Schizophrenie im KAOS: Das drohende Aus Blick hinter die Kulissen: Kulturwerkstatt KAOS

Wie das so ist mit guten Nachrichten – sie kommen oft daher mit einer weniger erfreulichen … in diesem Fall wirft diese sogar einen riesigen Schatten, der das drohende Aus für das KAOS bedeuten kann.

© Johannes Walther
Wie das so ist mit guten Nachrichten – sie kommen oft daher mit einer weniger erfreulichen … in diesem Fall wirft diese sogar einen riesigen Schatten, der das drohende Aus bedeuten kann. 

Die gute zuerst: Zum bereits 5. Mal veranstaltet die Kulturwerkstatt KAOS den Kultursommer – dieses Mal im Interimsquartier am Kanal 28, da die alte Villa in der Wasserstraße 18 auf dem idyllischen Gelände mit See und Park in Alt-Lindenau gerade saniert wird. Die schlechte: Es könnte der letzte Kultursommer werden, denn die Bürgerarbeitsstelle der Initiatorin der Kultursommer-Bereiche LoopArt- und Seeklang-Festival, Maria Schüritz, läuft diesen August aus – und bisher gibt es keine Möglichkeit, sie zu verlängern. Die Theatermacherin Isabella Hertel-Niemann sieht jetzt, kurz vorm Beginn des Kultursommers, die Zeit gekommen, „kämpferisch unterwegs“ zu sein und stellt klar: „Das KAOS braucht diese Stelle. Wenn die Stelle wegbricht, dann sehe ich schwarz für das gesamte KAOS und den nächsten Kultursommer.“

KAOS: Im Leipziger Westen eine Art Leuchtturm in Sachen Kunst und Kreativität 

© Geli Megyesi
Im KAOS, was für Kunst, Aktion, Objekte und Spiel steht, bieten Kulturpädagogen Workshops, Projekte und Räume für Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 27 Jahre an, die Lust haben in den Bereichen Kunst & Handwerk, Klassische & Neue Medien sowie Theater & Musik kreativ zu werden. Maria Schüritz ist eines der ersten Kurskinder im KAOS gewesen, das seit 1992 existiert. Damals haben dort 12 feste Mitarbeiter angefangen, im Leipziger Westen eine Art Leuchtturm in Sachen Kunst und Kreativität entstehen zu lassen. Heute werden mit 1,98 vom Jugendamt geförderte Stellen, die auf drei Mitarbeiter verteilt sind, die Fachbereiche Medien, Kunst und Theater sowie die Verwaltung gestemmt.

Durch Marias zusätzliche Bürgerarbeitsstelle konnten musikpädagogische Projekte wie Improvisationsworkshops, Singer-Songwriter- und Loop-Angebote oder Instrumentenbauangebote realisiert werden. Zudem wurde der bis dahin ehrenamtlich organisierte KAOS-Kultursommer professionalisiert und ausgebaut und erreichte 2013 schließlich 1.800 Leipziger.

„Wir haben lange genug geschwiegen“

„Wir haben lange genug geschwiegen! Wir sind eigentlich nicht diejenigen, die am lautesten schreien – das ist nicht unser Charakter, aber nun muss es sein“, so Isabella Hertel-Niemann, die für den Theaterbereich verantwortlich ist. Das KAOS werde langsam ausgeblutet. „Es grenzt beinah an Schizophrenie: Die alte Villa in Alt-Lindenau wird zwar saniert, aber es wird nicht so weit gedacht, wie es dann weitergeht“, wundert sich Hertel-Niemann. Denn momentan sieht es so aus, dass die Nutzung der sanierten Räume aufgrund mangelnder Mittel für einen vierten Mitarbeiter von vier auf drei Fachbereiche eingeschränkt werden muss. Der gesamte Musikbereich fällt dann weg.

Trotz drohendem Aus freut sich Maria auf den Kultursommer und ihr schwirren schon weitere Ideen durch den Kopf: „Ein Jazz-Festival möchte ich auf jeden Fall noch auf die Beine stellen.“ Ob sie dazu Gelegenheit bekommt, ist fraglich. Doch sie lächelt und sagt: „Der kulturelle und soziale Bereich lebt davon, verrückt zu sein!“

Nun wurde eine Online-Petition ins Leben gerufen, um den KAOS-Kultursommer und den Bereich Musik vor dem Aus zu retten, sowie für eine bessere personelle Ausstattung der Kulturwerkstatt zu kämpfen: www.openpetition.de  

© Johannes Walther

5. KAOS-Kultursommer 

KAOS-Sommertheater 8.-15. Juli 2014

sehnen/sucht/begierde nach Tennessee Williams

„A Streetvar Named Desire“:

8.7., 20:30 Uhr Premiere / 9.7., 14.7., 15.7. um 20:30 Uhr

Wegen der bescheidenen Wetterlage gibt es am 16. Juli 2014 um 20:30 Uhr eine Zusatzvorstellung. Falls jemand seine wetterbedingt nicht genutzten Karten für den 8. Juli oder 9. Juli 2014 tauschen möchte, meldet sich bitte unter tanz-theater-musik@kaos-leipzig.de oder 0341/48 038 41

Seeklang-Festival 22.-27. Juli 2014

Singer-Songwriter-Konzerte, Open Stage, Workshops:

22.7., 19.30 Uhr – Max von Wegen, Finn Moustache, Róisín Ní Leathlóbhair / 23.7., 19.30 Uhr – Karl die Große, Jan Willenbacher, Love, the Twains / 24.7., 19.30 Uhr – Open Stage für Singer-Songwriter / 26.7., 11-14 Uhr – Workshop Gitarre mit Jan Willenbacher / 26.7., 15-18 Uhr – Workshop deutschsprachige Songtexte mit Jannik Gehnen / 27.7., 11-14 Uhr – Workshop englische Songtexte mit Róisín Ní Leathlóbhair / 27.7., 15-18 Uhr – Workshop Gesang mit Gwen Kyrg

LoopArt-Festival 30. Juli-3. August 2014

Endlosschleifenbasiert Bühnenprogramm & Workshops

30.7., 19:30 Uhr – June Caravel (vocal Soul), Ingeborg Freytag (Minimal Looping), Peer See (Ambient), Kopffarben (Lichtmalerei), Ulrike Feibig (Lyrik) / 31.7., 19:30 Uhr – Prita Grealy (Hip-Soul-Folk), Sleepwalker’s Station (Singer-Songwriter), Naked Ape (Neue Musik/Electronica), Noel Punkt (Ambient), Vanessa Sebastianelli (Feuerkunst) / 2.8., 11-17 Uhr, 17-20 Uhr – Workshops Circle Songs (mit Maria Schüritz), Hula Hoop für Anfänger Bau & Einführung (Vanessa Sebastianelli) / 3.8., 11-17 Uhr – Workshop LoopMusic (Marcus Horndt)

Mehr Infos findet ihr unter www.kaos-leipzig.de