Puff, Pornos und Familienglück Filmkritik: Schoßgebete

Wir haben uns „Schoßgebete“ angeschaut und sagen euch, was ihr zwischen Dildos, Neurosen und Testament erwarten könnt:

© Screenshot Trailer
Charlotte Roche (Autorin des gleichnamigen Romans) wird erwachsen. Oder zumindest ihre Protagonistin, Elizabeth (Lavinia Wilson). Ein bisschen. Nur mit einigen Ticks eben. Anstatt Avocadokerne in dafür nicht vorgesehenen Öffnungen zu manövrieren (s. Feuchtgebiete), geht es darum eine Ehe am laufen zu halten und sich den eigenen Neurosen nicht kampflos hinzugeben. „Ich habe mehr Neurosen als andere Frauen Schuhe.“

Puff, Testament und Dildo 

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Elizabeth beschäftigt nämlich seit einem tragischen Autounfall in erster Linie der Tod. Allen voran ihr eigener Tod. Einzig beim Sex kann sie vollends abschalten. Dass es allerdings nicht um bloßes „Rumgevögel“ geht und Elizabeth weder Nymphomaniac- noch Sex-and-the-City-Allüren hegt, macht die Beziehung zu ihrem Ehemann Georg (Jürgen Vogel) deutlich. Entgegen der heutigen Gegenwartsdiagnose „Wird eine Beziehung anstrengend, gehen wir lieber
getrennte Wege. Oder fremd“, sehen wir in Schoßgebete Bemühungen des jeweils anderen Träume und Ängste zu berücksichtigen und diese für mindestens genau so ernst zu nehmen wie die eigenen. So geht Elizabeth mit Georg auch mal gemeinsam in den Puff und Georg mit Elizabeth zum Notar, um Elizabeths Testament beinahe wöchentlich ändern zu lassen. Georg holt sich (für sich!) emanzipierterweise einen Dildo, um Gleichberechtigung im Bett herrschen zu lassen und Elizabeth arbeitet mit ihrer Therapeutin Dr. Drescher (Juliane Köhler) an der eigenen Person.

Mehr als Schocken-Wollen 

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Dabei schafft es der Film in seinen übersteuerten Emotionalitäten, den Zuschauer von tiefer Berührung bis hin zum fremdschämend-kopfschüttelnder Begeisterung durch die Handlung zu tragen. Allem voran ist der Film aber ein ernst zunehmender Hilfeschrei nach Substanz und Sicherheit, Verwurzelung und Gewissheit sowie – man mag es kaum glauben – monogamen Familienglücks.


Fazit: Der große Bruder von Feuchtgebiete ist uns viel sympathisc
her, da er nicht auf Teufel komm raus schocken will! Und es mittels des Plots doch schafft!

Lieblingszitat: „Wenn ich sterbe möchte ich erstens verbrannt werden und zweitens dass meine Asche ganz normal am Abholtag von der Müllabfuhr in den Hausmüll – also schwarze Tonne – geworfen wird.“

Filmstart: 18.9.2014

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