Über Brücken Brücken in Leipzig

Die Stadt Leipzig hat mehr als 400 Brücken, hier ein paar der interessantesten Exemplare:

Kleiner Test: Denkt an eine Stadt auf der Welt, die zu den Städten mit den meisten Brücken gehört – Na, welche kommt euch in den Sinn? Hamburg, Venedig, Stockholm, Amsterdam …? Falsch, falsch, falsch. Als erstes solltet ihr natürlich an Leipzig denken, denn unsere Stadt gehört international zu den Städten mit den meisten Brücken – um genau zu sein: Es sind weit über 400.

© Bianca Rositzka
Viele Leute, die Leipzig zum ersten Mal besuchen, sind erstaunt darüber, wie viel Wasser es hier tatsächlich gibt. Das vermuten erst einmal nur die wenigsten. Doch die Stadt ist durchzogen von Flüssen, Kanälen, Bächen und Gräben mit einer Gesamtlänge von 176,4 Kilometern – vor allem in den wasserreichen Stadtgebieten westlich des Zentrums.

Und nun stelle man sich bloß einmal vor, was es bedeuten würde, wenn es in Leipzig keine Brücken gäbe und wir jedes Mal durch die Elster schwimmen müssten, um in den Westen der Stadt zu gelangen oder von dort wegzukommen. Brücken machen eben das naturräumlich Unmögliche möglich und sind nicht zuletzt auch deshalb architektonische Wahrzeichen vieler Städte. Leipzig hat zwar keine Tower, Brooklyn oder Golden Gate Bridge, auch keine Oberbaum-, Karls- oder Rialtobrücke und nicht einmal (im Gegensatz zu Dresden) aufgrund einer Brücke Ärger mit der UNSECO gehabt.

Wenn auch nicht berühmt, so sind die Brücken Leipzigs zumindest eines: Zahlreich. Über 420 Brücken beherbergt die Stadt laut Amt für Statistik und Wahlen – dazu zählen alle Gewässerbrücken über Elster und Co. sowie Fußgänger-, Eisenbahn-, und Autobahnbrücken.Damit zählt Leipzig zu den brückenreichsten Städten Deutschlands und kann sogar mit Venedig mithalten. Wie viele Brücken es genau gibt, ist schwer zu sagen, da, je nach Zweck der Brücke, unterschiedliche Institutionen für die Erfassung und Instandhaltung zuständig sind. Doch fest steht: Unter den Städten mit den meisten Brücken ist Leipzig deutschland- und europaweit ganz vorne mit dabei. Und selbst weltweit taucht Leipzig, einigen Statistiken im Netz zufolge, unter den Top 50 der Städte mit den meisten Brücken auf. Viele der Bauwerke sind nicht nur beliebte Fotomotive oder Tummelplätze – sie haben auch ihre ganz eigene Geschichte. Wir haben uns auf eine Foto-Tour gemacht und Funfacts über ein paar der bekanntesten Brücken der Stadt zusammengestellt:

urbaNERD-Wissen

Aus dem althochdeutschen Wort „brugga“, das soviel wie „Bretterboden“ bedeutete, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte das heutige Wort Brücke. Dabei handelt es sich laut Duden um ein „Bauwerk, das einen Verkehrsweg o. Ä. über ein natürliches oder künstliches Hindernis führt“. Aufgrund der enormen Bedeutung, die Brücken für das Leben der Menschen seit jeher hatten, prägte das Wort „Brücke“ die deutsche Sprache in vielerlei Hinsicht, sodass man heute nicht mehr nur Gewässer überbrücken kann, sondern auch Wartezeiten, schwierige Situationen und finanzielle Engpässe – und bei leeren Batterien sogar das Auto. Man kann Brücken schlagen, aktuell Überbrückungshilfen beim Staat beantragen, sich in der Urlaubsplanung über fehlende Brückentage ärgern, wenn ein Feiertag aufs Wochenende fällt und sogar ein Lied kann eine Brücke sein (man denke nur an Joy Flemings Auftritt beim Grand Prix im Jahr 1975). Dort, wo es also darum geht, schwierige Situationen zu überstehen oder Nähe herzustellen, dient die Brücke als sprachliche Metapher.

                                                                                                                

Könneritzbrücke

Die Könneritzbrücke hat definitiv etwas Romantisches an sich. Die Stahlfachwerkbrücke wurde im vorletzten Jahrhundert gebaut, verbindet die Stadtteile Schleußig und Plagwitz und ist Anlaufstelle vieler Stadtrundfahrten. Auf der Brücke stehend hat man nicht nur einen tollen Ausblick auf die Industriearchitektur des Leipziger Westens, auch Enten und Nutrias lassen sich von dort gut beobachten. Doch wusstet ihr, dass die Könneritzbrücke auch einen wichtigen Beitrag zur Etablierung des Deutschraps leistete? Die Fantastischen Vier machten in den frühen Neunzigern das Genre des deutschen Raps vor allem mit ihrem 1992 erschienen Song „Die Da?!“ populär. Und wo wurde das Video dazu gedreht? Richtig, unter anderem auf der Könneritzbrücke. → Nachzuprüfen auf YouTube.

© Bianca Rositzka
Sachsenbrücke

Die Sachsenbrücke ist der Liebling unter Leipzigs Flussüberquerungen. Schön ist sie nicht, doch seit wann sind die herausgeputzten Dinge auch schon die coolen im Leben. Vor allem im Sommer tummeln sich tags und nachts nicht nur Mücken auf ihr. Als Knotenpunkt des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs vom Süden und Zentrum Richtung Westen und umgekehrt, gleicht sie an so manchem Tag eher einem Runway, denn einer schlichten Betonbrücke. Sie ist ein fester Bestandteil szenischer Kultur in der Stadt, auf dem nicht nur abgehangen, sondern auch für Verköstigung und Bespaßung gesorgt wird. Eis- und Kaffeewagen, Rap-Battles, Cocktail-, Bier- oder Souvenir-Verkäufe, Feuershows und kleine Konzerte – es vergeht kaum ein Tag im Sommer, an dem auf der Sachsenbrücke nichts stattfindet – und sei es bloß der Sonnenuntergang, der von dort herrlich zu beobachten ist. Die Sachsenbrücke ist übrigens so famous, dass sie sogar einen eigenen Instagram-Account hat. Unter stories_of_sachsenbrucke bekommt ihr einen Eindruck davon, was dort so geht, falls ihr es nicht längst schon wisst.

© Marius Mechler
Riverboat

In Plagwitz versteckt sich das Riverboat, das nicht ohne Grund den gleichen Namen trägt wie die MDR-Talkshow mit Kim Fischer und Jörg Kachelmann. Von 2003 bis 2008 wurde die Sendung dort produziert – heute wird jedoch in der Media City in der Südvorstadt getalkt. Das Gebäude ist einem alten Dampfschiff nachempfunden und befindet sich auf einer ehemaligen Eisenbahnbrücke, die den Karl-Heine-Kanal überspannt. Von der Nonnenstraße und der Erich-Zeigner-Allee hat man einen guten Ausblick auf diesen ausgefallenen Bau, der heute den „Kulturhafen Riverboat“ beherbergt – ein buchbarer Veranstaltungsort, an dem bis zu 190 Personen Platz finden.

© Marius Mechler
 

© Marius Mechler
„Beamtenlaufbahn“ – Neues Rathaus

Das Neue Rathaus, das gar nicht so neu ist, wie der Name vermuten lässt, hat insgesamt mehr als 1.700 Räume und besteht aus zwei Gebäudeteilen – dem eigentlichen, 1905 eröffneten, Neuen Rathaus und dem wenige Jahre später hinzugefügten Stadthaus (rechts im Bild), wo sich heute unter anderem das Standesamt befindet. Beide Bauten sind über eine zweigeschossige Gebäudebrücke, welche die Lotterstraße überspannt, miteinander verbunden. Im Volksmund nennt man diese Brücke daher auch „Beamtenlaufbahn“.  Der fast 115 Meter hohe Rathausturm gilt übrigens als höchster Rathausturm Deutschlands und ist nach dem City-Hochhaus das zweithöchste Gebäude der Stadt.

© Bianca Rositzka

Palmengartennwehr

Das auch Elsterwehr genannte Palmengartenwehr mit seinen drei pittoresken Walmdach-Häuschen ist ein beliebtes Fotomotiv. Vor rund 100 Jahren wurde es in Betrieb genommen und dient dem Aufstauen des Elsterbeckens, das ebenfalls im frühen 20. Jahrhundert entstand. Weil man damals von Seiten der Stadt ein wenig neidisch war, nur an der recht schmalen Weißen Elster zu liegen und nicht an Rhein, Elbe oder Donau, hob man einfach das etwa zweieinhalb Kilometer lange und über 150 Meter breite Becken aus, um auch einen breiten Strom vorweisen zu können, der die Stadt durchzieht. Abgesehen vom heutigen Naherholungs-Charakter dienen Becken und Wehr vor allem jedoch dem Hochwasserschutz. Indem große Mengen Wasser in das künstlich angelegte Elsterbecken abgeleitet werden können, dient die Anlage nicht nur dem Bootstourismus, sondern schützt auch vor Überflutungen.

Brückenlofts

Steht man auf der Karlbrücke in der Industriestraße, eröffnet sich einem einer der schönsten architektonischen Ausblicke der ganzen Stadt. Links und rechts erstrecken sich die Lofts der Buntgarnwerke – unten in der Elster tummelt sich im Sommer die halbe Stadt zu Wasser. Ein besonderer Blickfang ist dabei die zweistöckige Brücke, die die Gebäudekomplexe verbindet.  Früher hatte sie wohl pragmatische Gründe, um auf dem riesigen Gebäudekomplex der Buntgarnwerke trockenen Fußes von A nach B zu kommen, ohne ein Boot nehmen zu müssen. Heute befinden sich in der Brücke ebenfalls zwei Wohnungen; die sogenannten Brückenlofts. Wer dort wohnt, sollte jedenfalls schwindelfrei sein.

 

© Bianca Rositzka
                                                                                                     

Apropos Brückentage

Wir haben ein paar Tipps, wie ihr die diesjährigen Brückentage ideal nutzen könnt, denn durch geschickte Nutzung der Brückentage ist einiges an Freizeit rauszuholen. 

 Tipp 1 

Legt ihr Ende März euren letzten Arbeitstag auf den 26.3. und euren ersten Arbeitstag auf den 12.04., könnt ihr 16 Tage am Stück frei machen und müsst durch die Osterfeiertage nur 8 Urlaubstage investierten.  

 Tipp 2 

Den 14.05. als Brückentag freinehmen und 4 Tage am Stück Kurzurlaub machen. 

 Tipp 3 

Mit einem Einsatz von 4 Urlaubstagen in der Woche nach Pfingsten erhaltet ihr 9 Tage am Stück frei. 

 Tipp 4 

In Sachsen lohnen sich außerdem der 18. und 19. 11. als Brückentag, da am 17.11. Buß- und Bettag ist – so hättet ihr 5 Tage am Stück frei 

1. Mai und Reformationstag fallen leider aufs Wochenende.

Info: Die Stadt Leipzig und die Autorin Bettina Weil haben insgesamt sechs Hefte herausgebracht, in denen die Brücken der Stadt Leipzig erfasst und beschrieben werden. Wer also mehr über Leipzigs Brücken erfahren will, kann sich beim Amt für Statistik und Wahlen die Hefte mit dem Titel „Leipziger Brücken“ bestellen. Eines kostet zwischen 8 und 10 Euro.

Eine weitere informative Adresse ist die Internetseite www.brueckenweb.de – dort sind etliche Brücken der Stadt mit Fotos aufgelistet. Darunter der modernisierte Karl-Heine-Bogen und alle weiteren historischen Bogenbrücken, die den Karl-Heine-Kanal überspannen wie z. B. die König-Albert-Brücke oder die Weißenfelser Brücke. Doch nicht nur die beeinbrückenden Riesen wie Zeppelin-, Klinger– und Karlbrücke sind dort verzeichnet, auch die vielen kleinen Überquerungen der Mühlgräben oder der Teiche in den Parks lassen sich dort finden.