I will have a tea, please. Ausstellung: „Very British“ im Zeitgeschichtlichen Forum

Die neue Ausstellung „Very British. Ein Deutscher Blick“ im Zeitgeschichtlichen Forum beleuchtet die deutsch-britische Beziehung vom Zweiten Weltkrieg bis heute.

© Stiftung Haus der Geschichte/Axel Thünker
© Stiftung Haus der Geschichte/Axel Thünker

Dieses Jahr ist das mit dem Verreisen ja leider so eine Sache – wer dennoch Lust auf einen Ausflug in die Fremde hat, braucht aber gar nicht in die Ferne schmachten, sondern sollte im Zeitgeschichtlichen Forum vorbeischauen. Dort gibt es bis zum 11. April 2021 die Ausstellung „Very British. Ein Deutscher Blick” zu sehen. Die Ausstellung beleuchtet die deutsch-britische Beziehung vom Zweiten Weltkrieg an bis heute und wie das Verhältnis sich seitdem entwickelt hat. Geschichte, Kultur, Humor, Literatur und Fußball – für jeden findet sich etwas.

   

Jedes Jahr schauen immer noch viele Deutsche zu Silvester das bekannte „Dinner for One” und stoßen an, wenn der Butler mal wieder über den Tigerkopf stolpert. Für uns ein Klassiker, in Großbritannien ist der Brauch dagegen tatsächlich eher unbekannt. Die Ausstellung ist in acht Räume aufgeteilt, jeder einem anderen Aspekt der besonderen Beziehung zwischen Deutschland und Großbritannien gewidmet. Mit knapp 600 Ausstellungsstücken wird Großbritannien dem Besucher zum Greifen nah gebracht.

  

Brexit, 2. Weltkrieg und Besatzung

Es beginnt mit der Trennung – der Brexit kam für die meisten Menschen in Deutschland überraschend, wir haben gebangt, gehofft und am Ende sogar ein Ultimatum gestellt, aber die Briten haben sich entschieden. Sie wollen andere Möglichkeiten ausprobieren und brauchen etwas Abstand von der Europäischen Union, Zeit für sich selbst. Aber wir können natürlich trotzdem Freunde bleiben. Der Zweite Weltkrieg hat eine tiefe Narbe in der deutsch-englischen Beziehung hinterlassen, viele Städte lagen in Schutt und Asche, zerbombt nach jahrelangem Luftkrieg. Während der anschließenden Besatzung in Westdeutschland nach 1945 haben sich Deutsche und Briten  langsam angefreundet, über die Luftbrücke wurde die Stadt mit Nahrung versorgt. Bei Kindern beliebt waren die Rosinenbomber, benannt nach einem britischen Piloten, der zur Weihnachtszeit eine Ladung Rosinen über Berlin abgeworfen hat.

Beatles und die Royal Family

Millionen Deutsche haben verfolgt, wie sich die Royals das Ja-Wort gegeben haben, das war schon so bei Diana und Charles und zuletzt bei Harry und Meghan. Vielleicht ist es die jahrhundertealte verwandtschaftliche Beziehung zur königlichen Familie, aber in keinem anderen Land außerhalb Großbritanniens ist das Interesse daran so groß wie in Deutschland. Die Freuden, die Dramen und die Überraschungen, wir wollen sie alle kennen. Und je mehr Klatsch und Tratsch wir über die Familie erfahren, desto näher fühlen wir ihr uns. Großbritannien hat aber auch noch viele andere einflussreiche Größen hervorgebracht, die unseren Alltag bereichert haben, uns zum Lachen, zum Mitfiebern oder Weinen gebracht haben. Rowan Atkinson aka Mr Bean mit seinem Teddy, James Bond mit seinen lässigen Sprüchen oder die Abenteuer von Harry Potter. Die beliebtesten britischen Bands der letzten 50 Jahre können Besucher sogar hautnah miterleben und die eigenen Lieblingssongs auflegen und in die Besuchercharts wählen – die Beatles, The Rolling Stones, Pink Floyd, Queen, Genesis und Elton John, um nur einige zu nennen. Ich persönliche tanze gerne zu “Invisible Touch” durch die Küche.

Fußball und After Eight

Wenn sich zwei fußballbegeisterte Nationen gegenüberstehen, kann das auf zwei Arten enden. Im Fall von Deutschland und England hat sich eine andauernde Rivalität entwickelt, die geprägt ist von gegenseitigem Respekt, aber auch einem großen Konkurrenzdenken. Anscheinend wird noch immer über das „Wembley-Tor” von 1966 gemunkelt, als die deutsche Elf gegen den Gastgeber und Erfinder des Fußballs eine Niederlage einstecken musste – aber war der Ball nun drin oder nicht? Im Neben der englischen Premier League verdanken wir den Briten auch einige Leckereien und Gegenstände, die in unserem Alltag hier mittlerweile sehr fehlen würden. Minis winden sich schnittig durch unseren Verkehr, ein heißer Tee mit Milch kann (fast) alle Probleme lösen und ein Gin Tonic ohne Gin wäre schlicht unmöglich. Viele britische Produkte sind in unseren Alltag integriert, manchmal vielleicht ohne dass wir es wussten. Ich hatte keine Ahnung, dass das Internet zum Beispiel aus England kommt, jetzt bin ich schlauer.

Die Ausstellung ist einen Besuch absolut wert, ein perfekter Ausflug an einem regnerischen Nachmittag. Aber natürlich auch sonst!

© Stiftung Haus der Geschichte/Axel Thünker

Die Sonderausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum mit dem Original-Tigerfell aus „Dinner for One” ist normalerweise Dienstag bis Freitag von 9 Uhr bis 18 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

HINWEIS: Aufgrund der aktuellen Lage ist das Zeitgeschichtliche Forum derzeit geschlossen.