Leipziger Nächte sind lang Gastro-Test: KarLi-Kneipencheck

Wir waren wieder einmal auf der KarLi unterwegs und haben uns diesmal acht Lokalitäten ausgesucht, die wir auf deren Kneipentauglichkeit getestet haben.

Die KarLi bereitet auf Schritt und Tritt 2,5 km kulinarische Freuden, Shopping-Highlights, Chillmöglichkeiten und den einen oder anderen Winkel zum Nächte-um-die-Ohren-Schlagen. Das haben wir auch gemacht – wir haben für euch gebechert, was das Zeug hält und uns im Vorfeld für acht Lokale entschieden, welche wir auf ihre Kneipentauglichkeit geprüft haben. Wo es Essen bis 5 Uhr gibt, 100 Whiskys bereit stehen, gutes Hefe getrunken werden will oder Bob Dylan aus den Boxen klingt, erfahrt ihr hier.

Unser Testsieger: Mc Cormacks

Getränke: 5/5

Service & Ambiente: 5/5

Preise: 4/5

© Carolin Schreier
Mit dem Eintritt ins Mc Cormacks verlässt man gleichermaßen auch Leipzig und begibt sich in mehrstöckige, irisch-rustikale Sphären. Irische Klänge, dunkles Holz, kiefergrüne Wände und Bar-Service, der selbst zur Rush-Hour Zeit für über den Tresen geschobene Witze hat. 14 Fassbiere werden angeboten, nochmal so viele Flaschenbiere. Wir bestellen ein großes Guinness vom Fass (0,5l für 4,30€). Selbst ein Homebrew-Fassbier gibt‘s (0,3l für 2,30€), welches uns ebenso mundet. Auch ein Wochenbier wird stets präsentiert und so lernt man etwa das Licorne Elsass kennen. Dann gibt es alles vom Baby-Guinness-Shooter bis zum Whisk(e)y jeglicher Herkunft. Allein die Bar ist ein Kneipengoldstück. Am Wochenende kann man alle Speisen bis 0:30 Uhr bestellen, unter der Woche bis 23:30 Uhr. Auch Fußball soll nicht zu kurz kommen: Bis zur österreichischen Bundesliga wird ausgestrahlt. P.S.: Es wird geraucht.

Fazit: Großer Kneipenallrounder.

Café Waldi

Getränke: 4/5

Service & Ambiente: 5/5 

Preise: 4/5

© Philipp Löffler
Wir gesellen uns an einem DFB-Pokal-Spieltag hinein. Bayern spielt später noch. Heißt für uns: Hefeweizen und dazu Weißwürste für in Summe 9,80€. Die Preise stimmen, es schmeckt! Die Karte erscheint vielseitig (Highlight: hauseigener Maracuja-Shot), allerdings fehlt uns ein wenig der Übergang vom billigeren Barfood zu den teuren Sachen. Das wird jedoch von der sich ändernden Tageskarte korrigiert. Bestellbar bleibt sämtliches Essen bis 22:45 Uhr. An Frei- sowie Samstagen verwandelt sich das Waldi ab 23 Uhr zur Partyzone. Ganz cool, aber nicht förderlich für den Kneipencharakter. Raucher können sich in der 1. Etage austoben und solange wir nicht an den Wochenendabenden ins Waldi stolpern, steht beim gemeinsamen Tischkickern einem gemütlichen Abend nix im Wege.

Fazit: Für das Feierabendbier im Norden der Karli.

La Boum

Getränke: 5/5

Service & Ambiente: 3/5 

Preise: 4/5

© Philipp Löffler
Samstagabend. Schrillste Farben und Lichter scheinen uns entgegen, als wir das „Fischer-Art-Haus“ betreten. Gute Stimmung, knallende Bässe. Es ist Happy-Hour und wir ordern Cocktails (2 zum Preis von 1 für 7,50€). Ein Raucherbereich ist vorhanden, der Service wirklich erste Sahne. Idealer Start in einen Partyabend, aber eigentlich möchten wir nur gemütlich chillen. Das La Boum kann auch anders, bspw. mit rockigen Livebands. An Freitagen und Samstagen legt aber meist ein DJ auf. Das passt einfach nicht zu unserer Kneipen-Atmosphäre. Essenstechnisch gefällt die Auswahl. Bis 0 Uhr kann man allerlei La-Boum-Specials probieren. Vom ganzen „Drumherum“ sind wir, zumindest mit unserem Ziel, aber falsch. Das La Boum ist nicht die typische Kneipe, möchte sie auch nicht sein. Es beweist viel Qualität, jedoch auf eine andere Art und Weise, als wir uns gewünscht hätten.

Fazit: Idealer Pre-Party-Startplatz.

die naTo

Getränke: 4/5

Service & Ambiente: 4/5 

Preise: 5/5

© Carolin Schreier
Die naTo ist mehr als ne Kneipe – das ist klar. Die naTo ist nämlich auch das älteste Leipziger Kulturzentrum in freier Trägerschaft und gleichermaßen auch Austragungsort vieler Konzerte, Lesungen, Theatervorstellungen und Programmkino. Die naTo ist eine nicht wegdenkbare Kiez-Instanz der Südvorstadt! Kneipe ist sie trotzdem: bis 22 Uhr im Nichtraucher-Look, dunkel-warm gemütlich, vor 22:30 Uhr uns Hauptspeisen-servierend und danach mit Imbiss-Küche à la Kartoffelecken (3,80€) und Schmalzbrot aufwartend sowie entspannte Musik spielend. Zum Fassbier: Ein Bio-Fassbier, drei klassische (0,5l Ur-Krostitzer für 3,30€) und ein (klasse) Hefe vom Fass (0,5l Andechser für 3,60€). Auch der Rest der Getränkekarte liest sich befriedigend. Wieder gibt es eigentlich alles – und zum Ausgleich der satten Bierauswahl einfach keine 100 Cocktails. Soll uns recht sein – ist es auch. Wer es kleiner mag als im Mc Cormacks, der ist hier genau richtig.

Fazit: Kleiner Kneipenallrounder.

Café Puschkin

Getränke: 4/5

Service & Ambiente: 4/5

Preise: 4/5

© Carolin Schreier
Das Puschkin ist gerade dem Frühstücksfreund ein Begriff, gibt es dieses schließlich sogar bis 16 Uhr. Ebenso können sich die Nachtschwärmer freuen. Im Puschkin ist nämlich die Küche bis 2 Uhr geöffnet! So kann man zum vierten Bier auch locker noch Nachos (ab 3,30€) oder z.B. einen Burger (7,90-9,90€ ohne Beilagen) bestellen. Doch nun zum Liquidum: Es gibt alles! Wein, Whiskey und Whisky (2cl ab 2,50€), Kräuter, Klare, Liköre, Sekt, Wein (Hauswein 0,2l: 3,60€) und eine reiche Cocktailauswahl. In Sachen Bier fehlte uns ein gutes Weizen vom Fass. Auch das lokale Ur-Krostitzer Pilsner (0,5l: 3,80€) und Staropramen Granat (0,5l: 3,90€) überzeugten uns als Fassbierauswahl nicht ganz. Wir bestellten dann ein Augustiner (Edelstoff) für 3,50€ und waren erwartungsgemäß äußerst zufrieden! Auch mit der flinken Bedienung und dem Ambiente zwischen warmen Tönen und schwerem Metall. Doch ist das Puschkin kein Kneipen-Prototyp. Es fehlt ein wenig der verrauchte Nachteinschlag.

Fazit: Unverraucht-gemütlich.

Kneipencafé 

Orange

Getränke: 4/5

Service & Ambiente: 4/5

Preise: 5/5

© Philipp Löffler
Schräg gegenüber vom Tiefblau landen wir im Kneipencafé Orange. Während auf der anderen Straßenseite eine etwas kühlere und edlere Atmosphäre vorherrscht, treffen wir hier auf warme, fröhliche Farben. Südländisches Mittelmeerflair zum Wohlfühlen. Neben der festen und breiten Karte mit Inhalten für jedermann in allen Preislagen (wir orderten 0,5l kühlen Hopfensaft für 3,40€), erhält man hier auch wöchentlich wechselnde Essensvorschläge. Geschlemmt werden kann bis 0 Uhr, freitags und samstags sowie an Feiertagen setzt das Orange noch einmal eine Stunde drauf. Für alle Raucher gibt es eine extra Räumlichkeit. Bei unserem Besuch am frühen Abend ist die Kneipe noch überraschend leer. Mit der Zeit füllt sich die Location aber mehr und mehr. Vor allem mit dem etwas älteren Semester. So ist zumindest unser Eindruck. Die Bedienung des Orange wirkt stets freundlich und ist nie überfordert. Alles in allem ein rundes Ganzes, für den Abend in geselliger Runde und lockerer Musik nur zu empfehlen. 

Fazit: Nette Kneipe, Café-Specials probieren!

Tiefblau

Getränke: 4/5

Service & Ambiente: 3/5

Preise: 4/5

© Philipp Löffler
Das Tiefblau, ehemals Frizz, liegt nördlich des Südplatzes zwischen Killywilly und Olive Tree auf der Westseite der KarLi. Von außen werfen wir bereits einen Blick ins Innenleben und sind davon positiv angetan. Der beheizte Freisitz (alle Raucher wird es freuen) ist so gut wie voll, aber wir wollen sowieso hinein. Dort bestätigt sich der Eindruck: Passend zum Namen wird der Innenraum schmuck in Szene gesetzt – fast schon zu edel für eine Kneipe. Wir finden Platz im hinteren Teil der Location, wo der Name leider ebenfalls Programm wird. So fröhlich und hell der vordere Teil und der Freisitz locken, so düster wird es nach hinten raus. Wir haben das Gefühl, dass sich auch die Bedienung nur manchmal nach hinten verirrt. Eine Runde Pils (0,5l für 3,80€) und die Karte erhalten wir trotzdem, nachdem wir die Cocktail-Happy-Hour (tägl.: 17-19 Uhr) leider knapp verpassen. Die Karte gestaltet sich sehr ausgewogen. Die empfohlenen Burger für ca. 8€ gibt es in der Woche bis 23 Uhr, am Wochenende bis 0 Uhr. Wir sind insgesamt angetan. Das Tiefblau hat aber Kapazitäten nach oben.

Fazit: Hinteren Teil meiden, Happy-Hour mitnehmen.

Killywilly

Getränke: 4/5

Service & Ambiente: 3/5

Preise: 3/5

© Carolin Schreier
So sind die Leipziger Iren: Holz, Leder und dunkles Grün – der Kamin (einer von zweien) trägt den Rest zur Gemütlichkeit bei. Essen kann man bis 23 Uhr bestellen. Dieses präsentiert sich klassisch-irisch bis gut-burgerlich (z.B. BBQ Burger für 6,30€ ohne Beilagen). In Sachen Musik hat auf unseren Testabend bezugnehmend das Killywilly gewonnen: Stunden verstrichen mit Burger, Guinness und Bob Dylan – praktisch vorm Kamin! Das beschreibt die Atmosphäre ganz gut: So ein bisschen edel-chillig ist‘s im Killywilly. Würden wir Whisk(e)y dem Bier vorziehen, wüssten wir wahrscheinlich gar nicht, wo wir anfangen sollten. Wir zählen gut über 90 verschiedene Sorten! Auch den Sportfreund darf das Killywilly beglücken: Die Skybar zeigt Rugby Union, PDC Darts, nach Wunsch und wenn‘s passt auch die NBA, Premier League, Spanische Liga beim El Clasico, die 1. und 2. Bundesliga sowie wichtige Boxkämpfe. Man kann also im Killywilly gut was für sein sportliches Gewissen erledigen und sich einem Sportmarathon hingeben. Der Service war nett, doch recht distanziert und fügte sich somit ebenso stimmig ins Ambiente. Wenn wir Zigarren rauchen würden, würden wir auch dies hier gerne mal tun. Ein wenig zu viel „würde“ von unserer Seite – ein wenig zu wenig “Roughness“ nach unserem Geschmack. Preislich muss man ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Nun gut, mittlerweile zahlt man überall einen stolzen Preis fürs flüssige Glück, doch kostet das 0,5l Guinness mit 4,60€ immerhin 30 Cent mehr als im Mc Cormacks. 

Fazit: Edel-chillig mit Whisk(e)y am Kamin.