Genuss im Lavendelgarten In die Küche geschaut: La Provence

Ein Besuch im „La Provence“ Leipzig lässt euch eure Vorteile gegenüber der Französischen Küche ganz schnell vergessen.

In meiner Vorstellung essen Franzosen Baguette und Crossaints und auch manchmal die ein oder andere Schnecke oder Froschschenkel. Nach meinem Besuch im La Provence in der Leipziger Innenstadt habe ich dieses Vorurteil aber ganz schnell in der Klischee-Kiste vergraben können.

© Toni Küttner

Als mich Küchenchef Florian begrüßt, bin ich doch froh; meine Französischkenntnisse hören nach einschlägigen Liedzeilen nämlich auf und obwohl La Provence eindeutig der französischen Küche zuzuordnen ist, sprechen der Koch und seine Crew auch meine Muttersprache. Als ich ihm von meinen Vorstellungen berichte, lacht er und sagt: „Die französische Küche ist sehr klischeebehaftet. Umso spannender ist es, wenn man entdeckt, was sie alles bieten kann!“

© Toni Küttner

Schick und schickbar 

Ich lese mich durch die Wochenkarte von La Provence. Jeden Tag gibt es ein neues Gericht, welches zum Mittagessen für 8,50 Euro mit einer Vorspeise und einem leckeren Nachtisch serviert wird. Flammkuchen und Putengeschnetzeltes sind mir ein Begriff. Viel Fisch, aber auch Pasta und Suppen finden sich auf der Speiseliste. „Ich will, dass meine Gerichte schick und schickbar sind“, fasst Florian zusammen. Soll heißen: Das Auge isst mit. Und lange warten sollen die Gäste auch nicht! Manchmal sind die fast 200 Plätze im La Provence voll besetzt. Dann haben Florian und sein fünfköpfiges Team auch mal alle Hände voll zu tun. 

Heute auf dem Plan steht Lamm mit Trüffelkartoffelcreme und grünen Bohnen. Florian streicht ein Stück zartes Lammfleisch mit einer Kräutermischung aus Salz, Rosmarin, Knoblauch, Thymian und Butter ein. Dazu brät er grüne Bohnen mit Paprika an und bettet das ganze dann auf ein Bett aus einer Art Trüffel-Kartoffel-Stampf. Hierbei handelt es sich um einen besonderen „Augenschmaus“: Der Stampf ist lila, was von der Färbung der französischen Knolle herrührt. Nicht nur die Tüften in diesem Gericht stammen aus unserem Nachbarland. „Fisch und Geflügel bestellen wir auch gerne aus Frankreich“, berichtet Florian. Das Gemüse wird saisonal von Händlern aus der Region gekauft. „Je nachdem, was hier gerade geerntet wird, baue ich das in die Menüliste in der nächsten Woche ein“, so Florian. Dazu setzt er noch eine sogenannte Portwein-Jus ein und ich darf mich über meine erste neue Französisch-Vokabel freuen: Jus ist nämlich eine Art Brühe, ursprünglich hergestellt aus Gemüse und Knochen. 

© Toni Küttner

Freie Platzwahl 

Zum Verspeisen des leckeren Gerichts setze ich mich in den sogenannten Lavendelgarten im Hinterhof des Lokals. Efeu rankt sich die Hausfassade nach oben und die Tische sind geschmückt mit frischen Lavendelsträuchern. Da es noch früh ist, hätte ich sowieso freie Platzwahl gehabt: Vor dem Lokal kann man auf dem Freisitz Platz nehmen und die Sonne genießen. Das Restaurant selbst hat zwei Etagen – von der oberen hat man einen hervorragenden Blick auf den Lipsiabrunnen in der Kleinen Fleischergasse. „Genussvoll essen lernt man eben nur in Frankreich“, schmunzelt Florian. Apropos Genuss: Jetzt kann ich endlich von meinem Essen probieren und genieße das feine Lammfleisch, auf dem sich eine knusprig-salzige Schicht gebildet hat. Der Kartoffelstampf hat einen pilzigen Nachgeschmack und die Bohnen sind schön knackig. Und um noch einmal mit ein bisschen Französisch zu prahlen: Das Portwein-Jus ergänzt das Gericht noch perfekt.

Kleine Fleischergasse 6, 04109 | täglich ab 11:30 Uhr geöffnet