„OK, wir machen ein bisschen Völkerschlacht“ Asisi im Interview über Völkerschlacht und Abenteuer

Yadegar Asisi sagt den Leipzigern mit seinem „Völkerschlacht 1813“-Panorama Danke. Im Interview verrät der Künstler, dass er trotz seiner vielen Abenteuer ein totaler Langweiler ist.

Das Panorama „Everest“ ist Geschichte. Yadegar Asisi zeigt ab dem 3. August 2013 im Panometer die „Völkerschlacht 1813“ als monumentales 360°-Panorama aus der Sicht der Bürger. Im Interview verrät Asisi, dass er ein absoluter Langweiler ist.

© Caro Krekow (asisi)

Der Everest ist ja nun Geschichte. Fühlen Sie so etwas wie Wehmut?

Der Mount Everest wird höchstwahrscheinlich noch mal irgendwo in dieser Welt ausgestellt. In Leipzig glaube ich eher nicht mehr. Wehmut? Eigentlich nicht. Dem Everest habe ich viel zu verdanken. denn damit haben diese Panorama-Geschichten angefangen. Jetzt beginnen auch andere Häuser zu entstehen, neben Leipzig, Dresden und Berlin. Das habe ich alles dem Everest zu verdanken und natürlich den Leipzigern, die den Everest so gestürmt haben. Die Völkerschlacht bei Leipzig ist deshalb auch ein sehr spezielles Dankeschön an Leipzig.

Werden diese Häuser eröffnet, wegen Ihrer Panoramen?
Die Anfragen waren da, und ich habe eine Form gefunden, wie ich das Ganze realisieren kann. Ich kann ja nicht überall finanzieren und alles betreiben. Und da habe ich gesagt, es muss jetzt eine Firma entstehen, die diese Anfragen mal behandelt und Partner findet, die das organisieren und finanzieren. Ich bringe im Prinzip die Bilder. Ich sage immer: Baut mir die Häuser und ich bringe euch die Panoramen. Und das scheint jetzt so langsam loszugehen. Damit kann ich Bilder wie das antike Rom, Pergamon, Amazonien oder den Everest nun auch international zeigen, weil das eigentlich viele Menschen interessiert.

Wie kommen die Ideen zu den verschiedenen Panoramen?
Hunger kommt beim Essen. Und Ideen kommen beim Arbeiten. Es ist jetzt nicht so, dass man früh aufwacht und die Idee ist da. Die Völkerschlacht hat sich nicht von einem Tag zum anderen entwickelt. Alle haben gesagt: mach Völkerschlacht. Ich habe fünf Jahre gesagt,

© asisi GmbH
dass ich gar keine Lust auf eine Schlacht habe. Irgendwann kam der Gedanke, ich müsste eigentlich die Völkerschlacht aus der Sicht der Stadt zeigen, so dass nicht die eigentliche Schlacht, sondern die Stadt selbst das Zentrum ist. Und das hat mir so gefallen, dass ich mit der Arbeit begonnen habe, Dann beginnt man mit den ersten Skizzen, sieht das Potenzial und sagt: OK Leute, kommt, wir gehen jetzt ein bisschen Völkerschlacht machen.“ Und dann kommt es vor, dass man fünf Jahre daran arbeitet.

Ist das Projekt das längste, an dem Sie gearbeitet haben?
Wissen Sie, ich führe kein Buch, wie lange ein Projekt wirklich dauert. Vom ersten Gedanken bis zum Umsetzen kann es schon fünf Jahre dauern. Und es könnte auch kürzer sein. Wir werden aber jetzt auch besser und effizienter. Früher habe ich alles noch ganz alleine gemacht. Jetzt entsteht auch so ein Team drumherum.

Ihre Bilder wie Amazonien und Everest sind sehr abenteuerlich. Sind Sie ein Abenteurer?
Ich bin der größte Langweiler, den Sie sich vorstellen können. Schließen Sie mich ins Atelier ein, geben Sie mir Essen und Trinken und ich bin glücklich. Ich habe nicht unbedingt die Sehnsucht nach Welt oder nach Abenteuer. Ich bin durch die Wahl meiner Themen in die Welt hinausgekommen. Ich war letztes Jahr fünf Wochen am Great Barrier Reef tauchen. Aber das habe ich gemacht, weil ich das Great Barrier Reef ja sehen musste, wenn ich es als Projekt beginne. Und ich muss natürlich auch ins Amazonien-Gebiet und auf den Mount Everest. Ich kann ja nicht darüber reden, wenn ich es nie gesehen habe. Da muss ich eben viel reisen. Von meinem Wesen her bin ich das aber nicht. Aber ich habe keine Angst. Ich mache dann auch viel Unsinn und Dummheiten. Wenn man sich vorher über alles klar werden würde, auf was man sich einlässt, würde man es oft gar nicht machen. Also blende ich das alles aus und mache einfach.
 
Was für Dummheiten?
Zum Beispiel Mount Everest: Wir wurden auf 3.500m abgesetzt. Ohne Vorbereitung bin ich innerhalb von vier oder fünf Tagen auf fast 6.000m

© Tom Schulze
hoch gegangen. Das geht gar nicht. Auch der Trainierteste schafft das nicht einfach so. Dieser Mangel an Sauerstoff – da wird man völlig gaga. Ich dachte, ich krieg das schon hin, und dann habe ich mir ein Höhenlungenödem eingefangen. Das war dann schon sehr dramatisch. Das sollte man nicht machen. Daraus habe ich gelernt, dass man sich vorher schon ein wenig informieren sollte.

Hat Ihnen das gefallen?
Super, ja, war sehr schön. Wir waren fünf Wochen lang fast jeden Tag Tauschen. Aber da muss man wirklich erfahrene Leute bei sich haben. Wenn man da keine Ahnung hat, da weiß man gar nicht, was man da unten machen soll. Aber ich hatte Topleute bei mir.

Wann kommt das Great Barrier Reef raus?
Also wenn das hier vorbei ist, werde ich an mindestens drei Panoramen parallel arbeiten: an Titanic, an Ground Zero und an Great Barrier Reef. Und es kommt höchstwahrscheinlich noch eins hinzu.

Was davon kommt nach Leipzig?
Das weiß ich noch nicht, da jetzt mehrere Häuser entstehen, wird Leipzig höchstwahrscheinlich nicht unbedingt jedes Mal die Premieren erleben.

Infos:

Hier findet ihr die Öffnungszeiten des Asisi Panometers. Wenn Ihr mehr über Asisis Kunst erfahren wollt, geht’s hier zur Homepage.