Versuch einer Kategorisierung der Frauen zum Männertag Frauen zum Männertag

Wie benimmt sich Frau eigentlich zum Männertag? Benimmt sie sich überhaupt? Wir haben uns an einen Versuch der Typisierung des weiblichen Geschlechtes zum Männer-, Vater- oder Herrentag gemacht.

Wo man sich als Mann am Männertag rumtreibt, ist klar. Oder egal. Die Tassen werden sowieso in die Luft gehoben, das männliche Haupt voll Inbrunst aufgerichtet und das maskuline Sein mit Gleich-und-Gleich begossen und genossen. So soll es auch sein.Selbst wenn es dann nach einigen Stunden, so gegen 10:30 Uhr, peinlich wird, ist es längst noch nicht so peinlich wie die weiblichen Gegenströme, die sich bilden. Und vor allem einbilden. Einbilden, einen Konterkurs eröffnen zu müssen, Emanzipation gelten zu lassen oder auch den weiblichen Glanz in Prosecco und Rosa oder ähnlich bezaubernde Farben zu hüllen.

Und da wir schon beim Thema Frauen sind, kategorisieren wir die Ladies mal in puncto Männertag!

 

Die Konter-Ladies:

© Carolin Schreier
Die Girls (vergeben, süß und durch und durch Mädchen) treffen sich und gönnen Schatzi und Schnuffi mal ’ne Auszeit vom intakten Beziehungsleben. Dafür haben sie ja noch die Mädels. Und das Mädels-Sein wird zelebriert. Der Sekt sprudelt, Erdbeeren griffbereit und sowieso alles drapiert für so eine richtige Ladies Night. Mit Mani- und Pediküre zum Beispiel. Wie auch immer. Die Mädels lassen die Jungs machen und genießen Mutter Naturs Entscheidung ihres Geschlechts aufs stereotypischste. Cheers, Ladies!

 

Die Konter-Singles:

© Carolin Schreier
Ein etwas anderes Konter-Szenario spielt sich unter einer bestimmten Gruppe weiblicher Singles ab. Die Girls (nicht vergeben) nehmen den Männertag zum Anlass, einen ordentlichen Kasten Sterni zum Unwohle ihres Exfreundes oder anderer herrlicher Herren in Windeseile hinunter zu stürzen. Hier gilt sowieso nur ein Motto: „Alle Männer sind scheiße! Und diese Mistkerle haben diesen Tag ja auch gar nicht verdient.“ Entgegen den Konter-Ladies verlassen die Konter-Singles auch gerne das Haus. Aber nicht aus bloßer Willkür. Nein, nein. Das Verlassen des Hauses mit Sterni und Co. zeigt nur, den hilfeschreienden Protest gegen die Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau – ganz schnell wird nämlich in den „Was ihr (Mistkerle, Anm. d. Red.) könnt, können wir schon lange. Und sowieso besser. Ja und vor allem ohne euch!“-Modus gewechselt. Darauf das fünfte Sterni. Prost!

 

Die Buddies:

© Carolin Schreier
Die Buddies sind vielleicht Single. Vielleicht aber auch nicht. Das zählt nämlich gar nicht. Denn vor allem sind die Buddies nämlich Buddies. Ihre besten Freunde sind Männer. Und deswegen passiert (dann hoffentlich im gegenseitigen Einverständnis) folgendes: Die Buddies springen mit ihren Buddies (den Schatzis, Schnuffis und Mistkerlen der anderen) zusammen ins Boot, halten die Bier-Bong, stimmen die Parolen ein, stoßen an, und haben den Männertag über einfach den üblichen Spaß mit ihren Jungs und Männern. Nur eben ein bisschen mehr, denn die Buddies verstehen, dass die Jungs mal eine Auszeit ihrer würdevollen 364 Tage brauchen. Einfach einmal loslassen dürfen. Machen sie ja sonst nie, die Männer. Für andere Gruppierungen (siehe Konter-Ladies und -Singles) könnten die Buddies übrigens ein Dorn im Auge sein. Denn entweder geht’s hier ja um Schatzi oder eben einen echten Mistkerl. So oder so. Kontakt wird da eigentlich ungern gesehen. Darauf die fünfte Pfeffirunde: Nicht lang schnacken, Kopf in den Nacken!

 

Die Kletten:

© Carolin Schreier
Ui ui ui. Die Kletten sind ein besonderes Kaliber. Denn der Unmut bleibt weder in der Mädelsgruppe, die Freude unter den Ladies oder der Spaß unter den Buddies – noch ist ihnen der Tag einfach egal. Die Kletten bleiben auf jeden Fall bei ihren Gegenstücken. Und das ganz gleich, ob Gegenstück will oder nicht. Die Beweggründe mögen unergründlich sein. Viel unergründlicher ist die Toleranz, Ignoranz, Akzeptanz oder Angst seitens der Männer. Es ist ja alles in Butter, will Mann tatsächlich sein “Yin“ dabei haben. Der Punkt ist aber: Sollte dies nicht der Fall sein, kümmert’s die Klette auch nicht. Die Klette hasst Schatzis besoffene Freunde, muss sowieso aller 5 Minuten eine beliebige Art Körperkontakt herstellen (Schatzi gehört ihr) und vor allem aufpassen. Schatzi würde zwar nie “ungezogen“ sein, doch Vertrauen ist so eine Sache, wenn doch die Kontrolle besser ist. Darauf kein Sterni, auch keine Pfeffirunde, und den Sekt stellen wir auch mal lieber für zweisame Abende kühl – darauf ein „Hier, trink mal ein Schluck Wasser, Schatz“. Yolo – H2O.

 

Die Gaffer:

© Carolin Schreier
Die Gaffer lassen sich eigentlich einfach beschreiben und implizieren durch ihre Titulierung schon ganz genau die eigene Männertagstätigkeit. Es wird geglotzt. Das Ganze ähnelt eigentlich dem Leipziger Wave-Gotik-Treffen: Hüllt man sich nicht in schwarz und hat man mit der Szene nicht viel zu tun, wird sich ins Lieblingscafé gesetzt und beobachtet, gestaunt, hinterfragt und gewundert. Man fühlt sich der Szene zwar nicht zugehörig, kann ihr neben teilweisem Entsetzen und Verwunderung aber auch ein wenig Zuspruch und Anerkennung entgegenbringen. So in etwa fühlt sich Gaffer-Frau: Das Spektakel des männlichen Wesens am Männertag ist faszinierend und irritierend zugleich. Zugehörig fühlt sie sich auch nicht – und das liegt in diesem Fall nicht an der Abwesenheit des Schwarzes. Weil eine stundenlange Feldforschung anstrengend ist, gibt’s keinen Alkohol (schränkt das Einschätzungsvermögen ein und beseitigt klare Grenzen zwischen beiden sozialen Milieus) sondern einen Kaffee. Oder zwei. Espresso ist auch okay. Meinetwegen auch eine Mate. Hauptsache Koffein. Zum Wohl.

Outro 

© Carolin Schreier
Man könnte jetzt noch weiter herumtänzeln. Um die Männer. Um die Frauen. Um den Männertag. Um den Menschen.
Und ob man den Männertag zum heiligen Jahrestag erklärt, ihn in die Feiertage-die-vom-eigentlichen-Feiertag-abkommen-Kategorie steckt, ihn mit zum Valentinstag in die Überschüssig-Schublade steckt oder ihn verlebt wie den 25. Mai (an dem nichts passierte – nichts, von dem man Bescheid wüsste), ist auch ganz gleich. Führt ein Tag, welchen Namens auch immer, eine Gruppe von Menschen zusammen und erzeugt in irgendeiner Form Freude und Ausgelassenheit, kann der Tag ja nur gut sein. Und die Mädels werden auch ihre Freude haben! Oder auch nicht. Dann kommen die Lieben aber auch drüber hinweg. Zum Schluss (weil es schön ist, die Verantwortung einfach in andere Hände zu geben. Danke, Henning Venske.) „Frauen, die die gleichen Rechte wie Männer fordern, sind auf jeden Fall bemerkenswert genügsam.“