Leipzigs sportliche Breite, Tiefe und Höhe 65 Jahre SC DHfK Leipzig e.V.

Die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) war zu DDR-Zeiten die führende Ausbildungsstätte für Sportwissenschaft – nun feiert der Verein sein 65-jähriges Bestehen.

Die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) war zu DDR-Zeiten die führende Ausbildungsstätte für Sportwissenschaft. Nach der Wende wurde sie abgewickelt, aus ihr entstand die heutige Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig. Geblieben ist der fast gleichzeitig zur DHfK gegründete Sportverein SC DHfK Leipzig e.V., der nun sein 65-jähriges Bestehen feiert.

Das Markenzeichen des Vereins ist die Breite des Sportangebotes. Gründungsabteilungen 1954 waren Handball, Kanu, Leichtathletik, Radsport, Rudern und Schwimmen. Heute ist der SC DHfK Leipzig Stammverein von insgesamt 17 teilweise sehr unterschiedlichen Abteilungen und knapp 6.700 Sportbegeisterten in Leipzig, Tendenz steigend. War man früher ganz dem Leistungssport verschrieben, gibt es heute auch zahlreiche Angebote im Bereich Kinder-, Breiten-, Gesundheits- und Behindertensport.

© SC DHfK Leipzig e.V.
Die Erfolge von Sportlerinnen und Sportlern des SC DHfK Leipzig haben dem Verein nicht nur national, sondern auch international ein großes Ansehen verschafft. Allein bis 1989 errangen SC DHfK-Sportler 93 olympische Medaillen und 136 Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften. 2015 krönte das Rekordinstitut für Deutschland den SC DHfK Leipzig e.V. gar zum erfolgreichsten Sportverein der Welt mit damals insgesamt 384 errungenen Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. International vertreten sind Aktive des SC DHfK Leipzig derzeit vor allem in Sportarten wie Kanu-Rennsport, Leichtathletik, Radsport, Rudern, Schwimmen, Wasserspringen, Paratriathlon und auch Handball. 25 Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Weltcups im Sportjahr 2018 stehen zu Buche, 2019 sind es allein schon 17, wobei noch einige Top-Veranstaltungen, beispielsweise die Leichtathletik-WM in Doha (27. September bis 6. Oktober), anstehen.

Ein weiteres Top-Ereignis folgt im kommenden Jahr, steht allerdings schon jetzt im Fokus: In das „Team Tokio“ (Olympische Spiele 2020) sind vom Deutschen Olympischen Sportbund 17 Sportler des SC DHfK Leipzig berufen und dürfen sich berechtigte Chancen auf eine Nominierung machen. Bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 holten drei Leipziger Goldmedaillen. An diesen Erfolg möchte man 2020 natürlich gerne anknüpfen.


65 Jahre SC DHfK Leipzig e. V. – Die Feier

Der SC DHfK Leipzig lädt herzlich zu den Feierlichkeiten anlässlich des 65-jährigen Jubiläums ein. Diese finden im Rahmen des Handball-Bundesligaspiels SC DHfK Leipzig gegen FRISCH AUF! Göppingen am 15. September 2019 in und um die Arena Leipzig statt. Als Spieltagssponsor wird Ur-Krostitzer für Erfrischung sorgen. Zum weiteren Programm soll die Ehrung von verdienstvollen Mitgliedern des Vereins gehören. Vor Ort sind auch Ansprechpartner der verschiedenen Abteilungen, um über das Sportangebot des SC DHfK Leipzig e.V. zu informieren.

© Walther Rohrlapper

Die Abteilungen im Überblick 

1. Fitness- und Gesundheitszentrum sowie Kindersportzentrum

Seit 1991 gibt es das Fitness- und Gesundheitszentrum des SC DHfK Leipzig. Seit 2006 gibt es zusätzlich ein Kindersportzentrum, welches mittlerweile etwa ein Drittel der über 3.500 Aktiven dieser Abteilungen ausmacht. Das Interesse an Kindersport ist gerade in einer jungen und wachsenden Stadt wie Leipzig ein großes Thema. Der Verein möchte die gesamte Abteilung in den kommenden Jahren ausbauen.

2. Finswimming (über 60 Mitglieder)

Die exotisch anmutende Sportart wird bereits seit 1994 vom SC DHfK Leipzig angeboten, sowohl leistungsorientiert, als auch als Breitensport. Angelehnt an die Fortbewegung der Delfine schwimmt man beim Finswimming mit einer einzigen Flosse für beide Füße. Einige Aktive des SC DHfK Leipzig zählen zu den besten der Welt.

3. Floorball (über 130 Mitglieder)

Seit 2005 spielt man beim SC DHfK Leipzig Floorball. Es gibt fünf Nachwuchsmannschaften (U9 bis U17) sowie drei Herrenteams. Die erste Mannschaft spielt derzeit in der 2. Bundesliga. Als Spiel- und Trainingsstätten werden die Sporthallen am Rabet, Brüderstraße sowie Leplaystraße und die Nebenhalle der Arena Leipzig genutzt.

4. Handball (knapp 350 Mitglieder)

Handball ist eine der bekanntesten Abteilungen des SC DHfK Leipzig. Die Tradition des Handballsports reicht weit bis in die Anfangsjahre des Vereins zurück. Den größten Erfolg feierten die Handball-Herren 1966 mit dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister. Die erste Mannschaft des SC DHfK Leipzig gehört heute fest zur Handball-Bundesliga. Äußerst erfolgreich sind auch die Jugend- und Juniorenteams, die jeweils deutschlandweit zu den Besten ihrer Altersgruppe gehören. Auch im Freizeitbereich stellt der Verein mehrere Damen- und Herrenmannschaften.

5. Judo (über 100 Mitglieder)

2011 wurde die Abteilung Judo beim SC DHfK Leipzig neu eingerichtet. Bereits von 1961-1972 war Judo Teil des Sportangebots. Heute richtet sich das Vereinsangebot an Sportbegeisterte jeglichen Alters. Im Jugendbereich steht speziell die regionale Talententwicklung im Vordergrund. Trainiert wird in der Judohalle am Sportforum 3.

6. Kanu (fast 300 Mitglieder)

Bereits im Gründungsjahr 1954 wurde beim SC DHfK Leipzig Kanusport betrieben. Der erste Leipziger Olympiasieger war Rennkanute: Dieter Krause gewann 1960 in Rom Gold mit der 4x500m-Staffel. Die Abteilung „Kanu“ umfasst heute neben dem Leistungssport auch verschiedene Jugendklassen. In die Abteilung gehört außerdem das Beachvolleyball-Angebot des Vereins mit insgesamt zwei Plätzen.

7. LAZ und Leichtathletik (zusammen fast 700 Mitglieder)

In beiden Abteilungen, die ebenfalls zu Vereinsgründung bestanden, trainieren ähnlich viele Aktive. Das LAZ umfasst vor allem den Leistungssport, Nachwuchsleistungssport, Bundes- sowie Landesstützpunkte. Es ist gleichzeitig Partner des Sportgymnasiums und der Sportoberschule. Zur Abteilung „Leichtathletik“ zählen überwiegend der Breitensport sowie verschiedene Lauftreffs und Gruppentrainings.

8. Radsport (über 140 Mitglieder)

Diese Abteilung bietet die komplette Bandbreite von Kinder-Treffs (ab 5 Jahren) bis zum Seniorenfahren. Hinzu kommen Nachwuchsleistungstraining und Leistungssport. Erfolgreichster Athlet ist der Leipziger Felix Groß. Er kann sich als aktueller U23-Europameister in der Einerverfolgung berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio machen.

9. Rollstuhlsport (über 20 Mitglieder)

Seit 1990 besteht die Abteilung Rollstuhlsport, wozu Wettkampfsport sowie Leichtathletik und Rollstuhl-Basketball gehören. Genutzt werden die Sporthalle des Gustav-Herz-Gymnasiums und die Nordanlage am Sportforum.

10. Rudern (über 200 Mitglieder)

Bereits im Gründungsjahr des Vereins wurde Rudern angeboten. Mittlerweile umfasst diese Abteilung neben dem Leistungs- und Wettkampfsport auch Rudern für Kinder, Jugendliche, Senioren und allgemein Anfänger aller Altersgruppen.

11. Schwimmen (knapp 500 Mitglieder)

Die Abteilung Schwimmen ist ebenfalls seit Vereinsgründung angegliedert. Schwimmen wird in verschiedenen Altersgruppen (ab 5 Jahren) wettkampforientiert und als Freizeitsport angeboten. Außerdem bietet der SC DHfK Leipzig auch Schwimm-
unterricht für Kindergärten an. Als Trainingsstätten stehen verschiedene Schwimmhallen der Stadt zur Verfügung.

12. Speed- und Inlineskating (über 130 Mitglieder)

Seit 2003 bietet der SC DHfK Leipzig eine große Bandbreite an: Skating – Kinderskating, Fintess-Skating, Speedskating und Rollerderby. Das Training findet ausschließlich in der Anlage Diderotstraße statt. Sowohl Kinder als auch Erwachsene können sich zu Trainingskursen anmelden. Auch im Skating gibt es die Möglichkeit, Leistungssport zu betreiben.

13. Skisport (ca. 60 Mitglieder)

Skisport im Freizeit- und Wettkampfbereich für Kinder und Erwachsene wird seit 2011 angeboten. Dazu gehören Kinderkurse (bspw. Skilanglauf, Skiroller) und Familiensport (bspw. Familien-Ski-Freizeiten). Die Abteilung Skisport des SC DHfK Leipzig bietet seit 2015 außerdem die Möglichkeit an, Biathlon zu trainieren. Hierfür wurde eine Kooperation mit der Leipziger Schützengesellschaft geschlossen.

14. Synchronschwimmen (30 Mitglieder)

Bereits 1989 wurde die Abteilung Synchronschwimmen beim SC DHfK Leipzig gegründet. Bis vor einigen Jahren wurde hier Leistungssport betrieben, heute wird Synchronschwimmen nur noch als Freizeit-
sport angeboten. Ein neues Angebot der Abteilung ist das sogenannte Mermaidschwimmen, wobei eine Monoflosse künstlerisch ähnlich eines Fischschwanzes gestaltet ist – Show-Darbietungen sind in Planung. Trainingsstätte der Abteilung ist die Universitäts-Schwimmhalle Mainzer Straße.

15. Triathlon (über 150 Mitglieder)

Triathlon hat aufgrund seiner Vielseitigkeit in den vergangenen Jahren zunehmend an Beliebtheit gewonnen. Beim SC DHfK Leipzig wird der Sport bereits seit 1991 angeboten. Die Abteilung umfasst neben dem Breitensport auch Nachwuchs- und Leistungssport. Äußerst erfolgreich im Bereich Paratriathlon ist der für den SC DHfK Leipzig startende Paralympics-Sieger, Weltmeister und mehrfache Europameister Martin Schulz.

16. Wasserspringen (über 160 Mitglieder)

Ab dem Alter von vier Jahren bietet der SC DHfK Leipzig unter anderem in der Abteilung Wasserspringen Kinderturnen an. Turnerische Fitness ist die Grundlage für ein elegantes Abtauchen ins Wasser. Bereits seit 1969 gehört die Abteilung Wasserspringen zum Verein, es wird neben dem Nachwuchs- auch der Leistungssport befördert. Mit Stephan Feck und Friederike Freyer stehen gleich zwei Leipziger aus dieser Abteilung im „Team Tokio“.

© SC DHfK Leipzig e.V.

Interview mit Alexander Schlenzig, Generalsekretär des SC DHfK Leipzig

Seit Herbst 2018 leitet Alexander Schlenzig als Generalsekretär in der Geschäftsstelle die Geschicke des Vereins. Der 37-Jährige studierte Sportmanager ist seit etwa zehn Jahren im Leipziger Vereinssport aktiv, die längste Zeit davon beim ATV Leipzig 1845.

Herr Schlenzig, welche Rolle spielt der Verein SC DHfK Leipzig e. V. aus Ihrer Sicht in der Leipziger Sportlandschaft?

Der Verein ist der größte der Stadt und des Bundeslandes, zumindest was die Sporttreibenden angeht. Rein leistungssportlich würde ich behaupten, dass wir mit unserer Abteilung Handball und unseren Bundesstützpunkten der führende Verein in Leipzig sind. Ich akzeptiere, dass RB Leipzig auch einen hohen Leistungsanspruch hat, aber eben für eine Sportart. Neben dem Leistungssport spielt bei uns auch der Breitensport eine wichtige Rolle. Ich würde sagen: In Leipzig kennt fast jeder den Namen „SC DHfK“, vergisst aber gerne, dass es neben Handball und den publikumswirksamen Sportarten noch viel mehr gibt.

  

Woran kann das liegen?

Ich merke, dass teilweise Vereinsmitglieder selbst die Größe des eigenen Vereins nicht einschätzen können. Anders als andere Großvereine haben wir zwar ein Vereinsheim, allerdings keine große Vereinsstätte. Wir sind kein Monopolist im Sinne von Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg oder Hannover 96, die für den Großteil ihrer Sportarten ein Gelände haben – wo jedem gleich beim Betreten die Größe des Vereins bewusst wird. Wir sind sehr dezentral, schaffen dadurch aber für unsere Sportlerinnen und Sportler, die idealen Bedingungen zu bekommen. Dass wir auf die ganze Stadt verteilt sind, ist nicht nur ein Markenzeichen des SC DHfK Leipzig, sondern auch unser Ziel. Wir wollen in möglichst vielen Stadtteilen aktiv sein, um vielen Leipzigerinnen und Leipzigern die Möglichkeit zum Sporttreiben zu bieten.

Wie würden Sie die Entwicklung des Vereins aktuell beschreiben?

Sportlich ist der Fokus momentan bei allen Abteilungen, die dem Leistungssport verbunden sind, auf die Olympischen Spiele in Tokio gerichtet. Das betrifft immerhin die Hälfte unserer Abteilungen. Es geht in der jetzigen Phase darum, die Startplätze für Olympia 2020 zu erlangen oder zu bestätigen. Ein anderes Thema ist unsere Entwicklung in der Breite: Wir wollen und müssen perspektivisch wachsen. Wir stoßen zum Beispiel mit unserem Standort am Sportforum an sehr große Kapazitätsgrenzen. Wir haben für den Kindersport eine Warteliste von über 300 Kindern im Alter von eineinhalb bis acht Jahren. Die können wir nicht aufnehmen, weil wir keine Sportflächen zur Verfügung haben, auf denen wir sie betreuen können. Es gibt diverse Gespräche mit der Stadt. Wir haben viele gute Ideen und verschiedene Anträge für den Ausbau der Sportanlagen. Da hoffen wir in den kommenden Jahren auf Erfolge. Dieses Jahr ist noch der Baubeginn einer Anlage am Klingerweg geplant – ein Neubau des Bundesstützpunkts DKV (Deutscher Kanuverband, Anm. d. Red.), bei dem wir Trägerverein sind. Es sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um hier weiterhin auf Top-Niveau trainieren zu können.

Wie sehen Ihre Geburtstagsgrüße für den Verein aus?

Ich wünsche dem Verein das, was ich auch meiner Familie wünsche – Gesundheit, Erfolg und ein gutes Miteinander: Finanzielle Gesundheit, sportlichen Erfolg. Und ich finde es wichtig, dabei die Menschlichkeit nicht zu vergessen.