Alle Farben im Interview Alle Farben über sein zweites Ich und Konzerte in Ostdeutschland

Alle Farben ist momentan auf „Music is my best friend“-Tour. Mit uns hat er über sein zweites Ich Mono Schwarz und Konzerte in Ostdeutschland gesprochen.

© David Rasche
Franz Zimmer aka Alle Farben ist ein Kreuzberger Export, welcher es schafft, sowohl den Radiohörer als auch den Clubraver in seinen Bann zu ziehen. Immer im Vordergrund: die Melodie. Tanzbar, fröhlich und mitunter auch melancholisch. Mit seinem neuen Album „Music Is My Best Friend“ geht er nun auf Tour und wird uns so am 25. Dezember 2016 im Täubchenthal ein paar akustische Sonnenstrahlen in die trüben Wintertage bringen. Ob er in Berlin demnächst ein Café eröffnet, wer sein zweites Ich Mono Schwarz ist und warum der Osten Deutschlands hart aber schön ist, erfahrt ihr hier.                        

„Music Is My Best Friend“ – wie fasst du dein neues Album zusammen?

Es ist sehr tanzbar geworden. Es ist sommerlich, fröhlich und wieder steht die Melodie im Vordergrund. 

Man kann ja jetzt schon einen kleinen Jahresrückblick wagen – was waren denn die herausragenden Momente 2016?

Auf jeden Fall die Festivalsaison! Mit „Please Tell Rosie“ im Rücken war es einfach wahnsinnig … Dabei war ich nie auf den ganz großen Mainstages, sondern eher den Secondstages – diese waren immer restlos voll und da gibt es einfach ‘ne geile Stimmung. Wenn du das Gefühl hast, dass mehr Leute zu dir wollen, als vielleicht für die Bühne vorgesehen sind … Der Festivalsommer war großartig! 

Manchmal spielst du ja auch unter dem Namen Mono Schwarz – darf man sich da ein Revers-Programm vorstellen?

Mono Schwarz ist ein bisschen düsterer und vor allem Techno. Obwohl ich der Melodie treu bleibe, ist es hart und technoid. 

Alle Farben ist aber dennoch der dominantere Akteur, oder?

Ja. Zwei Prozent darf sich Mono Schwarz zuschreiben und der Rest geht an Alle Farben (lacht). Ab und an mag ich diese Abwechslung einfach sehr. Als Mono Schwarz spiele ich vielleicht zwei bis drei Gigs im Jahr, mehr nicht.

Schwingt Mono Schwarz im neuen Album mit?

Nee, der bleibt in den kleinen Technoschuppen (lacht).

Letztes Mal sprachen wir über die Kehrseite des Business: Eine enge Freizeit. Wie ist dir die Balance dieses Jahr gelungen?

Ganz gut. Obwohl ich mehr Arbeit hatte, habe ich angefangen, auf Tour auch einfach zu leben. Ich fühle mich von Mal zu Mal wohler unterwegs – es fällt mir immer leichter. Dadurch, dass ich Anfang des Jahres zwei Monate in Asien war, habe ich gelernt, mich auch an heimatfernen Orten zuhause zu fühlen. Das hat sich dann auf das Jahr übertragen, denke ich. Anfang nächsten Jahres bin ich auch wieder in Asien. Dafür habe ich mir vor allem den Februar vorgemerkt, um in Thailand an meinem neuen Album zu arbeiten. 

Da willst du uns in dein neues Album wohl ’ne ordentliche Portion Sonnenschein mit einbauen?

(lacht). Ja, kann man so sagen. Ich mache grundsätzlich sommerliche und fröhliche Musik, warum dann nicht die Möglichkeiten nutzen? Ich denke, es wird der perfekte Ort, um an einem neuen Album zu arbeiten.  

Du meintest mal, dass du Auftritte in Ostdeutschland interessanter findest – nach wie vor?

Ja. Obwohl es nicht so einfach ist. Da ich ja doch gewissermaßen Mainstream bin, ohne das negativ zu behaften, und es im Osten eine größere Subkultur gibt, die sich gegen sogenannten Mainstream richtet. Das macht es für mich anspruchsvoller. Und ich muss sagen, dass ich die kritische Haltung gegen Kommerz und Mainstream völlig respektiere, auch wenn ich dadurch nicht mehr in jede Subkultur passe. Nach wie vor schätze ich meine Fanbase aus dem Osten Deutschlands sehr, weiß aber auch, dass es Leute gibt, denen ich zu groß geworden bin. Das ist auch völlig okay. 

Letztes Jahr erzähltest du, dass du es leider nicht schaffst, malerisch aktiv zu sein, da dir neben Zeit auch ein Atelier fehlt – Fortschritte diesbezüglich?

Zeitlich war es super schwierig. Aber jetzt ziehe ich um, bleibe aber in Berlin, und werde ein Zimmer haben, in dem ich mich malerisch austoben kann. Darauf freue ich mich sehr.

Gibt es weitere Dinge, die du dir für nächstes Jahr vorgenommen hast?

Der Fokus liegt natürlich auf dem nächsten Album. Da gibt es im Frühjahr eventuell die erste Single. Ansonsten gibt es wenige Vorsätze – die Klassiker kann ich leider auch nicht nehmen. Ich rauche nicht, esse kein Junk Food … Hm, mehr Sport machen? Vielleicht würde ich gerne mal einen Halbmarathon laufen.

Nun ein Blick nach vorne: Für immer DJ – kannst du dir das vorstellen?

Ich glaube, ich werde nie aufhören DJ zu sein, doch vielleicht irgendwann weniger spielen. Wenn ich jetzt am Stück zwei Wochen nicht spiele, fehlt mir das total. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass ich diese Karriere irgendwann in Ehren beende und nicht versuche, mich da oben elendig zu halten. Ich will mich nicht wie Westbam auf die Bühne quälen. Natürlich habe ich auch andere Sachen im Kopf – zum Beispiel ein kleines Café in Berlin: Schöne Musik und leckeren Kuchen (lacht) – das wäre eine schöne Kombi meiner Konditor- und DJ-Skills!