Eine Retrospektive auf das Leben des Leipziger Künstlers im Museum der bildenden Künste Arno Rink: Ich male!

Dass es manchmal mehr als einen Anlauf zum Erfolg braucht, dafür ist Arno Rink das beste Beispiel: Zuerst wurde er an der HGB abgewiesen, heute ist er einer der bedeutendsten Künstler der ehemaligen DDR.

Der ostdeutsche Künstler-Papa, der unter seinen Fittichen viele berühmte Künstler wie Neo Rauch groß zog, hielt sich mit seiner eigenen Kunst stets bescheiden im Hintergrund. Umso spannender ist die neue Ausstellung des Museums der bildenden Künste, die retrospektiv auf das Lebenswerk des im letzten September verstorbenen Künstlers zurückblickt.

© VG Bild-Kunst Bonn, 2018
Die Ausstellung umfasst 65 Gemälde und Zeichnungen, die teilweise zum ersten Mal das Licht der Öffentlichkeit erblicken. In neun Räumen reisen wir chronologisch durch Rinks Schaffenswerk und erhalten dabei tiefe Einblicke in den sensiblen Kern des Künstlers, dessen Leben von krassen Wandlungen durchzogen war. In seinem frühen Werk werden wir überwiegend mit politischen Darstellungen von Kriegsszenen, Soldaten und Waffen konfrontiert. Diese wirken jedoch durch eine knallige Farbwahl und den Mix aus Figur und Fiktion überraschend harmonisch. Wer hier genau hinschaut, kann in seinen Gemälden den beflügelten griechischen Gott Ikarus entdecken. Rink lässt hier seine revolutionäre Willenskraft und das Streben nach Freiheit in einem totalitären System durchblitzen. In seinen späteren Schaffensjahren entdeckt der Maler seine künstlerische Obsession für weibliche Frauenkörper, die zum zentralen Thema seiner Bilder werden. Die zurückhaltende Bewunderung ist deutlich an seiner ausdrucksvollen und ästhetischen Darstellung der Frauen abzulesen. Die Versuchung scheint dabei ein Thema zu sein, dem Rink zwiegespalten gegenübersteht: Zum einen genießt er die Hingabe, zum anderen sieht er sich als Opfer, ja, fast schon als Sklave seiner männlichen Leidenschaft.

Erst Depression, dann Durchbruch

Ein drastischer Bruch seines Lebens fand statt, als er sich 1982 die Haare abrasierte und sich künstlerisch radikal neu erfand – weg vom fröhlich Figürlichen, hin zum rohen Reduzierten. Auf einmal erblicken wir düstere Farben und schaurige Szenarien: Rink malt sich inmitten seines von lodernden Flammen ergriffenen Ateliers, er portraitiert sich als gespenstische Gestalt mit wüsten Strichen im Gesicht. Seine innere Zerrissenheit erreicht kurz nach der Wende den Höhepunkt. Die verändernde politische Lage verunsichert ihn zutiefst. Auch als die Mauer endlich gefallen ist, verbessert das seine seelischen Qualen nicht: Wie soll es nun weitergehen? Der Westen will zunächst nichts von der ostdeutschen Kunst wissen … 

Er hat jedoch Glück und darf als einziger Professor seinen Dozentenjob an der HGB behalten. Mit einem kritischen Auge und schonungsloser Ehrlichkeit fördert er seine Nachwuchskünstler. Dabei kitzelt er mit einem meisterhaften Gespür die individuelle Kreativität seiner damaligen Schüler heraus – bis plötzlich das Unerwartete passiert: Die Leipziger HGB schlägt in der Kunstszene durch die Decke und entwickelt sich zum internationalen Kunst-Hotspot. Rink wird heute als Wegbereiter der Neuen Leipziger Schule gefeiert, zu der seine Schüler Neo Rauch, David Schnell, Tilo Baumgärtel und Co. zählen. Mit seinem Wirken als bescheidener Maler und als energischer Lehrer prägte Arno Rink die Kunstgeschichte unserer Stadt auf eine einzigartige Weise.