Alles über den ältesten Technoclub Ostdeutschlands 25 Jahre Distillery: Happy Birthday!

Die Distillery feiert dieses Jahr ihren 25. Geburtstag. Wir verraten euch zur Feier des Tages ein paar Details über den ältesten Technoclub Ostdeutschlands.

© Anna Heinze
Die Distillery ist aus Leipzig nicht wegzudenken. Am 18. September 1992 öffnete sie zum ersten Mal ihre Türen und feiert in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag. urbanite gratuliert herzlich und verrät euch zur Feier des Tages ein paar Details über den ältesten Technoclub Ostdeutschlands.

Im Jahre 1992 erwachte eine alte Brauerei in der Biedermannstraße wieder zum Leben. Allerdings nicht als Betrieb an sich, sondern als wummernde Partylocation, in der die Regeln des Alltags außer Kraft gesetzt wurden. Ohne Mietvertrag u.ä. wurde in diesem Keller die Distillery geboren. Ab Oktober startete sogar ein regulärer Clubbetrieb. Doch die Illegalität und fehlende Konzessionen sollten der Location zum Verhängnis werden. Die Distillery, liebevoll auch Tille genannt, musste 1995 umziehen – und zwar in die Kurt-Eisner-Straße, wo sie sich bis heute pudelwohl fühlt. 

Die Tille wurde schnell immer bekannter und zählt heute zu den 15 einflussreichsten Technoclubs Deutschlands. National und international gefragte Künstler waren schon zu Gast. Dazu zählen beispielsweise bekannte DJs wie Sven Väth, DJ Koze und Rødhåd. Doch nicht nur Techno und House haben eine Anlaufstelle in der Tille gefunden. Mittlerweile finden ebenfalls eine Menge Veranstaltungen zu Reggae, Hip Hop und anderen Musikrichtungen statt. Auch Livekonzerte und Poetry Slams werden hier ausgerichtet. 

Ein zweites Wohnzimmer

Wir fragen bei Martin Driemel, der für Marketing und PR des Clubs verantwortlich ist, nach, was die Distillery so besonders macht: „Ihre Gäste bzw. ihr Publikum und die Crew im Hintergrund – sprich ihre Familie und ihre Freunde, welche als feste Institution hinter dem Club stehen und die Distillery zu dem machen, was sie ist: Ein Ort der Zusammenkunft und ein zweites Wohnzimmer.“ 

Nach unzähligen Zusammentreffen, durchtanzten Nächten und eskalierten Räuschen kam es zu einem Dämpfer. „2011 wurde mit einer Planung für das gesamte Gelände, auf dem sich auch die Distillery befindet, begonnen, die in letzter Konsequenz eine Bebauung des Areals mit Wohnhäusern vorsieht. Wir haben im Januar 2014 einen Stadtratsbeschluss erwirkt, in dem sich die Stadt Leipzig zur Distillery als ,wichtigen Bestandteil der Kulturstadt Leipzig‘ und ‚zum Erhalt Distillery am derzeitigen Standort‘ bekennt“, erzählt uns Martin Driemel. 1.500 Menschen gingen damals für den Erhalt der Tille auf die Straße.

Unterkriegen lassen? Steht nicht auf der Agenda!

Der Club stand bei seiner Gründung für eine Bewegung gegen eine Spießergesellschaft. Heutzutage ist die Distillery zu einem Leipziger Aushängeschild geworden. Dies merkt man unter anderem auch daran, dass passend zum 25. Geburtstag eine Straßenbahn nach ihr benannt wird. Leipziger hatten die Möglichkeit, online abzustimmen, welcher Club dies verdient hätte. Die Tille gewann mit mehr als 1.520 Stimmen Vorsprung zum Zweitplatzierten.

Doch immer wieder kursieren die verschiedensten Gerüchte über die Schließung des Technoclubs. Auch hier kann uns Martin Driemel etwas beruhigen: „2013 wurde das Bahngelände an einen Investor verkauft. Wir entwickeln daher schon einen Plan B, der natürlich heißt: neue Location. Die Details möchten wir an dieser Stelle aber nicht verraten, nur so viel: Man hat uns in den letzten 25 Jahren nicht kleinbekommen und wir haben auch nicht vor, dass sich das in den nächsten 25 Jahren ändert. Unser aller Wunsch ist es, nicht stehen zu bleiben, sondern die Distillery in den nächsten Jahren immer weiterzuentwickeln – und wenn sich mit einer neuen Location neue Möglichkeiten ergeben, werden wir die Chancen nutzen. Es gibt verschiedene Ideen, wohin sich das Projekt „Distillery“ entwickeln kann. Darüber aber mehr zur passenden Zeit.“ Dass die Tille nicht im Erdboden versinken darf, ist für alle Besucher wohl klar. Denn anders als Kritiker oftmals behaupten, gehört auch das Nachtleben und die damit verbundenen Einrichtungen zur Leipziger Kultur. Bei einer Podiumsdiskussion Leipziger Politiker in der Distillery vor einiger Zeit sprachen sich die Akteure mehrheitlich für den Erhalt von Clubs aus, allerdings halten viele einen konkreten Kulturraumschutz für unnötig. 

Die Zukunft des Technoclubs ist also ungewiss, aber auch wir sind uns wie Martin Driemel sicher, dass sich die Distillery auch in den nächsten 25 Jahren nicht unterkriegen lässt. Dafür viel Kraft und erst mal: Happy Birthday!