An alle Wipfelstürmer! Auwaldstation Leipzig

Im Nordwesten der Stadt, eingebettet in die malerische Kulisse des Schlossparks Lützschena, befindet sich eines der wichtigsten Zentren für Umweltbildung in Leipzig: die Auwaldstation.

Im Nordwesten der Stadt, eingebettet in die malerische Kulisse des Schlossparks Lützschena, befindet sich eines der wichtigsten Zentren für Umweltbildung in Leipzig: die Auwaldstation. Die an das Naturschutzgebiet Burgaue angrenzdende Naturschutzstation wurde bereits im Oktober letzten Jahres durch einen spektakulären „Anbau’’ erweitert, der (eigentlich) Ende März eingeweiht werden sollte. Nach langer coronabedingter Schließung konnte auch die Auwaldstation im Zuge der Lockerungen im Mai ihre Türen erneut für Besucher*innen öffnen. Höchste Zeit also, euch die zwar nicht mehr ganz so neue, dafür aber überaus beeindruckende Baumplattform der Auwaldstation vorzustellen. Zwischen Kindheitserinnerungen und verborgenen Gefilden … 

© Theresa Schmidt
Es gibt viele Wege zur Auwaldstation – ich entscheide mich an diesem Tag für die schnelle Kombi aus S-Bahn und Fahrrad. Vom Leipziger Hauptbahnhof aus dauert eine Fahrt bis zur Haltestelle Lützschena nur etwa 15 Minuten. Da ich jedoch in Anger-Crottendorf zusteige, brauche ich etwas länger. In Lützschena-Stahmeln angekommen genügt ein kurzer Blick auf Google Maps und ich schwinge mich aufs Fahrrad. Vorbei an der alten Sternburgbrauerei, zahlreichen Einfamilienhäusern und einer schnuckligen Kuhweide finde ich mich wenig später im wunderschönen Schlosspark Lützschena wieder. Jetzt kann es eigentlich nicht mehr weit sein. Noch einmal links abbiegen über die Brücke und ich bin (fast) da. Die letzten Meter bis zur Auwaldstation fahre ich ganz langsam – viel zu schön ist der Weg durch die breite Allee. Durch die Bäume hindurch erkenne ich schon von weitem das alte Backsteingebäude mit dem Schleppdach und auch die Baumplattform deutet sich schon vage an. Richtig beeindruckt bin ich, als ich dann direkt davor stehe. Auch wenn das, was ich hier vor mir sehe, wesentlich größer ist, werden sofort alte Kindheitserinnerungen an das Baumhaus meiner besten Freundin im Kirschbaum erweckt.

„Besucher, die länger bleiben, lobe ich immer“ 

Im Eingangsbereich wartet bereits Sebastian Günther, Geschäftsführer der Auwaldstation, und begleitet mich schnellen Schrittes aus der sengenden Sonne unter das schattige Schleppdach. Um uns herum stehen zahlreiche interaktive Informationstafeln, Bilder und Ausstellungsstücke, denn neben der Ausstellung im Haupthaus wird auch die Außenanlage als Ausstellungsfläche genutzt. Vor allem Kindergarten- und Schulklassen, aber auch viele Familien und Naturliebhaber besuchen die Auwaldstation rund ums Jahr. „Und seit letztem Oktober sollte es jedem Besucher der Auwaldstation aufgefallen sein, dass noch ein weiterer Ausstellungsbereich hinzu gekommen ist. Hier hat nämlich ein kleiner Anbau stattgefunden“, erzählt Sebastian Günther.

Auf der neuen Baumplattform werden u. a. Ergebnisse der Forschungsprojekte rund um den Leipziger Auwaldkran ausgestellt. Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig und die Universität Leipzig untersuchen mithilfe des Krans seit mehreren Jahren die Biodiversität und die Ökologie von Baumkronen in Mitteleuropa. Dabei zeigen die Schautafeln auf der Baumplattform u. a. auf, wie Bäume helfen, unser Klima zu regulieren und unsere Luft zu reinigen. Weiterhin können Besucher*innen neben der schönen Aussicht auch interaktive Informationstafeln zu Baumkronenbewohnern wie dem Laubfrosch und dem Baummarder erkunden oder in Ruhe Vögel beobachten. Doch genau diese Ruhe bringen leider nicht alle Baumkronenbesucher mit, meint Sebastian Günther: „Manche laufen hier nur einmal die Treppe hoch und sind in einer Minute wieder unten. Das finde ich dann immer etwas schade. Schließlich bezahlen sie ja das Geld nicht nur für den Ausblick (der Besuch der Baumplattform kostet 3€ für Erwachsene und erm. 2€, Anm. d. Red.), sondern vor allem für die interaktive Ausstellung und für das Erlebnis, inmitten der Baumkronen zu sein. Besucher, die länger bleiben, lobe ich immer.“

© Theresa Schmidt

Lang lebe die Baumplattform

  

Neben der umweltbildenden Funktion der Baumplattform trägt sie auch einen historischen Charakter. So hatte schon Maximilian Speck von Sternburg, der den Schlosspark Lützschena im Jahre 1822 bei einer Versteigerung erwarb, einen echten Faible für Hochsitze und Baumplattformen. Bbei der Umgestaltung des Parks ließ er bereits das ein oder andere Aussichtsplateau in den Baumkronen installieren. Angelehnt an diese alte Tradition erhebt sich die Baumplattform der Auwaldstation heute in den Wipfeln dreier alter Stieleichen zwischen dem Hauptgebäude und dem Hundewasser (= ein kleiner Nebenarm der Weißen Elster). Beim Bau der Baumplattform wurden überwiegend Robinienhölzer verwendet, welche mit der Zeit eine gräulichere Farbe annehmen und mehr und mehr zwischen den Ästen und Blättern der Bäume verschwinden sollen.

„Auch haben wir darauf geachtet, dass es eine gleichmäßige Gewichtsverteilung zwischen den drei Bäumen gibt, sodass keiner zu viel Masse tragen muss. Die Befestigungsgurte an den Ästen sind extra breit und die Konstruktion wurde zusätzlich mit Stahlseilen verstärkt“, erklärt Sebastian Günther. Jetzt befinden wir uns schon seit einigen Minuten auf der Baumplattform und ich lasse immer noch staunend den Blick schweifen: Wenn man sich zur Treppe dreht, sieht man das Haupthaus mit dem angrenzenden Gemüse- und Kräutergarten, der vor allem zu Lehrzwecken genutzt wird. Auf der Parkseite blickt man auf das Hundewasser und durch das dichte Blätterdach hindurch lässt sich bei genauem Hinsehen der Dianatempel des Schlossparks erahnen. Wirklich schön hier!

  

Pläne schmieden ist gerade nicht so leicht …

  

… und doch gibt es welche! Die Auwaldstation ist bekannt für ihre spannenden und interaktiven Veranstaltungen und Ferienprogramme, die vor allem Kinder ansprechen sollen. Schließlich kann man gar nicht früh genug damit anfangen, für den Umwelt- und Naturschutz zu sensibilisieren.

„Dabei soll aber auch der Spaß nicht zu kurz kommen“, meint Sebastian Günther, „In den Sommerferien gab es hier z. B. die Schlaufuchsralley, bei der Kinder die Auwaldstation inklusive Baumplattform entdecken und erobern sollten. Wir haben uns dann verschiedene Quizfragen ausgedacht, welche die Kinder mithilfe der vielen interaktiven Schautafeln, aber auch eigenständig durch genaues Beobachten beantworten konnten.“

© Theresa Schmidt
 

Insofern es das Corona-Virus zulässt, wird es auch in den Herbstferien ein buntes und abenteuerliches Programm geben. Genauere Pläne gibt es zwar noch nicht, aber die obligatorische Schatzsuche dürfen wir schon mal anteasern. 😉 Weiterhin ist eine Dauerausstellung über den Auwald in Planung, die die im Haupthaus stattfindenden wechselnden Ausstellungen ablösen soll. Auf der Baumplattform soll bald ein Monitor installiert werden, der für mehr Flexibilität und Abwechslung in den Ausstellungsthemen sorgen soll. Dieser kann dann auch für die geplanten Expertenvorträge, die auf der Baumplattform stattfinden sollen, genutzt werden. „Vorstellbar sind z. B. Vorträge über Höhenbrüter oder die Baumkrone im Wechsel der Jahreszeiten“, meint Sebastian Günther. Wir freuen uns schon drauf!

Support your Locals!

Auch die Auwaldstation hatte während des Lockdowns ziemlich zu kämpfen und freut sich neben Besucher*innen auch über Spenden: „Kindergarten- und Schulklassen sind vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten unsere Haupteinnahmequelle. Doch da diese momentan keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen, ist es quasi unmöglich hierher zu kommen. Ein gewisses Rettungsnetz ist zwar da, aber das deckt noch lange nicht alle Kosten und Einnahmeverluste“, erzählt Sebastian Günther. Das Spendenkonto findet ihr auf der Website der Auwaldstation Leipzig. Ihr seid neugierig geworden und wollt die Auwaldstation mit eurem Besuch unterstützen? Dann schaut doch mal bei folgenden Veranstaltungen vorbei:

→ Sonntag, 20. September 2020 um 14 Uhr: Familienexkursion “Im Reich der Bäume” – spielerisch informative Exkursion zum Lebensraum Wald und Baumkrone

→ Samstag, 26. September 2020 um 14 Uhr: Familien-Wildnisexkursion im Herbst

→ Freitag, 09. Oktober 2020 um 19:30 Uhr: Nachtwanderung für Familien

→ Sonntag, 11. Oktober 2020 um 14 Uhr: Familienexkursion „Der Herbst im Auwald”

  

Auwaldstation Leipzig  

Schlossweg 11, 04159 Leipzig

Öffnungszeiten: Di bis Fr. 9 bis 16 Uhr, am Wochenende und Feiertagen 12 bis 18 Uhr (April bis Oktober) bzw. 10 bis 16 Uhr (Oktober bis April)

www.auwaldstation.de