Lyrik im Topf Ab in die Küche: HUWA

urbanite-Redakteurin Anna hat hinter die Kulissen vom HUWA-Restaurant geschaut und u.a. gelernt, dass in eine gute Carbonara-Soße keine Sahne gehört…

Manche Dinge ändern sich nie. Zum Beispiel, dass in eine wirklich gute Carbonara-Soße keine Sahne gehört. Weitere Lebensweisheiten lerne ich, als ich dem HUWA einen Besuch abstatte.

© Steffen Heyde

Die letzten Male, die ich am HUWA im Barfußgässchen vorbeigefahren war, hatte ich mich schon gewundert, welches neue Restaurant da wohl aufgemacht hat. Über dem Eingang prangte ein neues, modernes Logo und auch im Inneren des ehemaligen „Hundertwasser“ schien sicht etwas getan zu haben. „Nach 19 Jahren wollten wir den Laden mal wieder etwas aufhübschen“, beschwichtigt Inhaber Robert mich. Hinter der Bar funkeln nun zahlreiche Gläser in einer neuen Regalwand, auch die obere Etage hat ein paar mehr Sitzmöglichkeiten inklusive herrschaftlichem Balkon und kuscheliger Chill-Ecke bekommen. Durch eine große Glasfront kann man den Köchen oben quasi in die Töpfe gucken. Und seit der Neueröffnung lädt das HUWA auch ab und zu zu 80/90er Partys.

Von Bali bis Argentinien 

© Anna Gumbert

Ich studiere die Speisekarte, um mir ein Gericht herauszusuchen, welches ich heute probieren möchte. Das ist gar nicht mal so einfach, denn hier gibt es so ziemlich alles, was das Herz begehrt: Buddha Bowls, Nudeln in verschiedenen Formen, den obligatorischen Burger, Suppen, Curry, Steak, Süßes … Die Variation kommt wohl unter anderen von den unterschiedlichen Köchen: Einer brachte Inspiration aus seinem Bali-Aufenthalt mit, der andere Tricks aus der argentinischen Küche. Robert und ich einigen uns auf Spaghetti Carbonara, denn er weiß, wie man diese „richtig“ zubereitet: Ohne Sahne und Milch nämlich! Ich runzele gespannt die Stirn. Als Vorspeise soll es Rindertatar geben.

Ich schneide das feine Rinderfilet in sehr kleine Stücke, genauso wie eine Schalotte, Anchovis und Kapern. Von Robert bekomme ich lebensrettende Tipps, wie ich fingersparend das scharfe, große Messer bewege. Das Gemisch bekommt noch ein „Dressing“ aus Worcester-Soße, Ketchup, Salz, Pfeffer, Öl und Butter. Einige Kapern werden frittiert und als Deko wie kleine, süße Blumenknospen auf dem Teller serviert. Wir schmausen die Vorspeise im Frei-sitz und der Blick eines neugierigen Passanten bleibt hungrig daran kleben.

  

Erste Sahne ohne Sahne

© Anna Gumbert

Das war aber noch nicht alles, schließlich soll ich auch lernen, wie man eine „richtige“ Carbonara zubereitet. Ich brate feine Schinkenstücke an, dazu kommen die Nudeln. On Top eine einfache Soße aus einem Ei, einem weiteren Eigelb, edlem Parmesan
und schwarzem Pfeffer. Die kommt nicht etwa mit in die Pfanne, vielmehr werden die Nudeln und der Schinken direkt darin angerichtet, damit daraus keine Spiegelei-Masse wird. „Das ist ein Arbeiter-
Gericht“, erklärt Robert, „der schwarze Pfeffer steht für den Rauch aus den Minen, in denen die Italiener früher schuften müssen“ und ich finde, dass das absolut lyrisch kling. Das Essen ist auch ein Gedicht: Die Nudeln schmecken trotz fehlender Sahne cremig und dank dem Parmesan unheimlich würzig. Der schwarze Pfeffer ist das (nicht vorhandene) Sahnehäubchen obenauf. Lecker!

Für beide Gerichte haben wir nicht mehr als 20 Minuten gebraucht. Das scheint das Konzept des HUWA zu sein: Einfache und schnelle Gerichte, aber gute Zutaten. Auf der Mittagskarte findet man saisonal gerade Pfifferlingsgerichte für um die neun Euro. Und selbst wenn ein Laie wie ich hinter den Töpfen steht, scheint man hier nicht lange auf sein Essen warten zu müssen.

© Anna Gumbert

HUWA | Café • Bar • Wohnzimmer

Barfußgässchen 15

Mo bis Do 8-0 Uhr, Fr und Sa 8-2 Uhr und So 9-0 Uhr

Mo bis Fr Frühstücks-Buffet, Sonn- und feiertags Brunch (8-12 Uhr)

www.huwa-leipzig.de