Bosse im Interview Bosse: Abgehärtet durch Mickey Mouse Club

Bosse kommt nach Leipzig, um sein neues Album „Kraniche“ vorzustellen. Der Singer-Songwriter verrät urbanite, warum er gegenüber den Leipzigern ein schlechtes Gewissen hat.

Bosse kommt nach Leipzig, um sein neues Album „Kraniche“ vorzustellen. Der Singer-Songwriter verrät urbanite, warum er gegenüber den Leipzigern ein schlechtes Gewissen hat.

© Nina Stiller
Was ist bei „Kraniche“ anders als beim letzten Album?


Ich finde, es ist wesentlich unterhaltsamer als die letzten. Mir war wichtig, dass das Album etwas unberechenbarer wird. Außerdem wurde im Gegensatz zu den zwei Alben davor alles mit Band live eingespielt. Da war fast alles in den Rechner eingespielt – sogar das Schlagzeug kam über das Keyboard. Diesmal sind es einfach echte Instrumente – das war mir dieses mal sehr wichtig.

In einem Interview sagtest du mal, je älter du wirst, desto Pop-affiner wirst du. Woran liegt das?
Ich habe im Alter gelernt, dass jede Nummer bekommen muss, was sie auch verdient. Früher habe ich einfach Lust auf verzerrte Gitarren und auf Krach gehabt, aber manchmal ist dabei die Nummer verloren gegangen oder der Moment, warum ich diese Nummer geschrieben habe. Und darauf achte ich heute und das kann auch ein Grund sein, warum „Kraniche“ musikalisch so bunt und vielfältig geworden ist. Da kommt halt erst eine Nummer, die vielleicht sogar elektronisch oder technoid ist, danach ein Walzer. Ich finde, das ist schon Pop – also Pop im positiven Sinne.

Du warst vor deiner Bosse-Zeit Sänger der Band Hyperchild. Ist dir die Musik von damals peinlich?
Nein gar nicht. Es war mir auch echt noch nie unangenehm. Es war für mich einfach eine total tolle und wichtige Zeit, bestimmt auch mit ein paar Entscheidungen, die man im Nachhinein anders gemacht hätte – aber dafür war man ja in der Spätpubertät. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich heute das machen darf, was ich so mache. Aber genauso wichtig ist auch der Grund, dass es das nicht mehr gibt.

Was ist schiefgelaufen?
Wir waren damals ein ziemlich unmündige Band. Die Plattenfirma konnte mit uns machen, was sie wollte. Darum hatte ich jedes Stadtfest gespielt und war dreimal im Mickey Mouse Club war. Am Ende hat mich das schon ein bisschen geformt und vielleicht auch ein wenig abgehärtet.

© Nina Stiller
Warum singst du auf deutsch?
Für Hyperchild habe ich nie Songs geschrieben habe, sondern andere. Schon damals habe ich aber nebenbei meine anderen zwei, drei Projektchen gehabt, wo ich auch schon auf deutsch geschrieben hatte. Deswegen musste ich mich dann auch gar nicht groß umorientieren, als ich mit Bosse angefangen habe. Außerdem bin ich wirklich ein schlechter englischer Sänger, weil ich wie verrückt Ausspracheprobleme habe. Ich habe wahrscheinlich den krassesten deutschen Akzent – nach Lena Meyer-Landrut (lacht).

Du hattest einen riesen Erfolg mit dem Duett mit Anna Loos „Frankfurt/Oder“. Mit welchem Künstler würdest du gerne eine Kollaboration starten?
Am liebsten mit jemandem aus einem komplett anderen Genre. Ich glaub, Samy Deluxe ist zum Beispiel so ein Typ, den ich für das was er macht gut finde. Auch Ferris MC ist jemand, den ich gut finde.

Du sagtest mal, du hättest dir geschworen, dich nicht zu wiederholen. Wie sieht es nun nach 5 Studioalben aus. Ist dieser Vorsatz überhaupt einzuhalten?
Ich finde es erst mal wichtig, das als Ziel zu haben. Dass du hier und da mal ein paar Dopplungen hast, das bleibt nicht aus. Aber ich langweile mich auch immer so schnell, von Bands, deren sechs Alben dann immer gleich klingen. Ich kann eigentlich erst ein neues Album rausbringen, wenn ich das Gefühl habe, ich habe mich auf irgendeine Art und Weise neu erfunden.

Was erwartet die Leipziger am 19. April im Werk 2?
Wir haben voll Bock auf Leipzig und auf das Werk 2. Beim letzten Mal musste ich in Leipzig aus Krankheitsgründen absagen. Da waren schon ein paar hundert Leute vorm Laden und sind mit gesenktem Kopf wieder nach Hause gegangen. Manchmal kriegt man es eben auch nicht richtig kommuniziert. Wir haben zwar ein Wiederholungskonzert gespielt. Aber ich habe irgendwie immer noch das Gefühl, ich habe etwas wieder gut zu machen. Wir werden auf jeden Fall den Laden auseinandernehmen.

Info: Bosse spielt am 19. April im Werk 2. Karten gibt’s im VVK für 26€.