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One Night Paint: Die Artnight Dresden


Spätestens seit dem Auftritt bei der „Höhle der Löwen“ sprechen immer mehr Leute über das kreative Start-up aus Berlin. Die Gründer Aimie und David entwickelten 2016 die ArtNight, um einen geselligen Abend mit Kunst fürs Wohnzimmer zu kombinieren. Wir haben mal einen Abend mitgemischt!


Spätestens seit dem Auftritt bei der „Höhle der Löwen“ sprechen immer mehr Leute über das kreative Start-up aus Berlin. Die Gründer Aimie und David entwickelten 2016 die ArtNight, um einen geselligen Abend mit Kunst fürs Wohnzimmer zu kombinieren. Wir haben mal einen Abend mitgemischt!

Das Ganze erinnert an ein Franchise-Konzept: Lokale Künstler suchen sich Kneipen und Bars als Location, besorgen das Material und bekommen volle Kurse durch das Marketing der ArtNight. Auf der Webseite findet ihr fast jede Woche eine ArtNight für Dresden, immer mit einem anderen Motiv und in verschiedenen Locations quer durch die Stadt. So könnt ihr vorher schon sehen, welches Bild ihr am Ende ungefähr mit nach Hause nehmt. Das Ticket zum kreativen Abend gibt es für 34 € pro Person. Speisen und Getränke werden zu den üblichen Preisen vor Ort angeboten. Inzwischen gibt es die ArtNight in 26 deutschen Städten – und das Angebot wächst stetig. 

Also wie ist es so, mit Fremden zu trinken, zu essen und vor allem zu malen? Und will man sich das dann wirklich an die Wand hängen? Die liebe Kaddi Cutz und ich hatten die Ehre, das Ganze mal zu testen. An einem Montag Abend treffen wir uns also mit dem 
Künstler Ricardo Schwarz und 14 anderen im Café Müller am TU-Campus. 

Kaddi, als Wortgewandte aber Pinselfremde, ist skeptisch, wie aus dem Abend eine ansehnliche Leinwand entstehen soll. Ich selbst fühle mich mit einem Pinsel durchaus wohler, wenn auch eingerostet. Die perfek
te Konstellation also um zu sehen, ob das Konzept wirklich jeden zum Künstler macht.

Was uns beide auf jeden Fall von der ersten Minute beeindruckt, ist Ricardo. Ein wenig exzentrisch, wie Künstler eben oft sind, ist er wunderbar offen und strahlt eine herzensgute Wärme aus. Aktuell leitet er alle Dresdner ArtNights, veranstaltet selbst Abende in seinem Pieschener Atelier und malt jede Woche mit den Kindern im Kindergarten Pfiffikus. Über den Abend setzt er alles daran, dass jeder von uns mit einem schönen Bild und einem Lächeln nach Hause geht – selbst Kaddi. Am Anfang sind alle natürlich noch ein wenig ruhig und die meisten bestellen sich ein Weinchen. Vor jedem von uns steht eine Staffelei mit einer weißen 30 x 40 cm Leinwand, Pinsel, ein Pappteller und Farben. Außerdem klemmt an jeder Staffelei eine kleine Lampe. Nach einer kleinen Vorstellung legt Ricardo direkt los und hält zwei Stapel kopierte Dresden-Silhouetten in die Höhe – mit oder ohne Elbe. Das gewählte Motiv klemmen wir nun jeder zusammen mit der Lampe hinter die Staffelei und Tadaa, das schöne Dresden erscheint auf unseren Leinwänden. Mit dem Bleistift ist sie schnell nachgemalt und wir drehen das Licht wieder 
nach vorn. Nun beginnt der bunte Teil des Abends. Beim Rüberreichen und Zusammenstellen der eigenen Farbkombinationen bricht das Eis dann auch endgültig und jeder kommt ins Gespräch. Ricardo erklärt uns immer die nächsten Schritte und führt sie selbst vor – kopfüber mit der Leinwand vor dem Bauch. Wir sitzen erstmal da und staunen – der weiß, was er tut! Alle etwas nervös, beginnen wir mit der Farbe Frauenkirche und Co. auszumalen. Schnell ist jeder gefangen in seinem Gepinsel, Gewische und Gekleckse. Bei mir entsteht Ehrgeiz und Detailversessenheit, bei Kaddi eher Verzweiflung und Weindurst. Nach etwa einer Stunde gibt es eine Pause, in der man was essen und mal einen Blick auf die anderen Werke werfen kann. Wenn wir auch alle dasselbe Motiv hatten, sind ganz viele Varianten des Dresdner Panoramas entstanden. Die Gruppe ist locker, plaudert über Lokales. Die ganze Zeit spricht Ricardo Mut zu, hilft und erzählt, während der Wirt des Café Müller Witze und Getränke durch die Tür bringt.

Nach etwa drei Stunden bestaunen wir unsere fertigen Werke und es gibt noch ein Abschieds-Gruppenbild. Während alle allmählich aus der Tür wuseln, stelle ich fest: was für ein schöner Abend! Ich habe wunderbare Menschen und einen talentierten Künstler aus meinem Viertel kennengelernt, mein Bild gefällt mir auch. Und Kaddi? Die guckt ein wenig betrübt auf ihre Leinwand, schaut dann in die Runde und lacht: „Das schenk ich meiner Mama, Mamas sind immer stolz!“ 

Also, schnappt euch gute Freunde und genießt einen gemütlichen Abend in bunter Runde, bei der ganz nebenbei euer eigenes Kunstwerk entstehen kann!

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