„Wir wollen jedes Spiel zu einem Event machen“ Amazonen Athletic Club Leipzig

Unter dem Motto „Gemeinsam Spaß am Sport“ hat sich der Amazonen Athletic Club Leipzig, kurz AAC, in Leipzig gegründet: Ein Gespräch mit Philipp Weber und Lars Kramarczyk

Unter dem Motto „Gemeinsam Spaß am Sport“ hat sich der Amazonen Athletic Club Leipzig, kurz AAC, vor etwa einem halben Jahr in Leipzig gegründet. Der einprägsame Name, angelehnt an die mythologische Figur der Amazone steht für Selbstbestimmtheit, Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit. Ab September startet der Verein um Handball-Nationalspieler Philipp Weber und Ex-Nationalspielerin Katja Kramarczyk mit einer Damen-Handballmannschaft im regulären Spielbetrieb. Ein Gespräch mit Philipp Weber und Finanzvorstand Lars Kramarczyk.

© Florian Eib
Hier, im Hinterhof der Gustav-Adolf-Straße im Leipziger Waldstraßenviertel, entstehen Ideen: „Eigentlich war alles ganz simpel. Wir haben eine fast einmalige Hausgemeinschaft“, erzählt Philipp Weber, Sportvorstand des AAC: „Wir treffen uns häufiger im Hinterhof zum Grillen oder so. Dabei ist dann unsere Idee für den Verein entstanden.“ Das ist etwa ein Jahr her und wie bei einem Start-up üblich, trug die hohe Motivation aller Beteiligten dazu bei, dass sich hier schnell etwas entwickelte. Dabei ist es wohl kein Zufall, dass mit Katja Kramarczyk und Tamara Bösch frühere Profihandballerinnen des HC Leipzig an der Vereinsidee beteiligt waren. Denn im September 2017 hatte die Profiabteilung des früheren Leipziger Vorzeigeclubs Insolvenz angemeldet. Das bedeutete einen Einschnitt in die Leipziger Sportgeschichte und viel Enttäuschung bei Spielerinnen und Verantwortlichen. Es bedeutete aber auch eine Chance, bestehende professionelle Strukturen im Sport zu hinterfragen: „Irgendwann war dann eigentlich nur die Frage, woran es scheitern würde, es mal anders zu versuchen“, bekräftigt Lars Kramarczyk.

„Der Profisport entfernt sich zunehmend vom Breitensport“

Für Kramarczyk stand von Anfang an fest, hierfür einen neuen Verein gründen zu wollen: „Manchmal braucht es einen unverbrauchten Blick. Wenn man sich neu gründet, dann ist es Teil des Gründungsprozesses, auch mal sämtliches, was man kennt, zu hinterfragen. Zum Beispiel, wie sinnvoll ist Bandenwerbung, wie sinnvoll ist ein VIP-Bereich und so weiter.“ 

Die Grundidee für den AAC sei auch aus einer kritischen Betrachtung des heutigen Profisports entsprungen, der immer stärker auf Kommerzialisierung ausgelegt sei. Dass bekannte Leipziger Sportprofis wie Philipp Weber und Katja Kramarczyk sich in dieser Form engagieren, ist durchaus bemerkenswert. Der Profisport entferne sich zunehmend vom Breitensport, da sind sich alle Beteiligten einig. Es ginge allerdings nicht grundsätzlich um Kritik an Vereinen, die auf Profisport ausgelegt sind, so Weber. Man versuche eben ein ganz anderes Modell. Vor allem wolle man nie den Blick für die Basis verlieren: „Bei Erfolgsdruck wird die Abteilung Breitensport mitunter vernachlässigt. Wir wollen versuchen, wenn wir in die professionelle Sphäre vordringen, den Breitensport überhaupt nicht zu vernachlässigen. Wir wollen unser Vereinsleben auf ein Niveau stellen, das sich von anderen Vereinen abhebt.“ Ziel für alle Beteiligten sei, den Spaß, den man als Profi oder Ex-Profi am Sport habe, mit anderen zu teilen.

Vereinssport neu gedacht?!

Diese Haltung kommt an: Für diese Saison hat man schon fast zwei Damen-Handballmannschaften voll bekommen können, einige Spielerinnen wechselten sogar bewusst aus höheren Ligen zu den Amazonen, auch wenn natürlich keine der Spielerinnen bezahlt werde, so Weber: „Ich glaube, die Resonanz rührt auch daher, dass wir Breitensport mit ehemaligen Spitzensportlern oder auch Leistungssportlern vereinen wollen und das nicht nur medial, sondern auch auf dem Spielfeld.“ Wie das funktionieren soll? Der Plan ist, dass über die Saison mehrfach bekannte Handballerinnen als Gastspielerinnen mit auf dem Feld stehen. So hätten alle Beteiligten etwas davon. Fans, Spielerinnen und ehemalige Profis, denen man so auch etwas geben könne, ergänzt Kramarczyk: „Das schreiben wir uns auch auf die Fahne. Wir wollen auch ehemaligen Sportlerinnen ,Danke’ sagen, natürlich auch mit dem Gedanken, dass sie dann über unsere Bühne dem Sport wieder etwas zurückgeben.“ Entsprechend gut sei die Resonanz auf die Vereinsidee auch unter Profisportlern gewesen. 

Wie die Spiele in dieser Saison im Konkreten ablaufen, steht derzeit noch nicht fest. Die Pläne des AAC darf man aber durchaus als ambitioniert bezeichnen. Man wolle jedes Spiel zu einem Event machen, freut sich Handballnationalspieler Philipp Weber: „So kann man auch den Spielerinnen in den unteren Ligen das Gefühl geben, dass sie für den Moment die Stars sind.“ Wie sich das dann tatsächlich im Spielbetrieb der siebtklassigen Bezirksliga umsetzen lässt, bleibt vorerst abzuwarten. Zum Saisonstart sind die Amazonen jedenfalls mit einem großen Kader, einer Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen, Logo, Vereinshymne und einer Leitidee gut aufgestellt. Wo das nun hinführe, müsse man abwarten, resümiert Kramarczyk, aber bei einem sei man sich sicher: „Wenn man Spaß am Sport hat, dann kommt der Erfolg irgendwann automatisch.“

Die Heimspiele des AAC Leipzig finden in der neu gebauten Sporthalle Goyastraße statt. 

Spiele im September: 1.9.2018, 18:30 Uhr: AAC – SG MoGoNo • 9.9.2018, 15 Uhr: Concordia Delitzsch – AAC • 16.9.2018, 18 Uhr: AAC – SC DHfK Leipzig • 23.9.2018, 14 Uhr: SG Rückmarsdorf-Löbnitz – AAC • 30.9.2018, 15:30 Uhr: AAC – HSG Neudorf/Döbeln

WEB: www.amazonen.club