Lange Nächte im Herrenzimmer Blick hinter die Kulissen: Naumanns

Seit 126 Jahren ist der Felsenkeller ein beliebter Veranstaltungsort in Leipzig. Das Naumanns ist dem Vater des Gebäudes, C.W. Naumann, gewidmet.

© Carolin Schreier

Wie viele schöne Geschichten beginnt auch die des Leipziger Felsenkellers mit Bier. Der Brauer C.W. Naumann ließ unweit seines alten Lagerkellers das markante Ballhaus errichten. Nach seiner Eröffnung 1890 wurde es schnell zum beliebten Ausflugs- und Veranstaltungsort. Das Echo rauschender Bälle, brennender Reden und geselliger Feiern aus 126 Jahren hallt durch das alte Gemäuer. Und noch immer spielt hier die Musik, fließt das Bier munter vor sich hin, befinden wir uns im Hier und Jetzt und sind doch umgeben von den vielen bekannten und unbekannten Geschichten. Eine davon ist ganz persönlich und dreht sich um Herrn Naumann und seine Gäste:

Denn dem Vater des Felsenkellers und seinem bisher unbekannten Bruder hat man den neuen kleinen Club gewidmet, der bereits im Sommer dieses Jahres eröffnet wurde. Das NAUMANNs mit seiner Kapazität von maximal 300 Leuten ergänzt das Angebot des riesigen neobarocken Ballsaals, in dem bei Konzerten immerhin 1.800 Gäste passen. „Der Bedarf an einem kleineren Raum stand lange fest“, so Anja von der Felsenkeller Betriebs GmbH. „Ein guter Club braucht aber eine treffende Idee, die fanden wir beim Felsenkeller-Erbauer Carl Wilhelm Naumann und haben seine Geschichte ein wenig weitergesponnen.“ Herausgekommen ist eine Art Herrenzimmer: Abseits des Glanzes des Ballsaales werden hier die zünftigen Partys gefeiert, wird bei wilden Konzerten schon mal über die Strenge geschlagen, gibt es aber auch ganz verschiedene Lesungen, kontroverse Diskussionen und spannende Vorträge.„Die skurrilen Objekte und Artefakte über unserer Bar sind Souvenirs der Reisen des verschollenen Bruders Carl Wilhelm Naumanns durch aller Herren Länder“, erzählt uns Anja und lächelt. 

Leseabend als auch das Punkkonzert

Noch bis letzten Jahres wurde das heutige NAUMANNs übrigens als Lagerraum genutzt. „Als uns die Idee kam, diese Räumlichkeit aktiv betreiben zu wollen, galt es neue Lagerflächen im Keller herzurichten, den alten Raum zu renovieren, Bar, Bühne, die Galerie (Balkonbrüstung, Anm.d.Red.) und die gesamte Struktur einzubauen.“ Der alte Boden wurde entfernt und darunter kam ein schönes altes Parkett zum Vorschein. „Es war und ist eine Menge Arbeit, doch unser ganzes Team geht das mit viel Energie und Herzblut an.“ Und das merkt man.

  

© NAUMANNS (Konzert)
Der Raum hat ein ganz eigenes Flair, rustikal mit viel Holz, einer hohen Decke, dem langen Tresen mit den skurrilen Artefakten und der kleinen Bühne an der kurzen Seite des Raumes kann man sich hier sowohl den Leseabend als auch das Punkkonzert gut vorstellen. Mit 300 Plätzen bei Konzerten und anderen Feierlichkeiten wie Hochzeiten, und 170 Plätzen bei Sitzveranstaltungen ist das NAUMANNs eine intime Angelegenheit – der Plan geht also auf: „Wir wollen hier ja gerade kleineren und außergewöhnlichen Projekten einen Raum geben“, betont Anja.

Bereits jetzt ist das NAUMANNs voll einsatzbereit und wird intensiv bespielt. Zwischen den Shows gibt es aber noch einiges zu tun. „In den nächsten Wochen wird noch eine Lüftung eingebaut, als nächstes wird dann die gesamte Außenfassade saniert. Besonders freuen wir uns darauf, dass wir bald neue denkmalgerechte Fenster bekommen, davon wird das Flair aller Räume unheimlich profitieren“, erzählt Anja freudig. 

Booking – von eigenen Präferenzen beeinflusst

„Das Booking wird natürlich von unseren eigenen Präferenzen zumindest beeinflusst. Unser Team fühlt sich im Rock und Ska Zuhause und so kommt man als Fan dieser Genres garantiert auf seine Kosten. Das soll aber nicht heißen, dass das Angebot eingeschränkt ist. Am 2. Dezember 2016 kommt schließlich auch Frauenarzt ins NAUMANNs“, lächelt Anja. Wir freuen uns bereits darauf, einige schöne, wilde, interessante und außergewöhnliche Stunden im alten Herrenzimmer des ehemaligen Brauers Naumann zu verbringen. 

Der November 2016 im NAUMANNs:

Der November startet u.a. mit einem Vortrag von Prof. Erika Rosenberg am dritten des Monats. In idiesem gibt sie Einblicke in das Leben und die Persönlichkeiten von Emilie und Oskar Schindler und wirft einen kritischen Blick auf den Film „Schindlers Liste“ und den Umgang der Filmindustrie Hollywoods. Politische Diskussionen dieser Art sind für das Gebäude des Felsenkellers übrigens nichts Neues. Schließlich öffnete es bereits für Liebknecht, Luxemburg, Zetkin und Co. die Türen. Doch auch musikalisch wartet der November mit bereits knapp zehn bestätigten Events auf ein gefülltes NAUMANNs. Freygang am 11. November 2016, Reckless Love am 25. November 2016 und Hacktivist am 30. November 2016 – um nur einige zu nennen.!