Zwischen Poesie und Psychiatrie Autor David Woźniak im Portrait

David Woźniak ist in vielerlei Hinsicht ein Leipziger Literaturklischee, dabei ist er Medizinstudent. In seinen Texten verbindet er beide Leidenschaften.

Mit einer selbstgedrehten Zigarette in der einen und dem Bier mit dem rot-weißen Stern in der anderen Hand sitzt David Woźniak auf einem bunten Klappstuhl in Lindenau. Immer wieder unterbricht er kurz seinen Monolog, blickt grübelnd in den Hinterhof, erzählt dann weiter von sich. Stolz auf sein erstes verlegtes Buch, bedacht, sich nicht darauf zu reduzieren. Das klingt wie das Klischee eines Leipziger Literaturstudenten. Dabei ist Woźniak bald mit seinem Medizinstudium fertig.

© David Woźniak (PR)
Der gebürtige Berliner mit polnischen Wurzeln musste sich in seinen Jugendjahren durch die niederbayerische Kleinstadt Straubing kämpfen, wo das Abitur für ihn wohl einfacher war, als dialektfrei auf dem zweitgrößten Volksfest Bayerns Hüte zu verkaufen. Sein früheres Ich bezeichnet Woźniak als „Nerdkind“, fasziniert von Chats, Blogs und Pen-&-Paper-Rollenspielen wie Dungeons & Dragons, als das Internet tatsächlich noch Neuland war. Deren gemeinsamer Nenner: Texte und die Wirkung von Sprache.

Eine Dekade später steht Woźniak vor dem Ende seines Medizinstudiums in Leipzig. Im Rahmen dieses wissenschaftlichen Alltags entwickelte sich seine künstlerische Leidenschaft immer weiter, auch als kreativer Ausgleich vom theorie-geprägten Akademikerleben. Mittlerweile ergänzen sich beide Bereiche. „Einerseits schaffe ich es, innerhalb der Medizin immer mehr zu verknüpfen, merke, wie wichtig Ästhetik und Philosophie gerade in der Psychiatrie sind. Andererseits bediene ich mich an der Medizin durch das Wissen um Körper und Geist an literarischen Bildern und arbeite strukturierter.“ In seiner Kurzgeschichtensammlung „Juleika Lippenrot“, welches nach einigen Projekten in Eigenregie nun sein erstes verlegtes Werk ist, beschäftigt sich Woźniak unter anderem prosaisch mit Depressionen und der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

© chiliverlag
Und auch wenn er dabei mit Fachtermini wie „Hypervigilanz“, „Polymorphe Lichtdermatose“ und „Fossa jugularis“ um sich wirft, sind seine Texte keineswegs trocken. Beeinflusst von Popliteratur und inspiriert von Großstadtromantik schafft es Woźniak, eine beinahe unangenehme Intimität zu generieren und dem Leser Gefühlschaos und Generationsschmerz aufzuzwingen. Die 13 Erzählungen lassen sich vom Anfang der Geschichte „Vom Lieben oder Im Jammertal der Katzen“ auf einen Punkt bringen:
„Liebe. Hach ja. Was für ein Scheißding. Und doch so schön. Wir sollten dringend mal mit ihr klar kommen.“

In Leipzig trat Woźniak schon mehrmals auf und hat unter anderem 2014 die offene Lesebühne des Bundesverbandes für junge Autoren im Rahmen der Leipziger Buchmesse gewonnen. Darüber hinaus organisierte er Lesetouren, die ihn deutschlandweit auf Festivals und Kleinkunstbühnen führten. Außerdem ist Woźniak im cineastischen Bereich als Drehbuchschreiber, Schauspieler und Regisseur tätig. Sein Kurzfilm „Die Füchsin“ ist abgedreht und die Festivalbewerbungen sind abgeschickt.
Kaum zu glauben, dass bei all der Produktivität die medizinische Karriere nicht zu kurz kommt. Die Promotion steht bei Woźniak dennoch vor der Tür.

Infos:
„Juleika Lippenrot“ ist ab sofort unter der ISBN 978-3943292374 für 7,90€ überall im Buchhandel – online und lokal – erhältlich.
Mehr zu David Woźniak unter www.kitschundkippen.de