“Unser Konfetti ist ein gutes Line-up“ Blick hinter die Kulissen: Nachtcafe

Wir blickten hinter die Turntables des Nachtcafe und trafen Mitinhaber Emanuel Seidel, um mit ihm über Deutschrap und kommende Highlights zu plaudern.

© Nachtcafe Leipzig
Das Line-up der vergangenen 19 Jahre des Nachtcafes beweist: Mitten im Zentrum tanzt man lieber zu guter Musik internationaler DJs anstatt mit Glitzer und Konfetti um sich zu schmeißen. Wir blickten hinter die Turntables und trafen Mitinhaber Emanuel Seidel bei Tageslicht und ausnahmsweise mal auf ein Wasser, um mit ihm über Vorurteile, Deutschrap und kommende Highlights zu plaudern. 

Wenn es nach Manuel selbst geht, würden die Leipziger im Nachtcafe nach wie vor zu 90er-Jahre R‘n‘B, Soul und Funk tanzen. Doch als Clubbetreiber muss man mit dem Trend gehen. Beim Booking verlässt er sich deshalb auf eigene Musikerfahrungen oder schaut gerne mal über den Tellerrand, was der Rest in Deutschland treibt. In der Vergangenheit gaben sich hier Künstler wie die Turntablerockers, Grandmaster Flash, Jan Delay, Afrob, Sido, Blumentopf und auch die Beginner das Mikro in die Hand. „Grundsätzlich spielen wir alles, was wir selber feiern, egal ob (inter)national bekannter DJ oder unbekannter Nachwuchskünstler, der durch eine solide Show oder Musikauswahl begeistern kann“, erklärt Manuel. 

„Unser Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf der Musik und den Künstlern.“

Dass solche Liveshows wie Beginner oder Afrob im Nachtcafe mittlerweile seltener als früher veranstaltet werden, liege vor allem daran, dass es nur noch wenige nationale Combos gebe, die zum Sound des Clubs passen: „Da wir uns selber nicht als alternativen Szene-Hip-Hop-Club sehen, passt der aktuelle Deutschrap-Trend leider nicht ganz zu unserem Konzept, auch wenn ich den Sound heimlich (laut) im stillen Kämmerchen oder auch mal auf irgendeiner Tanzfläche ausgelassen zelebriere. Mitten im Zentrum und mit der Größe des Clubs müssen wir neben dem ganzen Spaß auch irgendwie Geld verdienen und den Mainstream bedienen.“ Daher ertönt auf dem Mainfloor bevorzugt internationaler Rap, Hip Hop, R‘n‘B und natürlich auch der eine oder andere Deutschrap-Track. „Es ist ja schließlich noch unser Laden und da hören wir auch gerne mal ganz egoistisch unser Zeug.“

 

© Anne Gahlbeck

Auf Floor Nummer zwei wechselt der Sound momentan zwischen elektronischer Musik und studentischem Querbeat. „Hauptsache, die Leute haben eine gute Zeit. Da darf es ab und zu auch mal was zum Mitsingen und ausgelassen Tanzen sein.“ Richtig gelesen: Im Nachtcafe darf es gerne auch studentisch zugehen, was bei halbem Eintritt für Studenten und 6€ für einen Russian Standard Wodka mit Red Bull auch völlig in Ordnung geht. Mittwochs erhaltet ihr einen Cuba Libre für 4€ und das Astra sogar für 2€. In der Lounge, am Kickertisch oder bei einer Runde am 80er Arcade-Automaten habt ihr die Möglichkeit, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Ein Freund von Konfetti, Luftballons oder Glitzer ist Manuel hingegen weniger: „Unser Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf der Musik und den Künstlern. Unser Konfetti ist ein gutes Line-up, was heutzutage leider auch nicht mehr wirklich wertgeschätzt wird, da für viele der DJ nur noch eine Jukebox ist.“

„Die Tür sagt Nein“

Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet Manuel die zentrale Adresse des Nachtcafes: „Die Lage ist Fluch und Segen zugleich. Während es den Leipziger vor 10 Jahren für ein Getränk oder zum Feiern noch in die Innenstadt zog, verlässt er heute seinen Kiez nur noch selten. Südvorstadt, Plagwitz und Eisenbahnstraße haben sich z.B. in den letzten Jahren kulturell extrem entwickelt. Ich kann jeden verstehen, der keinen Bock hat, mit Bahn oder dem Taxi in die Stadt zu fahren, wenn um die Ecke auch was geht.“ Dennoch, mal abgesehen von einer kurzen Bahnfahrt, steht euch einem Abend im Nachtcafe so gut wie nichts mehr im Wege. Außer die Türsteher.

„Die Zeiten haben sich leider geändert und wir müssen viel mehr selektieren als früher. Das mag sicher dem einen oder anderen nicht gefallen und bestimmt fällt auch mal der Falsche durchs Raster, aber wir sind für die Sicherheit der Gäste verantwortlich. Da haben wir aus der Vergangenheit gelernt und verbessert.“ Über einen strengen Dresscode müsst ihr euch dafür weniger Gedanken machen, denn auch hier versucht Manuel mit der Zeit zu gehen: „Vor 19 Jahren hat man sich als Nachtcafegast noch schick gemacht und ist nicht direkt vom Strand in den Club. Einen Dresscode gibt es bei uns nicht. Wäre nur cool, wenn niemand in kurzen karierten Hosen, seinem Adidas-Jogginganzug, pinken Junggesellenabschiedsklamotten oder Flip Flops kommt. ‚Tür sagt Nein’ kann dann auch mal vorkommen.“

Infos: Petersstraße 39 – 41 • MI, Fr und Sa ab 22 Uhr 

Vorschau: HipHop Madness DJ Specials mit: 

7.10.2017 Ron 

28.10.2017 Indiänna 

4.11.2017 ESKEI83 

11.11.2017 Juizzed 

18.11.2017 Dan Gerous 

25.11.2017 DRUNKEN MASTERS 

9.12.2017 HARRIS aka DJ binichnich