„Du kannst bei Null anfangen, sogar bei Minus“ Freddys Yogawelt

Schon von weitem erkennt man sie an ihrem gelben Mountainbike. Sie nähert sich schnell und gleichzeitig von einer anmutenden Leichtigkeit bestimmt.

Schon von weitem erkennt man sie an ihrem gelben Mountainbike. Sie nähert sich schnell und gleichzeitig von einer anmutenden Leichtigkeit bestimmt. Einen Moment später steht sie vor uns. Mit einem breitem Lächeln auf den Lippen, das einen sofort willkommen fühlen lässt. Die Haare sind locker zu einem Zopf gebunden. Ihre Figur erinnert an die einer Ballerina. Ihr Auftreten hat etwas Feenhaftes. Sie wirkt dabei vollkommen natürlich und im Reinen mit sich und der Umgebung. Tauchen wir ein in Freddys Yogawelt! 

© Frederike Schrewe | unsplash

Freddy holt uns am Treffpunkt ab und gemeinsam suchen wir im Clara-Zetkin-Park nach einem geeigneten Ort für die nächsten anderthalb Stunden. Über Freunde bin ich auf Freddys Yoga-Gruppe aufmerksam geworden. Der Tag heute passt mir eigentlich gar nicht. Ich bin gestresst und habe noch einiges auf der To-do-Liste stehen. Doch was dann passiert, ist fast magisch und erinnert an Freddys eigene Geschichte. Denn auch sie hatte nicht immer die Ruhe und Gelassenheit, die sie heute ausstrahlt. Mit Beginn des Studiums, einer fremden Stadt und einem neuen Lebensabschnitt fühlte sich Freddy zunehmend gestresst. Um ihr etwas Gutes zu tun, schenkte ihr Vater ihr in den ersten Semesterferien eine Zehnerkarte für die Yoga-Schule in der Heimat. Was eine Entscheidung ins Blaue hinein war, traf bei Freddy einen Nerv. Nach ihrem ersten Mal war sie total geflashed und so entspannt, dass sie eine gefühlte Ewigkeit für den Heimweg brauchte, weil sie es schlichtweg nicht für nötig hielt, sich zu beeilen. Das ist mittlerweile fünf Jahre her.

Heute ist Freddy selbst diejenige, die andere Menschen aus ihrem gestressten Leben entschleunigt. Schon nach ihrer ersten Yoga-Stunde sei sie regelrecht abhängig gewesen, beschreibt Freddy ihre Sucht nach Einklang von Körper und Geist. Es folgten unzählige weitere Yogastunden und Zehnerkarten, bis es schließlich 2018 für einen Yoga-Intensivkurs nach Bali ging. Ermutigt durch einen Trainer vor Ort, stand am Ende des Aufenthalts für Freddy plötzlich fest, wo die Reise hingehen würde und einen Tag später meldete sie sich für die Ausbildung zur Yogalehrerin an. 

Die fabelhafte Welt der Freddy

© Frederike Schrewe
Die Begeisterung für ihre Leidenschaft ist Freddy sofort anzumerken. Sie ist nicht nur selbst Feuer und Flamme, sondern lässt den Funken überspringen. Und auf einmal ist der Stress des Alltags vergessen und wir lächeln mit Freddy um die Wette. Freddys Stimme ist unglaublich beruhigend und verbreitet absolute Tiefenentspannung. Ihre Betonung lässt die Yoga-Stunde fast schon wie einen Poetry Slam erklingen. Es ist mucksmäuschenstill. Augen und Ohren sind auf Freddy gerichtet. Ihr gehört unsere volle Aufmerksamkeit. Während sie die Übungen erklärt, führt sie diese gleichzeitig in vollendeter Perfektion aus. Ich selbst fühle mich hingegen wie eine Bahnschranke und habe das Gefühl, dass sämtliche meiner Bänder und Sehnen verkürzt sind. Nicht einmal meine Beine kann ich gerade ausstrecken. Aber das macht nichts. Denn Freddy holt einen dort ab, wo man gerade steht. Und das ist das Schöne. So unterschiedlich die Kursteilnehmer auch sind, Freddy bringt sie alle auf einen gemeinsamen Weg. Und am Ende der Einheit ist jeder glücklich. Wir liegen im Gras auf unseren Yoga-Matten, hören das Vogelgezwitscher, riechen den Duft der Natur, spüren das Gras unter den Füßen und den Händen und fühlen vor allem eines: Uns. Unseren Körper. Unseren Geist. Bestenfalls beides. 

Yoga für jeden, der Bock drauf hat

© Franziska Jung
Am Ende der Stunde ist meine Atmung auf einmal ganz ruhig und rhythmisch. Ich sauge alle Umweltreize in mich auf. Ich fühle mich fast ein bisschen high und kann jetzt schon kaum das nächste Mal erwarten. Und das Allerbeste: Das nächste Mal ist auch für Studenten erschwinglich. Freddy weiß um die Problematik des knappen Geldes und teurer Yoga-Stunden. Und Teil ihrer Philosophie ist es, jedem einen Zugang zum Yoga zu ermöglichen. Denn Freddy findet, jeder hat das Recht, sich zu entspannen und mit sich ins Reine zu kommen. Jeder soll es sich leisten können, an ihren Yogastunden teilzunehmen, weil diese Auszeit vom Alltag so unglaublich wertvoll werden kann für die jeweilige Person. Und so ist man mit einem Fünfer schon dabei. Aber eins ist jetzt schon klar: Wer kann, gibt für dieses unglaubliche Erlebnis sicher mehr.

Bleibt noch die Frage, für wen Yoga eigentlich in Frage kommt. Freddys spontane Antwort: „Für jeden, der Bock drauf hat“ und bezüglich der Voraussetzungen fügt sie hinzu: „Du kannst bei Null anfangen, sogar bei Minus“ und lacht. Denn Yoga ist etwas für dich. Es besteht kein Zwang. Es ist dein persönlicher Weg. Auf die Frage, ob Yoga Sport ist, erwidert sie, dass es vielmehr das ultimative Allround-Paket ist. Es kann so vieles sein bis hin zu einer ganzen Lebensphilosophie. Es ist nicht schwarz-weiß, nicht entweder oder. Es ist die Balance zwischen Körper und Geist, frei von spirituellen, geistigen oder körperlichen Zwängen. Yoga soll sich in erster Linie dir selbst widmen und deine Aufmerksamkeit auf deinen eigenen Körper richten. Es soll sich gut für dich anfühlen und das tut es bei Freddy definitiv. Und so gehe ich ungewohnt entspannt und befreit nach Hause. Heute werde ich sicher nichts mehr machen …

Wer Lust bekommen hat, sich selbst einmal von Freddy ins Reich der Tiefenentspannung entführen zu lassen, nimmt am besten über ihren Instagram-Account Kontakt auf: @freddysyogawelt