Was die Speisekarte im Restaurant angeht, kann ich mich nie entscheiden. Im Taparazzi muss ich das auch gar nicht und schwelge in Aioli, Pimentos und Kartoffelstampf.
„Wir sind keine Spanier“, betont Küchenchef Florian gleich zu Beginn unseres Gesprächs, „deshalb sind das auch keine gewöhnlichen Tapas!“ Vielmehr wird hier bunt durch die deutsche, spanische, italienische und orientalische Küche experimentiert und die Ergebnisse in kleineren Portionen an den hungrigen Gast gebracht. Und das funktioniert so: Ich bekomme einen Bestellblock mit den Tapas des Monats und suche mir daraus welche aus. „Die meisten Gäste werden von etwa vier bis sechs Tapas komplett satt“, rät der Küchenchef. Die Entscheidung, welche Tapas ich möchte, fällt schwer, denn die Speisekarte hat es in sich: Pulled Beef, Marrokanisches Lammcurry, Gnocchi mit Ziegenkäse-Trüffel in Amarettobutter … ein wahres Schlaraffenland! Auf Empfehlung hin entscheide ich mich für Pimentos (Paprika) in Meersalz, einen groben Kartoffelstampf und einen leichten Sommersalat. Koch Tino lädt mich hinter die Küchentheke ein und öffnet für mich seine Töpfe. Die Pimentos brät er in grobkörnigem Salz an und haut dann noch ordentlich Knoblauch, Tomate und Zwiebel in die Pfanne. Für den Kartoffelstampf werden die Erdäpfel gekocht und mit der Schale zerstampft. Dazu kommt Butter und selbst gehobelte Muskatnuss.
Geschmackvolle Meetings
Auf der Karte stehen etwa 40 Gerichte, viele der Speisen wechseln monatlich. „Wir können hier kreativ sein wie in keiner anderen Küche“, freut sich Florian. Zu Beginn eines jeden Monats gibt es eine Schulung für alle Mitarbeiter, in der die neuen Gerichte erklärt und auch probiert werden dürfen. Klingt nach geschmackvollen Meetings! Aber nun zu meinem Sommersalat. Auf bittere Salatblätter kommt ein frisches Zitronendressing, außerdem Aprikose, Brombeeren, Granatapfel und etwas Feta. „Wir nutzen generell frische, saisonale Zutaten“, erklärt Florian, „in der Spargelsaison gibt’s Spargel und gerade eben stehen z.B. Pfifferlinge auf dem Plan.“ Und dann darf ich mein Essen selbst anrichten. In drei kleinere, hübsche Schälchen füllen wir die Speisen. „Teller sind hier eigentlich überflüssig“, lachen Tino und Florian.
Der kleine große Hunger
Mit meinem Brett setze ich mich an einen Tisch im Außenbereich des ehemaligen DDR-Friseurladens. Auch das Innere des Taparazzi, z.B. eine extrem gemütliche lange Couch, lädt zum Verweilen ein. 130 Sitze zählt das Restaurant, das auch für größere Veranstaltungen gebucht werden kann. Ich bin erst skeptisch, ob ich denn von drei solcher „Häppchen“ satt werde. Zur Vorspeise darf ich die köstliche Aioli probieren, die anders als die anderen Vertreter ihrer Art nicht so schwer im Magen liegt. Der Sommersalat hält, was der Name verspricht, schmeckt fruchtig und dank der bitteren Blätter erfrischend. Das Ungewöhnliche am Kartoffelstampf ist, dass die Schale noch dran und er nicht total zermatscht ist. Mit einem eigenen kleinen Mörser könnte ich hier nachjustieren, muss ich aber gar nicht. Mein absoluter Favorit sind die Pimentos. Die sind saftig und gleichzeitig lecker würzig dank Salzkruste und Knobi. Und oh Wunder – eigentlich bin ich bereits satt! Oder doch noch eine Runde Pimentos? Die verschiedenen Tapas kosten etwa zwischen drei und acht Euro. Abgerundet wird das Ganze von einer üppigen Getränkekarte, von der vor allem die hausgemachte Limonade zu empfehlen ist. Wer kennt ihn nicht, den neidischen Blick auf den Teller des Nachbarn, der sich eigentlich immer was Besseres bestellt hat? Im Taparazzi ist Schluss damit. Optimal kreuzt man hier mit mehreren Freunden oder der Familie auf. Dann kann man sich quasi einmal die Speisekarte bestellen und bunt durcheinander probieren und genießen … Übrigens: Ab sofort bietet das Taparazzi zwischen 9 und 15 Uhr auch Frühstück an – nach gleichem Prinzip wie die Abendkarte!
Reichsstr. 16-18, 04109 | Montag bis Samstag ab 16 Uhr geöffnet | Web: www.taparazzi.de
