Ein kühles Rundes Gastro-Test XXL: Eisdielen in Leipzig

Das Eisuniversum hat hat sich seit den Klassikern Schoko, Vanille und Erdbeere beachtlich weiterentwickelt. Der Trend geht hin zum Gemüse, Wurst und Gewürzen, aber schmeckt das? Wir haben für euch einige Eisdielen in Leipzig getestet.

110 Kugeln Eis soll der Deutsche 2015 geschlemmt haben. Klar, ein Sommer, der seinen Namen verdient hat, und ein anständig-milder Frühling können lang sein. Inzwischen hat das Eisuniversum beachtlich mehr zu bieten als die Schoko-Vanille-Erdbeer-Kiste. Nicht, dass das schlecht wäre – aber die Lust auf Extravaganz und bewusstes Essen macht sich auch beim Schlecken des sommerlichen Gaumenkitzlers bemerkbar. Wir haben eine kleine Dielen-Expertise gewagt und eine Waffel nach der anderen vernichtet – Arbeit kann so schrecklich sein.

Maximal 5 Sterne konnten sich die Eisdielen in den einzelnen Kategorien holen. 

© Lisa Schliep

Testsieger: Toni´s handmade organic icecream
Thomaskirchhof 17, Könneritzstr. 21 

Di-Fr 14-18 Uhr, Sa-So 13-18/19 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★★★★ 

Geschmack: ★★★★★ 

Preis: ★★★

Knapp war’s, aber trotzdem mehr als verdient (wenn auch nicht nach knallharten Punkten). Die hausgemachten Eisspeisen von TONIS sind meilenweit entfernt davon, 08/15 zu sein. Seit Mitte März hat die Filiale im Thomaskirchhof noch einen kleinen Bruder, der nun auch die Leute im Leipziger Westen mit Eis par excellence füttert. Inmitten von sonnig-gelbem Mango-Ingwer und ampelfarbenem Matcha-Himbeer-Eis (Matcha ist gemalener Grüntee, ein Löffel gekostet und für gut befunden) wählen wir Feige-Fenchel und Brombeere-Rosmarin für stolze 1,80€ die Portion, konsequent serviert in einer veganen Eiswaffel – versteht sich von selbst. Wir nehmen unseren vegan-laktose- und glutenfrei-Becher mit zum schönen Freisitz im Hof und genießen mit Blick auf den Touri-Trubel an Bach-Denkmal und Thomaskirche den sonnigen Frieden. Wer will, kann dann noch munter aus bunt befüllten Einmachgläsern Nüsse, Brownies, Marshmallows und Co. schöpfen, um die schmackhafte Perversion auf die Spitze zu treiben. Aromen-Dschungel vom Feinsten. Feige-Fenchel explodiert im Mund. Wir wissen gar nicht, wohin mit den „Oh, die Feige“ und „Oh, der Fenchel“-Oden. Brombeer-Rosmarin harmoniert wunderbar frisch und hat etwas Mediterranes. Eiskalt gesiegt. Fazit: Mut zur Extravaganz lohnt.

 

Eisträumerei
Riebeckstr. 23, Reudnitz 

Di-So 13-20 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★★ 

Geschmack: ★★★★ 

Preis: ★★★★

Reudnitzer Flaggschiff in Sachen Eiscreme! Das kleine Häuschen, unweit der Oststraße, punktet vor allem mit Gemütlichkeit. An mal nicht so sengend heißen Tagen kann wunderbar indoor geschlemmt werden (das 1.OG ist besonders gemütlich!). Wenn es der Sommer zulässt, laden Bänke und Stühle zum Hauptstraßen-Blues ein. Die Auswahl ist solide und mit Schoko, Grapefruit und Vanille kommen auch die Laktosefreien und Veganen auf ihre Kosten. Für 3€ gibt es für uns die eben benannte Grape, Knusper und Johannisbeere. Geschmacklich gibt es nichts zu meckern: Die Johannisbeere ist schön sauer, die Grapefruit bitter genug und Knusper knuspert. Noch besser schmeckt’s, dank der freundlichen Bedienung. Fazit: Hübsches Café mit niedlichem Namen und solidem Gefrorenem.

Brot und Kees
Kees’scher Park, Markkleeberg 

© Lisa Schliep
Di-So 8-19 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★ 

Geschmack: ★★★★★ 

Preis: ★★★

Mal eben hinschlendern für eine Kugel Eis ist eher unwahrscheinlich. Das Brot und Kees liegt auf dem malerischen Eck zwischen hübsch angelegtem Parkgelände und Cossi und ist damit eher Ziel für den Radler-Ausflugstop oder die Krönung eines entspannten Strandtages. Der kleine Eiswagen reiht sich munter zwischen historische Fassade und Innenhof. Es gibt insgesamt acht Sorten in der Auslage, die nicht wirklich zum Staunen bringen. Schoko, Erdbeere, Banane – alles bekannt, aber schmecken tut es wie die wahre Wonne. Zumindest unser Mango- und Pistazien-Schlemmerbecher punktet mit natürlichen Aromen und einwandfreier Geschmackssymbiose. Die Preise variieren zwischen 1 und 2€ pro Kugel. Ab in den urigen Hof geknallt, ist das Brot und Kees definitiv der schönste Ort, um ein schönes Gelato zu genießen. Fazit: Einkehrpflicht bei Cossi-Tour.

Eisdiele Pfeifer
Kochstr. 20, Südvorstadt 

Mo-Fr 12-18 Uhr, Sa-So 13-18 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★ 

Geschmack: ★★★ 

Preis: ★★★★

Flink abgebogen beim Puschkin, liegt die Diele Pfeifer ruhig auf der Ecke der Kochstraße und leuchtet durch seinen kunterbunten Außensitz schon von weitem. Drinnen herrscht Klassenzimmer-Atmo im DDR-Chic. Die Wand säumen Meilensteine der schon über 60-jährigen Geschichte des Traditionshauses – ein etablierter Sommertreff für jeden Südvorstädter. Vanille, Schoko, Erdbeere und Stracciatella gibt’s immer, die anderen Sorten aus eigener Herstellung wechseln jeden Tag (insgesamt gibt es sieben). Eine Kugel kostet 1€. Wir orientieren uns an den Eisbecher-Vorschlägen hinter der Theke und krönen die Kirsch- und Stracci-Kugel mit frischen Erdbeeren. Kein Fehler gewesen, zumal die Erdbeeren dem Becher etwas fehlenden Glanz einhauchen. Das Eis ist wahrlich kein Knospenknall. Fazit: Traditionsreiches Eck-Café mit Sonnengarantie.

Eismanufaktur
Leonhardtstr. 2a, Mockau 

Mo-Fr 14:30-18 Uhr, Sa-So 13:30-18 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★★★ 

Geschmack: ★★★★★ 

Preis: ★★★★

Die selbsternannte „Perle in der Parthenaue“ kommt sowohl innen als auch außen etwas plüschig daher, bleibt aber als eine der positiven Überraschungen im Kopf zurück. Aus insgesamt 16 Sorten lässt sich von der Theke wählen. Nachdem wir kurz überlegen, ob wir das Eis mit den unerschütterlich vielen a’s im Namen schon aus Prinzip nicht bestellen sollten, tun wir es doch. Also einmal Guanabana (Mix aus Ananas und Banane) in die Waffel bitte und obendrauf ein Kügelchen Zimt-Kürbis. Zwischen 1 und 1,50€ kosten die Leckereien und sind jeden Penny wert. Geschmacklich eine der besten Dielen. Kürbis-Zimt klingt falsch, harmoniert aber erstaunlich grandios. Auch die zwei Südfrüchte machen zusammen eine gute Figur. Experiment geglückt. Fazit: Mit inneren Werten glänzen.

W-Eis-S
Thomaskirchhof 3-5 

Mo-Sa ab 10 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★★★★ 

 Geschmack: ★★★ 

 Preis: ★★★

„Italian ice-cream experience“ steht unter dem Namen und auch auf einigen Schildern inmitten von Tagesempfehlungen und Co. Mit dem italienischen Stiefel im Gepäck kriegen wir am Eingang gezeigt, dass die hier verwendeten Zitronen aus Sizilien kommen, die Bergamotte aus Kalabrien und und und – Transparenz ist immer gut. Mit dem größten Angebot im Test (auch einiges glutenfrei und vegan) fällt es schwer, sich in der halbkugeligen Auslage zu entscheiden. Wir glauben an die Tagesempfehlung mit dem wohlklingenden Namen „Sonne“; einer Mischung aus Orange, Vanille und karamellisierten Mandeln. Eher schwere Kost für einen warmen Tag, aber nun ja. Darauf noch eine Kugel Butterkeks. Für insgesamt 2,80€ (je mehr Kugeln man kauft, desto günstiger werden sie) mundet letztere recht gut, „Sonne“ schmeckt dagegen überraschend langweilig und die Mandeln sind groß genug, um den Erstickungstod zu sterben. Fazit: Viel Innenstadt-Konkurrenz, die ähnlich schmeckt.

                       

Miltitzer Eiscafé
Auenweg 2, Miltitz 

Mi-So 13-19 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★★★ 

Geschmack: ★★★★ 

Preis: ★★★★

Ganz weit draußen. Ab vom Schuss und ziemlich versteckt steht das bunt-besprühte Eiscafé in Miltitz ein bisschen verloren zwischen Wohnblock- und Einfamilienhausreihen. Eine regelrechte Insel inmitten von gastronomischem Brachland. Die nette Kies-Terrasse lädt ein, sich einen Stuhl zu schnappen und das wirklich leckere Eis unter dem Sonnensegel zu verputzen. 25 Sorten stehen zur Wahl, darunter die bewährten Oldies. In die Eistüte kommen dunkle Schokolade und Joghurt-Kirsch für erträgliche 2€. Den Gaumen freut’s! Beides handwerklich klasse gemacht. Schoko ist schön vollmundig und ein bisschen bitter und das Jo-Ki ein „Ja“ zu fruchtiger Frische. Fazit: Kleine Weltreise, aber mit vorzüglicher Eisspeise.

Gelateria La Luna
Höfe am Brühl, Paunsdorf Center 

Mo-Sa 10-20 Uhr

Auswahl & Extravaganz: ★★★★ 

Geschmack: ★★★★ 

Preis: ★★★★

Die Kette im Test! Mit mehr als 50 Eiscafés deutschlandweit ist das La Luna ordentlich vernetzwerkt. Größtes Manko vorab: Es ist der einzige Eisladen im Test ohne Zugang zu Frischluft und Sonnenschein. Schnöde Einkaufsatmosphäre kann da nicht wirklich mithalten –schickem Design zum Trotz. Das riesige Café bietet 24 Sorten Milch-und Fruchteis, die trotz ihrer Fülle das anbieten, was jede gut aufgestellte Diele dieser Größe in der Offerte hat. Wir bedienen uns an den „Exoten“ und schaufeln Cocoschokosplit und Raffaelo in uns hinein. Beides ist super lecker. Dicke Schokostücken und mehr als präsente Kokosraspeln lassen sich wunderbar am Brunnen auf dem Richard-Wagner-Platz verspeisen. In den Höfen versauern bei gutem Wetter: Niemals freiwilligFazit: Super Geschmack, schlechter Standort.