Vorsicht Lesegefahr! Gastrotest: Literaturcafés Leipzig

Auf der Suche nach dem ultimativen Literaturfaktor irrten wir durch Leipzig. Das Ergebnis: absolut lesenswert.

Was gibt es schöneres als sich zur kalten Jahreszeit mit einem leckeren Stück Kuchen, dem passenden Heißgetränk und dem Lieblingsschmöker unter dem Arm in einem warmen Café zu verkriechen? Richtig: nichts! Auf der Suche nach dem ultimativen Literaturfaktor irrten wir durch Leipzig. Das Ergebnis: absolut lesenswert.   

© Anne Gahlbeck, Anna Heinze

Unser Gastro-Testsieger: Kulturapotheke

Eisenbahnstraße 99, Di bis Do 15 - 23:30 Uhr, Fr & Sa 13:30 - 23:30 Uhr, So 13:30 - 18:30 Uhr 

Angebot: ★★★★★ 

Preis/Leistung: ★★★★ 

Literaturfaktor: ★★★★★

© Anna Heinze
Die Kulturapotheke auf der Eisenbahnstraße begeistert uns auf den ersten Blick. Der beeindruckende Stuck an der Decke, die liebevolle Einrichtung und die große Apothekertheke verleihen dem Café eine unfassbar gemütliche Atmosphäre, die alle Gäste anzustecken scheint. Die Stimmung ist gut, an vielen Tischen wird sich unterhalten, trotzdem ist es nicht laut im Café. Es werden einige Kuchen und Snacks, auch in veganen Variationen, angeboten. Jeden Tag ab 18 Uhr wird zusätzlich ein Tagesgericht serviert. Wir bestellen bei der freundlichen Bedienung einen halben Elsässer Flammkuchen mit Speck, Zwiebeln und Schmand für 6,90 €. Unser Latte Macchiato kostet 2,90 €. Beides schmeckt sehr gut und auch die übrigen Köstlichkeiten scheinen verlockend. In der Kulturapotheke hat man die Möglichkeit, an den kleinen runden Tischen Platz zu nehmen oder sich auf eines der gemütlichen Sofas zurückzuziehen. Ein Besuch lohnt sich allein wegen des tollen Ambientes. Die Kulturapotheke ist jedoch nicht nur ein Café mit überaus hohem Literaturfaktor – Es handelt sich dabei ebenfalls um eine Buchhandlung. Auch das Bestellen von Büchern gehört hier zum Service. Regelmäßig werden Lesungen, Konzerte und andere Veranstaltungen organisiert – Ein Ort, an dem Literatur, Musik, Gastronomie und die verschiedensten Menschen aufeinander treffen. Nicht umsonst ist die Kulturapotheke der Sieger unseres Literaturcafé-Gastrotests! 

Fazit: Das Beste aus Menschen, Essen und Literatur!

Literaturcafe

© Anna Heinze
Gerichtsweg 28, Mo bis Fr 10 - 14 Uhr 

Angebot: ★★★★

Preis/Leistung: ★★★

Literaturfaktor: ★

Neugierig betreten wir das Haus des Buches, das weder Bibliothek noch Buchhandlung ist, und stellen fest, dass sich das Literaturcafé direkt in der Eingangshalle befindet. Auffällig ist auch der schöne Außenbereich mit Garten, der im Sommer gewiss zu ein paar schönen Stunden einlädt. Der Innenbereich des Cafés ist schlicht gehalten und erinnert nicht gerade an Omas gemütliches Lesezimmer. Es gibt ein Mittagsangebot, welches vier verschiedene Speisen umfasst. Die kleine Theke, die normalerweise wohl Kuchen und belegte Brötchen enthält, ist leer gefegt. Also bestellen wir die Tagliatelle mit Spinat und Mozzarella für 5 €. Das Gericht und der Kaffee für 1,90 € schmecken in Ordnung, sind aber nichts Besonderes. Insgesamt ist es trotz der wenigen Besucher sehr laut im Literaturcafé. Eine schöne Leseatmosphäre kommt nicht auf. 

Fazit: Mehr Kantine als Leselounge.

Kune

© Anne Gahlbeck
Eisenbahnstraße 107, Di – Fr: ab 16 Uhr, Sa,So: ab 10 Uhr

Angebot: ★★★★★ 

Preis/Leistung: ★★★★

Literaturfaktor: ★★★

Im verwinkelten Gastraum des Kune erwartet uns chilliger Elektrosound, eine Poster-tapezierte Decke, freies WLAN und neben eng platzierten Tischen auch eine kleine Bücherei, die mit internationaler Literatur gespickt ist. Eine Couch zum Träumen suchen wir zwar vergeblich, entdecken aber leckere Snacks wie Bananenbrot, Brownies, vegane Quiche und Toasties zu fairen Preisen. Der leckere, aber spärlich belegte Apfelkuchen mit Mandeln (3,20 €) und der tolle Kaffee von einem Frauenkollektiv in Chile wird mit Einbruch der Dunkelheit durch Cocktails oder regionale Biere ersetzt. Leider etwas kühl, eignet sich das Kune – je nachdem wie geräusch- und kälteempfindlich ihr seid – für lange Lesenächte.

Fazit: Für Nachteulen.

Kunst & Kuchen 

© Anne Gahlbeck
Davidstraße 7, Mo, Mi, Do: 15:30 – 18, Di 9:30 – 14Uhr  

Angebot: ★★★★★ 

Preis/Leistung: ★★★★

Literaturfaktor: ★★★★

Eine wahre Fundgrube ist dieses helle Café voller selbstgemachter Muffins, Zupf- und Stachelbeer-Streußel-Kuchen sowie jedweder Kunst – von Handwerk bis zur Dichtkunst, die in einem kleinen Bücherregal versteckt ist – im westlichen Zentrum der Stadt. Mit Ingwer-Eistee, Smoothie oder diversen Heißgetränken könnt ihr entweder in einem der Sofas versinken oder an kunterbunten Holztischen speisen. Wir bekommen einen Vollkorn-Bagel für 4 € – belegt mit Ziegencamembert, süßem Senf, frischen Basilikumblättern und Tomaten – empfohlen, der sehr lecker, aber leider etwas kross gebacken ist. In jeglicher Hinsicht ein kunstvoller Ort, sofern ihr euch nicht von spielenden Kids ablenken lasst.

Fazit: Familienfreundlich!

Polylogue

© Anne Gahlbeck
Merseburger Straße 47, Mi – Fr: 14 -19 Uhr, Sa: 11 – 18 Uhr

Angebot: ★★

Preis/Leistung: ★★★★ 

Literaturfaktor: ★★★★★

Das Polylogue ist in erster Linie ein kleiner Buchladen und nebenher auch ein super gemütliches Café, indem leider weder Snacks noch Kuchen angeboten werden – was wirklich sehr schade ist. Dafür ist der Kaffee mit seinen 1,50 € preiswert und lecker. Das Polylogue überzeugt mit seinem Charme. Regelmäßig finden hier Lesungen, Sprachkurse und andere Veranstaltungen statt. In den Bücherregalen erspähen wir französische, englische, deutsche, spanische und italienische Literatur unterschiedlichster Genres. Kaffee trinkend und auf dem gemütlichen Sofa sitzend wird uns schnell klar, dass man hier stundenlang in einem guten Buch versinken kann. Leseatmosphäre hoch hundert also!

Fazit: Mehr als nur ein Buchladen.