23:23 beim VfL Gummersbach Frech, frecher, SC DHfK: Erster Auswärtspunkt in der 1. Bundesliga

Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben den allerersten Auswärtspunkt in der ersten Bundesliga errungen. Dank einer bärenstarken Abwehr, dank einer cleveren Spielweise in der zweiten Halbzeit, dank eines rotzfrechen Philipp Weber.

Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben den allerersten Auswärtspunkt in der ersten Bundesliga errungen. Dank einer bärenstarken Abwehr, dank einer cleveren Spielweise in der zweiten Halbzeit, dank eines rotzfrechen Philipp Weber. Er verwandelte in der Begegnung gegen den VfL Gummersbach nach dem Schlusspfiff noch einen Siebenmeter zum abschließenden 23:23 (9:12).

© Rainer Justen
Die Auseinandersetzung im bergischen Land hatte Höhen und Tiefen für beide Teams. Vor der Pause lagen die favorisierten Gummersbacher meistens mit zwei, drei, vier Treffern vorn. Sie besaßen mit Dutchman Mark Bult, Simon Ernst, Julius Kühn oder Christoph Schindler einen variablen Rückraum, der die eigentlich ganz cleveren Sachsen immer mal wieder ausspielte. Außerdem wollten die schweren Evgeni Pevnov und Alexander Becker große Lücken reißen. Der Halbzeitstand lautete 12:9. Die einheimischen Anhänger unter den offiziell 3638 Zuschauern waren mit dem Zwischenstand sehr zufrieden.

Denn die Sachsen, die insbesondere in der Abwehr überzeugten und einen bärenstarken Milos Putera im Kasten wussten, hatten in der Offensive einige falsche Entscheidungen getroffen und einige Chancen liegen gelassen. Genau genommen: Sie waren zahllose Male an Carsten Lichtlein, dem Weltmeister im Gummersbacher Tor, gescheitert. „Wir hatten einen Höllenrespekt vor dem Keeper!“ musste Trainer Christian Prokop feststellen. Sonst wären seine Männer am elffachen Europapokalsieger (vergangener Tage) dran gewesen.

Die körperkulturellen Handballer haben die Halbzeitpause genutzt, den scheinbar lähmenden Respekt abzulegen. Sie kamen rotzfrech aus der Kabine auf die Platte zurück. Lukas Binder, Max Janke und vorneweg Philipp Pöter drehten das Geschehen in wenigen Minuten. „Wir waren mit neuem Schwung zurückgekommen. Es war eminent wichtig, den Anschluss zu schaffen, bei vielleicht fünf Toren im Rückstand hätten wir keinen Blumentopf gewonnen“, fasste Christian Prokop zusammen. Seine Schützlinge führten 14:13, 16:14, 18:17, 22:20. Sie konnten auch eine rote Karte des fantastischen Milos Putera kompensieren, der mit dem konternden Raul Santos außerhalb seines Wurfkreises zusammengestoßen war. „Das ist die Regel!“ gab der Torwart zu.

Auch aus diesem Grund sahen die Handballfans eine bis zum Schluss extrem spannende Partie. Die Gummersbacher schafften in den letzten drei Minuten drei Treffer in Folge. Sie lagen 40 Sekunden vor dem Schlusspfiff mit einem Wirkungstreffer vorn.

Die Leipziger schienen mit leeren Händen dazustehen. Sie hatten aber noch einen Angriff, der lange ausgespielt wurde. 30 Sekunden, 20 Sekunden, 10 Sekunden. Dann holte Philipp Pöter noch einen Siebenmeter heraus. Den verwandelte Philipp Weber mit einem Heber über den Zwei-Meter-Lichtlein zum völlig verdienten Remis.

 

Statistik:

VfL Gummersbach gegen SC DHfK Leipzig 23:23 (12:9)

Stationen: 2:2, 5:3, 6:5, 9:5, 11:7, 12:9, 13:13, 15:17, 18:18, 18:20, 20:20, 20:22, 23:22, 23:23

VfL Gummersbach: Lichtlein, Puhle; Schröter, Ernst 2, Schindler 3, Kühn 2, Persson, Pevnov 1, Jonsson,
Bult 2, von Gruchalla 2, Becker 2, Schröder 1, Santos 8/5

SC DHfK Leipzig: Storbeck, Putera; Steinert 3, Jurdsz, Krzikalla 2, Pöter 8/5, Binder 4, Janke 3, Roscheck, Weber 3/3, Meschke, Milosevic

Zuschauer: 3638 Handballfans in der Schwalbe Arena in Gummersbach

Schiedsrichter: Matthias Brauer (Hamburg), Kay Holm (Hagen)

Siebenmeter: Gummersbach 5/5, Leipzig 8/9

Zeitstrafen: Gummersbach 6 min, Leipzig 12 min (Rote Karte für Putera nach 50:33 min)

Trainer Christian Prokop (SC DHfK Leipzig):

„Bisher waren wir nur zu Hause erfolgreich, auch gegen namhafte Gegner. Es war unser großes Ziel, etwas Zählbares aus Gummersbach mitzunehmen. Wir wollten aggressiv und konsequent, aber trotzdem fair agieren. In der Abwehr und im Tor haben wir eine fantastische Leistung abgerufen, doch konnten daraus durch eine mangelnde Angriffsleistung zunächst kein Kapital schlagen. Besonders von außen haben wir viele Chancen weggelassen.

Ausschlaggebend für den Punktgewinn war der gute Start in die zweite Halbzeit. In der Schlussphase waren es Kleinigkeiten, bei denen wir uns nicht so clever angestellt haben, doch ich bin überglücklich mit dem Endresultat.“

Trainer Emir Kurtagic (VfL Gummersbach):

„Betrachtet man den Spielverlauf, war es am Ende ein gewonnener und kein verlorener Punkt für uns. Das Spiel war zu Gunsten von Leipzig bereits fast entschieden. Ich denke, es war ein gerechtes Unentschieden. Nach der Halbzeit hatten wir eine schwache Phase, durch die wir unnötig unter Druck kommen, auch durch die sehr gute Abwehr- und Torhüterleistung unseres Gegners. Da müssen wir uns entwickeln und solche Situationen cleverer angehen.

Trotzdem kann ich ein Lob an die Moral meiner Mannschaft aussprechen. Die Liga ist diese Saison verrückt, jeder kann jeden schlagen. Wir haben heute zwei Teams gesehen, die beide um jeden Zentimeter gekämpft haben, darum ist diese Punkteteilung auch gerecht.“

Text: Lutz Walter (Leutzscher Welle)

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