Kulinarisch weit geREISt – Grüße aus Fernost Gastro-Test: Sushi-Bars in Leipzig 2016

Die Sushi-Tempel stapeln sich wie Cafés und Döner-Imbisse in einschlägigen Straßenzügen und Vierteln in Leipzig. Wir haben uns durch die weiten Meere des japanischen Exportschlagers mal durchprobiert.

Wie der Döner – zumindest so wie wir ihn kennen und genießen – seinen Ursprung nicht in der Türkei, sondern in Berlin fristet oder die Herkunft des einzig wahren Hamburgers immer noch streitbar scheint, so muss auch Japan schwerlich anerkennen, dass Sushi seine Wurzeln im südostasiatischen Raum schlägt. Die Japaner waren jedoch clever genug, das Ganze weiterzuentwickeln und fanden fix heraus, dass der säuerliche Reis bestens zu Fisch passt. Trotzdem wird uns trendverrückten Europäern Sushi als japanischer Exportschlager verkauft, den wir nun schon einige Zeit dankend in unser who-is-who der kulinarischen Exzesse integriert haben. Die Konkurrenz in Leipzig ist groß. Die Sushi-Tempel stapeln sich wie Cafés und Döner-Imbisse in einschlägigen Straßenzügen und Vierteln. Wir haben uns mal durchprobiert. 

 

Testsieger: Sushi Huyli

Karl-Heine-Straße 59, 04229 Leipzig, Mo-Sa ab 11:30 Uhr, So ab 17 Uhr

Geschmack: 5 von 5 Sternen
Ambiente: 4 von 5 Sternen
Service: 5 von 5 Sternen 

© Lisa Herfurth
 

Wir gehen auf gut Glück zur Karl-Heine-Straße, auf der Suche nach einem neuen Sushi-Laden. Wir finden Sushi Huyli, das auf den ersten Blick geschlossen zu sein scheint. Auf einmal kommt jemand heraus und wir fragen, ob wir denn schon etwas essen können. Der Mann freut sich sichtlich und ist sofort bemüht, dass wir uns wohlfühlen. Die Auswahl ist riesig. Wir können uns selbst einen Sushi-Teller zusammenstellen oder ein Menü mit verschiedenen Sorten bestellen. Wir entscheiden uns für ein Menü mit jeweils drei Sushi Maki, mit Lachs- und Avocado Füllung in Seetang gehüllt, und Inside-Outside-Röllchen mit Krabbenfleisch, Avocado, Sesam, Kaviar, Frischkäse und Lachs für 8,50€. Dazu wird klassisch Wasabi, frischer Ingwer und Sojasoße serviert. Die einzelnen Zutaten schmecken sehr intensiv und nicht nur nach Fisch. Man merkt, dass das Sushi wirklich frisch zubereitet ist – so, wie damit auch geworben wird. Die Portion ist, für den vergleichsweise günstigen Preis, absolut ausreichend. Der Service ist gut und die Inhaber sehr nett. Einzig und allein für das Ambiente müssen wir ein Pünktchen abziehen und das auch nur, weil alles noch nicht so fertig erscheint.

Sushi Circle

Katharinenstraße 6-8, 04109 Leipzig, Mo-Sa ab 12 Uhr, So ab 16 Uhr

Geschmack: 3 von 5 Sternen
Ambiente: 3 von 5 Sternen
Service: 3 von 5 Sternen 

 

© Lisa Herfurth

Den Weg zum Sushi Circle finden wir leicht, unmittelbar neben dem Markt soll ein leckeres Running-Sushi-Restaurant sein, davon wollen wir uns selbst überzeugen. Es ist kurz vor 17 Uhr und noch sehr wenig los, trotzdem steht mitten im Eingang ein Schild, dass man doch bitte warten möge, bis man zu seinem Platz geführt wird. Wir warten, warten und warten, aber es kommt niemand. Wir trauen uns, ein Stück hinter die „Absperrung“ zu treten und machen auf uns aufmerksam. Nachdem wir am Platz sind, wird angenommen, dass wir das All you can Eat Angebot für 19,90€ wahrnehmen möchten. Das wollen wir aber nicht. Wir bekommen einen Zettel, dass wir pro Teller bezahlen. Das Sushi fährt gestapelt an uns vorbei und auf den ersten Blick scheint die Auswahl gigantisch. Auf den zweiten Blick leider nicht mehr, es fahren immer gleiche Sushi-Variationen an uns vorbei. Nach dem ersten Teller ist uns klar: der fuhr schon etwas länger, denn der Reis ist ausgetrocknet. Geschmacklich kann man zwar nichts beanstanden, aber besonders gut und frisch schmeckt es auch nicht. Das Ambiente versucht durch elegante Akzente den Fließbandstil zu vertuschen, trotzdem fühlen wir uns ein bisschen, wie bei der Massenabfertigung. Pro schwarzen Teller zahlen wir 1,95€ – der Preis variiert je nach Farbe – und wir haben vier davon. Mit einem Getränk und acht gezählten Sushi-Stückchen kommen wir auf 10,30€, ein stolzer Preis, wie wir finden.

Mr. Moto

Große Fleischergasse 21, 04109 Leipzig, Mo-Di 16-23 Uhr, Mi 12-23 Uhr, Do-Sa 12-1 Uhr, So 16-22 Uhr

Geschmack: 4 von 5 Sternen
Ambiente: 3 von 5 Sternen
Service: 5 von 5 Sternen 

© Lisa Schliep
 

Vorne herum durch das Barfußgäßchen geschlängelt oder von hinten heran gepirscht über den Dittrichring; schon blitzen uns die orangerot-baumelnden Chōchins (traditionelle jap. Lampions) von Mr. Moto entgegen. Speisen lässt es sich entweder nebst schwimmender Sushi-Theke im Herzen der Rollen-Manufaktur, im Schneidersitz auf bequemen Sitzkissen oder im Außensitz mit vertrauter Innenstadt-Entertainment-Garantie. Die schippernden Boote mit Sushi-Fracht sind das klare Highlight und auch Mittelpunkt der Futterstätte. Im hinteren Teil befinden sich noch etliche Tische, die etwas unbeholfen durch welke Palmen umrahmt werden, die man eher vom Italiener um die Ecke kennt. Sei’s drum. Wir bleiben bei der Sonne eh draußen hängen und bestellen voller Vorfreude querbeet durch die Karte. Die Entscheidung fällt auf Avocado-Maki und Kanpyo-Maki, in Gestalt von gedünsteten Kürbisstreifen, die wir als solche nicht erschmeckt hätten. Je 6 an der Zahl, bekommen wir für 2,90€ pro Maki-Set einen günstigen Appetizer. Für den unverbesserlichen Crunch noch etwas frittiertes und sehr schmackhaftes Gemüse, um dann auf den Star des Abends zu warten, der fleißig mit großen Plakaten in den Fenstern wie ein Popstar beworben wird: Der Sushi-Burger. Wir bestellen die fischige Variante mit Lachs, Avocado, Sesam und Teriyakisauce für 7,49€. Zwei in brötchenform-gepresste Reisfladen ummanteln das Lachs-Patty und am Rande läuft die würzige Marinade auf den leider viel zu kleinen Teller. Nach dem ersten Anstich zerfällt das Kunstwerk Stück für Stück und rieselt überall hin, nur nicht in den Mund. Lecker war es trotzdem.

Mifune

Münzgasse 18-20, 04107 Leipzig, Mo-So 17-23 Uhr, Di geschlossen 

Geschmack: 4 von 5 Sternen
Ambiente: 4 von 5 Sternen
Service: 4 von 5 Sternen 

© Lisa Schliep
 

Das Mifune in der Münzgasse fällt zumindest im Vorbeiflanieren nur mäßig auf, umso mehr wird dieser Eindruck durch das Interieur wieder revidiert. Dunkelrote Wände und Bambushölzer lassen schnell den Gedanken keimen, dass wir es hier mit hochwertiger japanischer Küche zu tun haben. Wir mögen dieses unaufgeregte und elegante Ambiente. Schnell bekommen wir die Karte gereicht, mit der freundlichen Empfehlung, doch auch die umfangreiche und temporal-flexible Sake-Auslese in der Entscheidungsfindung zu bedenken. Ein paar Plätze hinter uns wird zeitgleich einer der Teppanyaki-Tischgrills auf Touren gebracht, wodurch das eigene Tischgeschehen schnell ins Hintertreffen gerät und wir in erster Linie damit beschäftigt sind, unseren Mitessern, Privatköchin und feinstes Grillgut zu neiden. Unter Mühen konzentrieren wir uns auf die Karte und wählen aus einem umfangreichen Potpourri aus dem Universum der Nigiri, Maki und Temaki. Wir kreieren einen Teller aus Oshinkou Maki, (Rettich) Sake-Avocado Maki (Lachs-Avocado) Veggi Temaki und California Maki Sesam (Sesamrolle mit Gurke, Surimi, Avocado). Alles kostet zwischen 4,50€ und 6€; also nicht gerade preiswert, bedenkt man die geringe Menge. Doch es lohnt. Allein das Veggi Temati in Form einer Mini-Pita überzeugt mit Frische und Biss. Die anderen Reisrollen bestechen ebenfalls mit einwandfreiem Handwerk und gut gewürztem Sushi-Kern – auch ohne obligatorische Soja-Tunke oder todesmutiger Wasabi-Erbse on top. Das Ganze wird mit einem laschen japanischen Flaschenbierchen nachgespült. In unserer Expertise konnte im Übrigen keines der milden Asia-Gesöffe überzeugen. Muss man mögen.

Sakura

Bosestraße 4, 04109 Leipzig, Mo-Fr 11.30-14.30 Uhr, 18-24 Uhr, Sa-So 18-24 Uhr 

Geschmack: 4 von 5 Sternen
Ambiente: 3 von 5 Sternen
Service: 3 von 5 Sternen 

© Lisa Schliep
 

Wir stolpern kurz nach 18 Uhr in die Sakura Sushi-Bar und werden unverzüglich, von einem im Laufe des Abends als etwas überengagiert empfundenen Kellner, abgepasst und sofort darauf hingewiesen, dass wir das nächste Mal lieber reservieren sollen. Wir werden an die Theke gesetzt und nehmen notgedrungen am Wettbewerb um den schnellsten Griff auf die beladenen Schiffchen teil. Die Running-Sushi-Variationen, die in Endlosschleife vorbeiziehen, sind mit einem Farbsystem gekennzeichnet, das uns verrät, wie teuer die Gimmicks sind, aber nicht, was wir da essen. Das Schälchen mit dem roten Punkt ist mit 3,40€ am preiswertesten, das mit dem orangenen, mit 5€ das exklusivste Stück. Auch mit dauerhaften Abgleich der Speisekarte verstehen wir nur schwerlich, was wir uns da, aus rein ästhetischen Anreizen, auf den Teller knallen. Auf Nachfrage beim Kellner kassieren wir zunächst einen irritierten Blick, um dann im Schnelldurchlauf alles erklärt zu bekommen. Dann erfahren wir fast schon nebenbei, dass man auch einfach bei ihm bestellen kann. Ah ja. Wer keine Erfahrung mitbringt, sollte am besten Allesfresser sein. Der Laden ist offensichtlich sehr beliebt, da es immer voller zu werden scheint und etliche Glücklose das Lokal ohne Speis und Trank verlassen müssen. Wir greifen schlussendlich nach gebackenem und äußert schmackhaftem Sushi mit Hühnchen, zwei Röllchen mir Großgarnelen und vegetarischen Frühlingsrollen. Alles exzellent! Nach Runde 2 und 3 auf dem fröhlichen Sushi-Karussell hören wir aus Augst auf zu essen, weil wir den finanziellen Überblick verloren haben.

Weitere Sushi-Bars in Leipzig:

Yamato, Shiki Sushi, Sushi & Nem, Goldenes Sushi, Kyoto Sushi & Grill, Ippon