Clever von A nach B CleverShuttle in Leipzig

Bruno, Jan und Slava haben 2014 CleverShuttle gegründet. Wir haben den Fahrdienst selbst ausprobiert und Geschäftsführer Bruno Ginnuth zu dem Konzept CleverShuttle befragt.

Bruno, Jan und Slava haben 2014 CleverShuttle gegründet. Den Berliner Freunden kam die Idee – wie die meisten kreativen Ideen – bei einer durchzechten Partynacht. Seit diesem Moment ging den dreien der Gedanken eines RideSharing-Konzepts nicht mehr aus dem Kopf. Wir haben den Fahrdienst selbst ausprobiert und Geschäftsführer Bruno Ginnuth zu dem Konzept CleverShuttle befragt.

© CleverShuttle

Die Idee dahinter

In München und Leipzig gibt es den günstigen, grünen und gemeinsamen Fahrdienst, wie Geschäftsführer Bruno ihn bezeichnet, seit diesem Jahr. Berlin soll im September folgen und auch weitere Städte wie Dresden und Hamburg sind geplant. CleverShuttle bietet die Vorteile von Taxifahrten zu günstigen Preisen mit Sharing-Konzept an. Das bedeutet: Tür-zu-Tür Beförderung, Fahrpreise die ungefähr 40% unter Taxipreisen liegen und gemeinsame Fahrten mit anderen Fahrgästen

Eine Fahrt mit dem CleverShuttle kann nur über eine App gebucht werden. Eine Anmeldung ist dafür nicht erforderlich. Montag bis Donnerstag und am Sonntag steht der Fahrdienst von 15 bis 0 Uhr zur Verfügung. Freitag und Samstag fährt der CleverShuttle bis 3 Uhr. CleverShuttles fahren allerdings derzeit dasLeipziger umland noch nicht an. Bruno begründet uns das so: „Wir können unser Einsatzgebiet erst dann erweitern, wenn wir mehr Autos und Fahrer haben, sonst werden die Wartezeiten der Fahrgäste zu lang.“ 

Der Selbstversuch

Wir wollen es selbst testen und buchen ein CleverShuttle von unserer Redaktion in der Goetzstraße zum Café Suedbrause in die Karl-Liebknecht-Straße. Dazu müssen wir unser GPS-Signal am Handy aktivieren, damit die App unser Startziel finden kann. „Wir fragen den Standort unserer Fahrgäste ab, weil man sich manchmal nicht auskennt und es dann einfacher und bequemer ist, die Startposition orten zu lassen“, sagt Bruno. 

Leipzig befindet sich gerade noch in der Testphase, daher fahrt man bis zum Herbst vergünstigt. Für zwei Personen zeigt die App uns einen Preis von 6,23€ an (Normalpreis 11,75€), alleine würden wir 4,98€ zahlen (Normalpreis 9,40€). Sollte man im Stau stehen oder längere Wartezeiten haben, erhöht sich der Preis nicht. Zusätzlich können wir einen Gutscheincode eingeben. Mit dem Code „Leipzig“ könnt ihr den Fahrdienst einmal kostenlos testen – und das machen wir auch. Nach der Bestätigung haben wir 20 Sekunden Zeit, die Fahrt zu stornieren. Sollte man sich kurz vor Eintreffen des CleverShuttles spontan umentscheiden und die Fahrt doch nicht antreten, sammelt man Minuspunkte. Sollten sich diese Minuspunkte häufen, kann es sein, dass man gesperrt wird. Minuspunkte können aber mit erfolgreich abgeschlossenen Fahrten wieder gelöscht werden. (Es ist also enorm schwer, tatsächlich gesperrt zu werden.) Momentan können in Leipzig nur drei Personen pro Shuttle fahren. Theoretisch könnte sich jetzt also noch jemand zu uns gesellen, wenn sich die Routen überschneiden. Es gilt aber die Regel, dass die Umwege nicht länger als 30% der Fahrzeit betragen dürfen. Jetzt wird uns der Fahrer angezeigt, der sich auf der idealen Route zu uns befindet. 13 Minuten müssen wir warten. 

Momentan sind in Leipzig sieben Mitarbeiter fest angestellt, die alle über einen Personenbeförderungsschein verfügen. In Echtzeit können wir dann beobachten, wie unser Citroen Zero, ein Elektroauto, immer näherkommt und exakt nach den 13 Minuten vor der Tür steht. Für unsere Fahrt von 6km brauchen wir ca. 20 Minuten. Kein Wunder, es ist kurz vor 16 Uhr. „In der Hauptverkehrszeit ist ein CleverSuttle auch nicht schneller als die Bahn. Trotzdem kann es eine entspannte Alternative zu überfüllten Öffentlichen Verkehrsmitteln oder teuren Taxis sein“, sagt Bruno.
Nach einem Kaffee buchen wir uns wieder ein CleverShuttle zurück und wollen jetzt die Funktion „Guthaben einlösen“ testen. Diese Funktion kann nur genutzt werden, wenn man bei CleverShuttle angemeldet ist. Eine Registrierung ist kostenlos und kann auch Vorteile mit sich bringen, beispielsweise kann man angeben, welchen Radiosender man gerne hört oder ob man geschwätzig ist. Dadurch kann der Fahrer die Fahrt angenehmer gestalten. Mit eurem persönlichen Tell-a-Friend-Code in der CleverShuttle-App könnt ihr und ein Freund 10€ kassieren, nachdem der „Freund“ seine erste Fahrt als registriertes Mitglied hatte. Wenn man nicht gerade einen Gutscheincode oder Geld auf seinem Fahrkonto hat, ist es möglich bar oder über die App per Kreditkarte und PayPal zu bezahlen. Bei unserer Rückfahrt ins Büro wird angezeigt, dass das nächste CleverShuttle nur zwei Minuten von uns entfernt ist. Nach fünf Minuten ist aber immer noch weit und breit nichts zu sehen. Unser Handy hat uns einen veralteten Standort angezeigt und somit die Ankunftszeit falsch berechnet, das darf nicht passieren. Bei einer durchschnittlichen Wartezeit von sieben Minuten können wir aber darüber hinwegsehen. Nach acht Minuten ist das CleverShuttle da und die Rückfahrt verläuft reibungslos.  

 

Mit der Deutschen Bahn an der Hand

Neben Privatinvestoren konnte CleverShuttle außerdem die Deutsche Bahn als strategischen Investor gewinnen und auch Audi als Kooperationspartner überzeugen. Die Deutsche Bahn besitzt 18% des Fahrdienstes und sieht das junge Start-up Unternehmen gerade für Bahngäste, die schnell, bequem und zu günstigen Preisen an ihren Zielort gelangen wollen, als „Letzte-Meile-Angebot“ zur Schließung der Reisekette. Die Bahn investiert aber nicht nur aus Großzügigkeit in Start-ups wie diese. Als Markführer sieht die Bahn durchaus Konkurrenz in neuen, innovativen Mobilitätskonzepten. Mit der DB als starken Investor an der Hand hat CleverShuttle finanziell mehr Möglichkeiten. Gerade auch, weil momentan nur die Fixkosten gedeckt werden

Noch mehr Konkurrenz für Taxiunternehmen? 

Der Mobilitätsmarkt ist ein sehr umstrittenes Gebiet. Vor allem die Taxi-Branche sieht in CleverShuttle eine Konkurrenz. Denn anders als Taxiunternehmen muss sich der RideSharing-Fahrdienst nicht an Tarifvorschriften halten und kann sein Entgelt frei bestimmen. Das liegt daran, dass es als Mietwagenservice gegründet worden ist und somit das Thema Konzession umschiffen kann. Auf CleverShuttle warten dafür andere Hürden. „Beförderungsaufträge dürfen nur am Betriebssitz der Firma entgegengenommen werden. Zudem müssen die Fahrer nach jeder Tour zum Hauptsitz zurückkehren, wenn sie nicht fernmündlich einen Auftrag erhalten haben und wir können keine Kunden am Straßenrand einsammeln“, sagt Geschäftsführer Bruno Ginnuth. Hinzu kommt, dass CleverShuttle eine ganz andere Zielgruppe als Taxiunternehmen hat. Der durchschnittliche Fahrgast ist 25 bis 35 Jahre alt, weiblich und studierend. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Fahrzeuge weniger luxuriös oder exklusiv sind. Zwischenstopps, beispielsweise am Geldautomaten, sind nicht möglich, genauso wie mit Freunden nach Hause zu fahren, deren Wohnort nicht auf einer ähnliche Route liegt. „Der Algorithmus berechnet für unsere Fahrer und Fahrgäste immer die effizienteste Fahrstrecke. In dem Fall müsste dann jeder sein eigenes CleverShuttle buchen. Sollten die Strecken harmonieren, wird man automatisch zusammen fahren“, erklärt Bruno. Ebenso kann man CleverShuttles nicht vorbestellen. Der geringere Fahrpreis käme dadurch zustande, dass Fahrten mit anderen Personen geteilt werden, dass die Buchung über die App viele weitere Arbeitsschritte und damit Personal spart und die Elektro- und Hybridfahrzeuge zwar in der Anschaffung kostspieliger, langfristig gesehen aber effizienter seien, begründet Bruno. 

Wettbewerb belebt den Markt

Die schnelle Entwicklung und Umorientierung der Gesellschaft hinsichtlich der Personenbeförderung zwingt auch den Mobilitätsmarkt nachzuziehen und sich an die Anforderungen der Menschen und der Umwelt anzupassen. Günstiger, schneller, gemütlicher und grüner ist angesagt beim Vorwärtskommen. Vor allem die CO2-Ersparnis durch Elektrofahrzeuge ist für Städte enorm attraktiv. Die Gründer von CleverShuttle haben diese Lücke in der Mobilitätsbranche erkannt und versuchen eine innovative Alternative zu Taxi, Bahn oder zum Laufen anzubieten. Bisher wurden insgesamt 15.000 Fahrten abgewickelt und auch in Leipzig sind die Menschen offen für die neue Idee und nutzen CleverShuttle immer öfter. Bis Ende 2017 gilt die Ausnahmegenehmigung für CleverShuttle in Leipzig zur „Erprobung einer neunen Verkehrsform“. Bis dahin versucht das junge Unternehmen, sich weiter auszubauen und den Fahrdienst zu optimieren. Ob der RideSharing-Fahrdienst anschließend in Leipzig bleiben darf, entscheidet nach Ablauf der Frist das Technische Rathaus.

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