Abseits vom Weg Auf Achse: Innerer Grüner Ring Leipzig

Einmal mit dem Fahrrad um den, wie viele gern sagen, „Speckgürtel“ drum herum – der Innere Grüne Ring (IGR) führt gute 68 Kilometer durch die Außenbezirke von Leipzig.

© Birthe Kleemann
Einmal mit dem Fahrrad um den, wie viele gern sagen, „Speckgürtel“ drum herum – der Innere Grüne Ring (IGR) führt gute 68 Kilometer lang durch die Außenbezirke von Leipzig. Ehemals eigenständige Gemeinden, wurden Orte wie Wiederitzsch, Wahren, Knauthain, Holzhausen im Laufe des 20. Jahrhunderts eingemeindet. Wir lesen diese Namen auf der Anzeige der Straßenbahn, aber wie gut kennen wir uns eigentlich aus, wenn es 10 bis 15 Kilometer aus der Stadt herausgeht? Der Blick lohnt sich – auch wenn es nicht immer der romantischste ist.

Erstmal raus aus der Stadt!

Wir starten unsere Runde in Engelsdorf. Dafür geht es in östlicher Richtung raus aus der Stadt und von dort aus über Paunsdorf weiter nach Thekla. Zugegeben, die Gegend hier ist grau, das kann aber auch an dem Graupelschauer liegen, in dem wir uns auf den Sattel geschwungen haben. Wie wir vor der Tour gelesen haben, wurde die Beschilderung des IGR im letzten Jahr größtenteils entfernt, da viele Schilder veraltet und beschädigt waren. Das merken wir sofort – während der ersten Kilometer wissen wir nicht, ob wir uns auf der richtigen Route befinden. Doch es gibt viel zu sehen: Eine kleine Kirche, weite Felder, leise fließende Bäche.

Auf Teilen der Strecke ist allerdings Konzen­­tration angesagt – hier wurde anscheinend der Fahrradweg nachträglich erweitert, sodass die Straßenlaternen mitten auf der Strecke installiert sind. Vielleicht auch deshalb entschließen wir uns, ein Stück abseits des Weges zu fahren und landen in Plaußig-Portitz. Fast wie verwunschen erscheint der kleine Ort, durch den sich die Parthe schlängelt. Mehr durch unsere Orientierungslosigkeit als durch Absicht sind wir hier gelandet und es bestätigt sich einmal mehr: Oft lohnt es sich, vom ursprünglichen Plan ein wenig abzuweichen. Nach diesem kleinen Stopp, der eigentlich schon zum „großen“ grünen Ring gehört, geht es weiter über die Neue Messe, Wiederitzsch und Wahren. Ein wenig vermissen wir das Grün auf dem Weg, gleichzeitig nehmen wir uns schon jetzt vor, die Runde noch einmal zu drehen, wenn der Frühling Einzug gehalten hat.

© Birthe Kleemann

Seen Sehen

Der Weg von Wahren weiter in westlicher Richtung führt uns über die Weiße Elster und an den Auensee. Viele kennen die Gegend sicher von Konzerten, die, zumindest bis Corona die Kulturstätten lahmlegte, regelmäßig im Haus Auensee stattfanden. Auch hier lohnt sich das Absteigen – gute zwei Kilometer fasst die Spazierrunde mitten im Grünen rund um den See. Wir empfinden es als willkommene Abwechslung, um sich die Beine zu vertreten, bevor es ein Stück auf dem Radweg an der Neuen Luppe weitergeht.

Ab hier wird es sowohl fahrradfreundlicher als auch grüner. Nicht direkt auf der Route, aber unbedingt sehenswert ist der Schlosspark Lützschena. Ein kleiner Rundgang führt hier um einen Teich mitten unter Bäumen wieder auf den Radweg. Wenn man wöllte, könnte man die Räder noch für längere Zeit abstellen und den Park sowie das Schloss in ihrer „ganzen Pracht“ erkunden.

Wir aber schwingen uns wieder auf die Fahrräder, queren den Saale-Leipzig-Kanal und landen mit Stationen in Burghausen und Miltitz schließlich am Kulkwitzer See in Leipzig-Lausen. Auch bei den eher frostigen Temperaturen weckt dessen Anblick sommerliche Gefühle. So langsam haben wir den Eindruck, wir bräuchten zwei Tage Zeit, um an jeder Stelle, die uns sehenswert erscheint, abzusteigen.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir am „Kulki“ unterwegs sind, dennoch hat dieser Besuch im Zuge der Rundreise seinen ganz eigenen Charme. Nachdem wir für einige Meter am Ufer entlanggewandert sind, lösen wir uns vom Anblick des winterlichen Sees – die nächsten rufen schon! Durch Knautnaundorf führt uns der Weg, der an dieser Stelle sehr angenehm zu fahren ist, ein Stück am Zwenkauer See vorbei nach Knauthain und zum Cospudner See. Hier wird man zum Radeln förmlich eingeladen; nahezu fernab von Häusern führt die Route direkt am Wasser entlang. Wir legen einen kleinen Stopp an der Bistumshöhe ein und klettern die mehr als 200 Stufen auf den Aussichtsturm hinauf. Von hier aus bekommt man einen herrlichen Rundumblick auf Leipzig und das angrenzende Zwenkau.

Wieder unten angekommen, steuern wir den Markkleeberger See, den letzten auf der Runde, an. Auch hier führt ein Weg einmal für Fahrradfahrer:innen oder Inlineskater:innen um das Gewässer herum. Näher am Ufer findet man in kleinen Waldnischen im Sommer ein schattiges Plätzchen mit Zugang zum Wasser. Wir entscheiden uns dieses Mal dafür, dem See nur im Vorbeifahren zuzuwinken und machen uns an die letzten Kilometer des Rings über Liebertwolkwitz nach Holzhausen. Von dort radeln wir zurück in Richtung Zentrum. Ein letzter Stopp führt uns zum Völkerschlachtdenkmal und zu einer kleinen Spazierrunde über den Südfriedhof. Nachdem man dem Trubel der Stadt für einige Stunden fern war, dauert es eine Weile, sich erneut daran zu gewöhnen. 

© Birthe Kleemann

Eine runde Sache

Dass Leipzig weit mehr zu bieten hat, als den eigenen Kiez, war uns natürlich auch vor dieser Tour schon klar. Doch dass dieser Blick in die Außenbereiche der Stadt so viel Abwechslung und Schönheit bieten könnte, hätten wir wohl nicht erwartet. Zwar gibt es neben dem Grünen auch Graues auf dem IGR zu erleben, doch gerade auch abseits des Weges gibt es immer wieder Orte und Dinge, die einen Besuch wert sind. Dass die Beschilderung des Rings kaum bis gar nicht mehr vorhanden ist, „zwingt“ quasi ganz automatisch zum Entdecken.

gruenerring-leipzig.de/radfahren/

Unser Tipp: Um die Dauer dieses achtstündigen Radtour–Päuschen–Spaziergang-Unterfangens zu verkürzen, könnt ihr auch mit der S-Bahn zu einem Startpunkt eurer Wahl fahren. 🙂