Und wie konsumierst du? Ausstellung „Zero Waste“ im Museum der bildenden Künste

Das Museum der Bildenden Künste widmet sich in seiner Ausstellung „Zero Waste“ den Themen Konsumverhalten und Nachhaltigkeit.

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, dieser Fakt dürfte (oder sollte?) wohl für viele keine brandheiße Neuigkeit mehr sein. Geht etwas kaputt, ist schnell für Ersatz gesorgt; der ist meist sogar günstiger als eine Reparatur. Socken stopfen? Ist was für Omis … Schließlich produzieren und konsumieren wir billig, den Aufwand können wir uns also im wahrsten Sinne des Wortes sparen. Wie allgegenwärtig der unnötige Verschleiß von Materialien in unserem Alltag ist, bemerken wir oft nicht einmal mehr. Plastikverpackung hier, Essensreste da und den Kleiderschrank könnte man auch alle paar Monate ausmisten, weil ihn die neueste Mode aus allen Nähten platzen lässt. Die schockierenden Auswirkungen dieser Lebensweise zeigt die Gruppenausstellung „Zero Waste“ auf anschauliche Weise noch bis Anfang November im Museum der bildenden Künste (MdbK).

 

© PUNCTUMA/ A.Schmidt

Insgesamt 20 verschiedene Künstler/-innen haben sich mit dem Thema Müll auf unterschiedliche Art und Weise auseinandergesetzt. Mittels Fotografien, Skulpturen, Videos und Installationen zeigen sie die Facetten der Vermüllung, die wir im Alltag übersehen. Denn oftmals wird uns das volle Ausmaß erst in der Menge bewusst – oder wir können es überhaupt nicht sehen. Wieviel Plastik steckt beispielsweise in Kosmetika, Klamotten und Co. – Produkte, die wir täglich an unsere Haut lassen? Projekte wie die „Gesichtsmaske“ aus Mikroplastikteilen der Künstlerin Swaantje Güntzel machen es sichtbar. Und wer Staub für etwas Feines hält, den wird das Projekt des Künstlers Erik Sturm, der sich mit Feinstaub beschäftigte, schlucken lassen. Er stellte Farbe aus Feinstaub her, den er von Fensterbänken an stark befahrenen Straßen sammelte.

Andere Ausstellungsstücke legen den Fokus auf den oftmals absichtlich frühzeitig herbeigeführten Alterungsprozess elektronischer Geräte sowie den immer verschwenderischen Umgang mit Ressourcen. Dabei wird klar: Es geht auch um die Maßlosigkeit, mit der wir in westlichen Ländern heutzutage durchs Leben gehen. Weil wir alles haben können, wollen wir es auch – am besten sofort, auf Pump, und in der neuesten Version. Wer sich das alles leisten kann, stellt es auch gern zur Schau. Dinge auszuleihen oder untereinander zu tauschen und zu verschenken, ist in vielen Köpfen Teil der Vergangenheit, in der man für Bananen und Telefongespräche noch anstehen musste.

„Nachhaltig“ bedeutet nicht gleich „nachhaltig“ 

Diese Einstellung soll auf den Prüfstand gestellt werden. Mit „Zero Waste“ wollen die Akteur/-innen nicht nur den verheerenden „Ist-Zustand“ darstellen, sondern auch Zukunftsperspektiven und alternative Konzepte zum Schutz von Umwelt und Klima aufzeigen. Der Ruf danach wird immer lauter: Re- und Upcyclingprojekte zeigen auf, wie Materialien wiederverwendet und umfunktioniert werden können. Gleichzeitig wird der Blick auf unser Konsumverhalten und unser Verhältnis zur Natur kritischer. Auch hier muss zweimal hingeschaut werden. Spenden sind nicht dazu da, unser Gewissen zu erleichtern und „nachhaltig“ bedeutet nicht gleich „nachhaltig“. Wer weiß schon, dass ein Laptop, der ressourcen- und energiesparend arbeitet, immer noch Jahrzehnte lang in Benutzung sein müsste, um die Effekte auf die Umwelt durch die Produktion auszugleichen? Es gilt, Materialien nicht nur wiederzuverwerten, sondern von vornherein so wenig wie möglich Müll zu produzieren. Damit geht die Frage einher, was wir wirklich brauchen.

© VG Bild-Kunst Bonn
 

Ist Kunst nachhaltig?

Die Ausstellung, die in gemeinsamer Zusammenarbeit mit dem Umwelt Bundesamt innerhalb der Programmreihe „Kunst und Umwelt“ realisiert
wird, stellt ebenso den Umgang mit Ressourcen in der Kunstwelt selbst infrage. Wie groß ist der CO2-Fußabdruck – also die gesamte Kohlenstoffdioxidmenge, die durch die Realisierung von „Zero Waste“ verursacht wird? Bewusst verzichtet die Ausstellung auf aufwendige Installationen, lange Transportwege und kooperiert mit lokalen Akteuren. Mit dem Erlös des begleitenden Katalogs wird der Versuch finanziert, die CO2-Produktion der Ausstellung zu berechnen. Diese soll durch das Pflanzen von Bäumen kompensiert werden. Außerdem wird „Zero Waste“ von einem umfangreichen Programm aus Performances, Filmvorführungen, Gesprächen und Workshops begleitet. 

Ausstellung noch bis 8.11.2020 im Museum der bildenden Künste, Katharinenstr. 10
Mehr dazu unter: mdbk.de/ausstellungen/zero-waste