gibt es auch neue Songs zu hören?

Auf jeden Fall! Wir haben einzelne Songs im Set ausgetauscht und wir werden auch neue Stücke spielen, die noch nicht veröffentlicht sind. Es lohnt sich auf jeden Fall, vorbei zu schauen, auch für alle, die beim letzten Mal schon dabei waren!

Ist denn ein neues Album schon im Anflug?

Wir haben tatsächlich ein neues Album in der Mache, es haben schon Vorproduktionen stattgefunden und wir planen, das dann im nächsten Frühjahr zu veröffentlichen. Einen genauen Termin gibt es aber aktuell noch nicht.

Dein Album „Here I am“, das du nach deinem Sieg bei „The Voice of Germany“ aufgenommen hast, hat inzwischen Goldstatus erreicht. Wie sehr liegt dir das noch am Herzen? Ich stell mir das ja schwierig vor, wenn man seine Songs immer selbst geschrieben hat und dann letztlich Stücke „übergestülpt“ bekommt, die andere geschrieben haben.

Damals habe ich das schon etwas verbissener gesehen, weil ich es einfach gewohnt war, meine Songs selbst zu schreiben. Ich hatte ja auch vor der Sendung schon zwei Alben gemacht und die selbst mitproduziert. Da musste ich mich dann erst mal mit arrangieren, das lag vor allem aber auch daran, dass das alles wahnsinnig schnell gehen musste. Ich hatte natürlich Demos und eigene Ideen für das Album, aber die konkrete Umsetzung hätte sehr viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir zur Verfügung hatten. Es war nicht ganz leicht, mich darauf einzulassen, Songs zu singen, die jemand anderes geschrieben hat – über die Jahre habe ich mir diese Songs dann aber zu Eigen gemacht. Wenn ich mir das Album heute anhöre, muss ich sagen, dass ich es tatsächlich mag. Ich kann mich heute auch noch mit identifizieren.

Seit du auf deine Teilnahme beim ESC überraschend verzichtet hast, ist ja einige Zeit vergangen. Im Nachgang hast du dich öffentlich zu deiner Depression und Angststörung bekannt, die hauptursächlich für die Entscheidung waren, diesen Schritt zu gehen. Wie geht es dir heute damit und war für dich der Auslöser, damit an die Öffentlichkeit zu gehen?

Da gibt es viele Aspekte. Das war zum einen wichtig, um eine weitere Karriere überhaupt möglich zu machen. Wenn man so etwas verbockt, dann muss man sich schon auch irgendwann mal öffentlich dazu äußern. Zum anderen finde ich es aber einfach auch wichtig, das zu thematisieren, dazu zu stehen und auch den Leuten zu zeigen: So etwas gibt es. Für mich führte dann auch irgendwann kein Weg mehr daran vorbei, als Leute angefangen haben, mich online auf fürchterliche Art und Weise zu beschimpfen.

Wie gehst du heute mit diesem Cybermobbing um?

Gut! Ich lese das tatsächlich alles nicht mehr. Meine Facebook-Seite wird von meinem Management betreut und alles, was da an Kommentaren kommt, wird vorher gefiltert. Natürlich darf jeder seine Meinung äußern und auch Kritik bleibt stehen. Alles, was aber in irgendeiner Form unter der Gürtellinie oder beleidigend ist, kriege ich gar nicht mehr zu Gesicht. Social Media kann man ja auch als Einbahnstraße nutzen – wer sich da nicht benimmt, fliegt halt raus.

„Recovery Case“ ist auch ein Stück weit Aufarbeitung der Zeit nach dem ESC. Wie leicht oder schwer fiel es dir, diese Erfahrungen so zu kanalisieren, dass am Ende ein Album dabei heraus kommt, das obendrein ja auch noch mega erfolgreich ist?

Das sind ja immer so Phasen, wo es einem nicht gut geht, das kommt eher schubweise. Wenn Leute darüber schreiben, wie sie mit Drogen experimentiert haben, machen sie das ja auch nicht direkt nachdem sie das Zeug eingeworfen haben, sondern danach – also im Idealfall (lacht). Ich glaube, dass man gerade aus Melancholie auch ganz viel Positives ziehen und das in Kunst wandeln kann. Wenn man möchte, und wenn man die Begabung dazu hat. 

Hast du eigentlich jemals was anderes gemacht als Musik?

Ich hab früher so dies und jenes gemacht, war Schreiner-Hilfsarbeiter und hab immer irgendwo gejobbt, einfach, um Geld zu verdienen. Ab dem Moment, wo ich für mich entschieden habe, hauptberuflich Musiker zu sein, hab ich das dann aber auch durchgezogen und ab da tatsächlich auch von der Musik gelebt.

Deine Musik geht ja schon vor allem in Richtung Rock und Blues, mit gelegentlich durchaus poppigen Tendenzen. Wie experimentierfreudig bist du denn mit anderen Einflüssen und Genres?

Ich bin da gar nicht festgelegt, ich schreibe immer so, wie es aus mir rauskommt. Wenn es dann eine poppige Hookline wird, ist das auch willkommen. Ich versuche, meinen Stil grundsätzlich beizubehalten, allerdings immer auch in einem aktuellen Gewand. Ansonsten ist es auch schwierig, in dieser ja doch eher popdominierten Welt zu überleben.

Was ist für dich das Schönste an deinem Musiker-Leben?

Wie bei jedem Job vermutlich, ist das auch hier die Entlohnung in Form von Bestätigung – wenn ich Songs geschrieben habe, die live performe und merke, dass die Leute etwas für sich rausziehen und mitnehmen, dann entsteht sowas wie eine Verbundenheit. Ein Gefühl von Verständnis, und das ist total wichtig, dass was man zurückbekommt.

Bist du mit deinen Fans im Austausch?

Absolut. Wir machen das so, dass wir nach jedem Konzert den Besuchern die Möglichkeit zum Austausch geben. Wer mit uns quatschen will oder ein Autogramm möchte, kann das tun, und wir gehen auch tatsächlich erst wieder weg, wenn da keiner mehr ist, der irgendwas von uns möchte (lacht).

Hast du eigentlich noch Lampenfieber?

Klar. Ich bin immer noch vor jeder Show aufgeregt. Das wandelt sich dann aber sehr schnell in positive Energie um. Natürlich gibt es einen gewissen Druck, dann auch abzuliefern und den Leuten einen guten Abend zu schenken. Aber ich kann mich da ganz gut reinfallen lassen und hab auf jeden Fall immer Spaß auf der Bühne.

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Termine:

13.11.17 Dresden, GrooveStation

15.11.17 Berlin, Columbia Theater

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