Von dem Autor von Trainspotting Filmkritik: Drecksau

Ausgangslage: Ein korrupter Polizist – kokainsüchtig, machtgierig und sexbesessen. Das ist der Hauptcharakter und Namenspate des Films „Drecksau“.

Die Ausgangslage steht merklich schlecht für John Bairds Film „Drecksau“. Ein korrupter Polizist – kokainsüchtig, machtgierig und sexbesessen. Kein Charakter mit dem sich der Zuschauer identifizieren will. Trotzdem nahm er das Wagnis auf sich, Irvine Welshs Roman in die Kinos zu bringen.

© Screenshot Trailer

Die Besetzung der Hauptrolle war dabei schwierig, musste sie einem Schauspieler doch laut Baird „alle Extreme zwischen Komödie, Tragödie, Gewalt, Sex und Wahnsinn abverlangen“. James McAvoy, der den korrupten Polizisten Bruce Robertson spielt, war nach einem Gespräch für den Regisseur sofort die perfekte Rollenbesetzung, verstand er doch die schwierige Hauptfigur auf ähnliche Weise. Anders als im Buch, das offen lässt, ob Robertson geisteskrank ist, führt Baird das Verhalten auf eine manisch-depressive Störung zurück. McAvoy schafft es nicht nur in den Szenen zu überzeugen, in denen er brutal und unflätig ist, sondern auch in den persönlichen Momenten, die von der Familie handeln.

Manipulation und Spielchen

© Screenshot Trailer

Für Robertson sind die meisten der Charaktere in seinem Leben Schachfiguren in seinem Streben nach einer Beförderung, die er nach Belieben herumschieben und manipulieren kann. Egal ob sein naiver Freund Bladesey oder sein junger Kollege Ray Lennox, niemand ist vor seinen perfiden Spielchen sicher.Zum Wendepunkt im Film kommt es bei einem Zusammentreffen mit Amanda Drummond im Treppenhaus des Polizeipräsidiums. Sie, die Personifizierung der Dinge, die er hasst, besiegt ihn im Wortgefecht und zerstört das selbstverherrlichte Bild, das der Polizist von sich selbst hat. Eine abwärts Spirale startet, die auch den Zuschauer in die psychologischen Tiefen der Hauptperson mitreißt und am Ende sicherlich nach Luft schnappen lässt.

 Robertson erinnert mit seinem Verhalten stark an Alex aus Uhrwerk Orange – nicht nur inhaltlich, auch in der filmischen Umsetzung bemerkt man immer wieder Parallelen zu Stanley Kubrick und Terry Gilliam. Die Surrealität und Überspitzung der Szenen zeigen sich auch in den Halluzinationen, die Robertson von seinem Psychiater (gespielt von Jim Broadbent) hat. Anders als im Buch wird nicht der körperliche Verfall Robertsons in den Vordergrund gestellt, sondern sein geistiger.

Fazit:

Obwohl klar ist, dass niemand Lust hätte, Opfer von Robertsons Schimpftiraden zu werden, empfinden wir zum Ende des Films Mitleid mit diesem doch deutlich kranken Mann, dessen Leben von so universellen Themen wie Liebe, Kummer und Verlust geprägt ist. Wie schon Irvine Welshs Roman „Trainspotting“ ist „Drecksau“ keine leichte Kost, aber empfehlenswert.

Trailer zu Drecksau

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Filmstart: ab 17. Oktober in den deutschen Kinos

Weiter Infos findet ihr hier.