Wohnzimmer im Westen Ab in die Küche: PASTEL Cafébar

Wir sind zum Pastel-Backen in die PASTEL Cafébar auf der Georg-Schwarz-Straße eingeladen. Und würde dann bei Besitzerin Nadine am liebsten selbst als Törtchen-Bäcker anheuern.

Ich bin zum Pastel-Backen in die PASTEL Cafébar auf der Georg-Schwarz-Straße eingeladen. Und würde dann bei Besitzerin Nadine am liebsten selbst als Törtchen-Bäckerin anheuern.

Kaum betritt man die PASTEL Cafébar mitten auf der Georg-Schwarz-Straße im Leipziger Westen, wird man gleich vom eifrigen Rascheln kleiner Krallen auf dem Boden begrüßt: Lotti, die Französische Bulldoggen-Dame, bezahlt ihre „Miete“ bei Besitzerin Nadine mit ihrer Arbeit als Begrüßungskomitee.

© EHH Fotografie

Draußen regnet es, im Inneren des Cafés geht ein klein wenig die portugiesische Sonne auf: Bunt gemusterte Fließen ziehen sich über den Boden, darauf drängeln sich kleine Tischchen mit frischen Blumensträußen. Nadine kommt aus ihrer Küche und begrüßt mich. Wir werden heute echte „Pastel de Nata“ (ausgesprochen: „Paschtel“) backen, jenes legendäre Gebäck, nach dem der Laden benannt ist. Warum gerade das Pastel? „Einmal schmeckt das einfach richtig gut“, erklärt die Pastel-Expertin, die ihr erstes Gebäck auf Reisen in Lissabon probiert hat. Und außerdem sei das kleine Törtchen eine willkommene Abwechslung zu den Reformationsbrötchen, Krapfen und Co.

  

Ein Lichtblick im Dunkeln

Die Pastéis (Plural von Pastel) gibt es bei Nadine in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen: Nuss, Kokos und das Original mit Vanille. Weil Vanillepudding immer an Omis Gemütlichkeit erinnert, entscheiden wir uns für letzteres. Zitronenabrieb, Zimt und eine echte Vanilleschote werden geschnippelt und dann zusammen mit Milch und Zucker aufgekocht. In der Zeit bereiten wir den Blätterteig vor, den wir in Förmchen drücken, die an Muffins erinnern – nur flacher. Mit einem kleinen Trichter verteilen wir die Vanille-Masse in die einzelnen Formen. Also, ich brauche den Trichter – Nadine schafft das natürlich mittlerweile freihand.

Bei mir dauert es ein bisschen, bis die Griffe sitzen, Nadine hat da mehr Talent. Nicht nur die Pastéis gehen bei ihr über die Theke, sondern auch Kuchen und neuerdings Herzhaftes: Mittags kann sich in der Pastel Cafébar mit belegten Baguettes und Salat oder Quiche und einfache Nudelgerichte gestärkt werden.

© Anne Gumbert

Absolut beeindruckend: Nadine schmeißt den Laden quasi alleine – auch wenn das bedeutet, bei Stoßzeiten einen Gang hochzuschalten und auch noch abends 22 Uhr zu backen und das Café für den nächsten Tag vorzubereiten. „Das fühlt sich nicht wie Arbeiten an. Der Laden ist mein Wohnzimmer“, strahlt Nadine. Und dieses Wohnzimmer ist stets gut besucht, wie ich merke: Noch während wir die Füllung auf dem Blätterteig verteilen, geht die Tür auf, einmal, zweimal, dreimal. Nachbarn, Stammgäste und Kinder probieren, auch am Ruhetag eines der leckeren Gebäckstücke zu erhaschen oder einen Plausch mit der Inhaberin zu halten. Einer der Besucher ist sogar Portugiese. „An meinem ersten Tag in Leipzig war der Laden ein echter Lichtblick für mich“, erzählt er.

Probier’s mal mit Gemütlichkeit

Nach 15 Minuten im Ofen sind die Törtchen fertig. Der Teig ist knusprig, die Vanille-Füllung noch warm. Sogar den feinen Zitronenabrieb kann ich schmecken. Dazu „zapft“ mir Nadine noch einen Galão-Kaffee aus der Maschine. „Eine weitere portugiesische Spezialität, der Espresso und die Milch werden zusammen aufgeschäumt“, beschreibt Nadine das milchkaffeeähnliche Getränk. Die portugiesischen „Profis“ würden ein Loch in das Gebäck löffeln und mit Espresso füllen. Das ist mir aber ein bisschen zu professionell. Ein herzhafter Biss tut es nämlich auch. 

Nachdem ich voll mit Törtchen und Kaffee bin, will ich das „Wohnzimmer“ eigentlich gar nicht mehr verlassen. Die Schaufensterscheibe leuchtet auf dem Nachhauseweg hinter mir in einem warmen Licht im Herbstdunkel. 

Web: www.pastel-leipzig.de

© Anna Gumbert