Das letzte Abendmahl mit dem Papa Filmkritik: Stromberg – Der Film

Wir waren zur Preview von „Stromberg – Der Film“ im Kino. Zwischen Penissen, Bühnenauftritten und ganz viel Fremdschämen platziert sich Bernd Stromberg und amüsiert das Publikum.

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Wir sind Stromberg! Also dürfen wir auch stolz verkünden: Wir sind Papa! Nun gut, vielleicht lassen wir das mal lieber den Papa machen, denn wer vermag es schon im Stromberg-Style auf äußerst sympathisch herrisch-zwingende Art zwischen Prostituierten, Büro und Bühnenauftritten so schön hin und her zu tänzeln wie er?

Nach fünf erfolgreichen TV-Staffeln wagt der Büro-Diktator Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) den Sprung auf die Kinoleinwände und präsentiert dem gespannten Zuschauern den Mikrokosmus des Bürolebens. Der teilweise durch Crowdfunding finanzierte Film dürfte aber auch über die Fanbase hinaus amüsieren und bietet ein würdiges Ende Strombergs – denn nach dem Kinofilm ist mit dem Papa Ende im Gelände. Von der Presse oft als schlimmster Chef Deutschlands tituliert, schwankt Stromberg selbst zwischen anmaßendem Selbstbewusstsein, welches sich fernab tatsächlichen Kompetenzen äußert, und Zukunftsangst – geht er doch schließlich mittlerweile stramm auf die 50 zu. Schön ist, dass der Film den Charme der Serie mit auf die Leinwand zaubert und sich nicht zu emanzipiert und eigenständig als Streifen in Szene rücken will. Auch wenn sich das Umfeld aus dem Büro wagt und somit ein frisches Setting zaubert. Die Charaktere bleiben sich treu und das Fremdschämen geht weiter. Mit im Schlepptau, das obligatorische Büroinventar: Das langjährige Mobbingopfer „Ernie“ (Bjarne I. Mädel), das Kollegenpaar Ulf und Tanja (Oliver K. Wnuk, Diana Staehly) samt Pflegesohn Marvin und Lieblingskollegin Jennifer (Milena Dreißig). Na da kann’s ja losgehen.

Umzingelt von Fettnäpfchen fühlt sich Stromberg wohl

© Screenshot Trailer

„Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht und am Ende gibt’s Ärger.“ Das bringt es schon ganz gut auf den Punkt. Stromberg und seine untertänigen Mitarbeiter aus der Schadensregulierung machen sich anlässlich der 50-jährigen Jubiläumsfeier der CAPITOL Versicherung auf den Weg in ein Landhotel. Angekommen, könnte alles eigentlich ganz schön sein. Doch erstens wäre der Streifen dann ja jetzt schon vorbei und zweitens wäre eine unkompliziert-lauwarme Party gar nicht Strombergs Ding. Er platziert sich doch lieber gemütlich zwischen zwei Fettnäpfchen und manifestiert dort ein Image, so dass er noch deutscher nur mit Bier und Schweinebraten im Mund sein könnte. Beständig wird im Büro an seinem Stuhl gesägt und von der Frau wurde er verlassen . Runterkriegen lässt sich der Bernd allerdings nicht – nicht von den Mitarbeitern, auch nicht von den Vorgesetzten und erst recht nicht von den Frauen. Mit einer Hand voller Vorurteile und die Courage, diese auch möglichst taktlos zu postulieren, springt er mitten ins Geschehen.

Büro ist Krieg!

 

Durch die androhende Schließung der Firma, fungiert die Jubiläumsfeier als beruflicher Rettungsanker – gilt es für Stromberg schließlich einen Wechsel in die Zentrale in die Wege zu leiten. Dass ausgerechnet Ernie, dem es am Hinterteil des Vorgesetzten ganz gut gefällt, denselben Plan hat, lässt die Party zum Duell werden. Während Ernie den Vorzeigemitarbeiter mimt, präsentiert der Papa den Papa des Büros himself. Dass seine Mitarbeiter da ein Wörtchen mitzureden haben, liegt zwar auf der Hand, doch „Büro ist Krieg, und den gewinnt man nicht bei der Heilsarmee“. Und so kämpft Stromberg weiter und entdeckt sogar das eine oder andere zwielichtige Türchen der CAPITOL.

„Ich habe den Figuren Lebwohl gesagt!“

© Screenshot Trailer

Das pseudodokumentarische Format Strombergs gibt uns das Stück Fiktion, nach der wir sehnen und den großen Teil überzogene Realität, in der wir leben. Nochmal mehr wird im Kinofilm bewusst, dass Stromberg mehr als eine charmante Witzfigur ist, die in einem merkwürdigen Büro rumturnt. Stromberg berührt den Zuschauer und überrascht auch im Film immer wieder mit unerwarteter Moral und Tiefsinnigkeit. Das war auch nötig, will man den Schlusspunkt von Stromberg gebührend zelebrieren. Christoph Maria Herbst sagt selbst: „Ich habe den Figuren Lebewohl gesagt, was unendlich traurig war. Mir war bewusst: Das war es jetzt“. Doch werden wir nicht zu rührselig, schließlich bietet der Film neben musikalischen Genussgipfeln, gekritzelten Penissen, wohin das Auge reicht, und ins Herz zu schließende karikaturisierte Persönlichkeiten auch intelligent-düsteren Witz. Lacht der Stromberg-Zuschauer, so ist doch das Schöne daran, dass er gleichermaßen über sich selbst lachen kann und ein wenig engstirnige Alltagsernsthaftigkeit abschütteln darf.
„Fick die CAPITOL. Wir sind Stromberg“!

Fazit: Für jeden Stromberg-Groupie ein MUSS! Für alle anderen: Stromberg gibt uns den verlogenen Frauenfeind, den schlimmsten Chef Deutschlands und den taktlosesten Arsch – und dafür liebt man ihn und seine zwingende Art, die zwischen den Zeilen auch Moral und Gewissen versteckt! 

Lieblingszitat: „Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht und am Ende gibt’s Ärger.“

Filmstart: 20.2.2014