„Ein kleiner Schlag auf den Rücken, ein Schnaps und ab auf die Bühne“ Granada im Interview über den Mundart-Bonus, die schwer-leichte österreichische Mentalität und Bühnenrituale

Zur Zeit sind die Jungs auf Tour und kommen am 27. November auch nach Leipzig ins Naumanns.

Zu den üblichen Klängen von Gitarre, Bass und Schlagzeug mischt sich bei der österreichischen Mundart-Band Granada noch das Akkordeon mit ein. Mundart-Band – Klingt nach Trachten und Jodeln? Absolut nicht! Die Songs klingen nach guter Laune und Leichtigkeit mit einem Twist. Damit bringen die fünf Jungs um Gründer Thomas Petritsch mit Charme und Dialekt frischen Wind in die Musikszene und uns allen Österreich ein Stückchen näher. Zur Zeit sind die Jungs auf Tour und kommen am 27. November auch nach Leipzig ins Naumanns. Im Interview mit Thomas erfuhren wir alles über den Mundart-Bonus, die schwer-leichte österreichische Mentalität und Bühnenrituale.

Die erste Frage, die sich aufdrängt, ist: Was hat Granada mit Österreich zu tun?

© Carina Antl
Als wir vor drei Jahren begonnen haben, haben wir krampfhaft nach einem passenden Namen gesucht. Wir wollten die Band nach einem österreichischen Wort benennen, einem Austriazismus. Nach einer gründlichen Durchforstung des Wörterbuchs für Austriazismen sind wir schnell darauf gekommen, dass es kein Wort gibt, das zu uns passt. Während der Such-Session sind wir bei Bruce-Springsteen-Covers hängen geblieben, und da sind oft tolle fahrbare Untersätze im Hintergrund zu sehen. Also haben wir nach Autos gesucht und dabei unter anderem den Ford Granada entdeckt und dachten uns „Wow, tolles Auto, das passt zur Band.“ Es hat auch diesen nostalgischen Charme auf der einen Seite und das Urige, Gestandene auf der anderen. Außerdem hat es eine sehr schöne Verbindung zum Süden. 

Du hast die Band gegründet. Wie hast du die anderen Mitglieder gefunden?

Also die Band hat sich eigentlich durch ein Filmprojekt gefunden. Ich wurde gefragt, ob ich nicht Musik machen mag für einen österreichischen Kinofilm. Und das habe ich getan. Ich habe ein paar Songs geschrieben und zwei davon sind als Titelmusik für den Film genommen worden. Und dann hab ich noch einige Songs in der Schublade gehabt. Und ja, das hat sich einfach super gut angefühlt, schon beim Schreiben. Und da dachte ich, es wäre doch interessant, das im Proberaum mal auszuprobieren oder auch auf der Bühne. Und dann hat sich das so ergeben, dass ich Leute gesucht hab. Wir haben uns über Ecken sowieso schon gekannt. Man muss sich vorstellen, Graz ist eine Stadt mit knapp 300.000 Einwohnern, also eher ein Städtchen. Die Musikszene ist schon da und es ist auch eine große Musikszene für die Anzahl an Leuten, die dort wohnen, aber man kennt sich halt trotzdem auch untereinander. Die Szene ist überschaubar. Da haben wir uns schnell gefunden und geguckt, dass es menschlich und persönlich passt. Und das hat recht fix funktioniert.

Ok, Mundart und Pop/Rock, wie passt das eigentlich zusammen? Habt ihr euch vorher Gedanken macht, wie das ankommen wird?

© Carina Antl
Naja, nachgedacht habe ich da nicht wirklich drüber. Dass wir mal in Deutschland spielen, wäre vor drei Jahren noch undenkbar gewesen. Ich dachte, wir haben vielleicht so vier, fünf Shows im Zuge der Präsentation vom Film. Es war kein konkreter Plan da, ehrlich gesagt. Und dass das so gut angekommen ist, hat uns schon auch etwas überrascht. Vor allem im ganzen deutschsprachigen Raum, das war ja die große Überraschung eigentlich. Ich glaube, es hat so einen exotischen Bonus, in Mundart zu singen. Und ich denke, dass es die letzten zehn Jahre in Deutschland sehr eintönig war, was Popmusik generell betrifft. Es gab natürlich neue Musik, jüngere Musik, aber die haben auch versucht sich anzulehnen an die Großen im Popbereich, die es gegeben hat. Und die haben sich wiederum angelehnt an amerikanische Produktionen, diese klassischen Pop-Produktionen, wo sich ein Lied anhört wie das andere. Und im Laufe der Zeit ist da einfach viel entstanden, in Österreich auch mit Bilderbuch, Wanda und eben Granada. Da hat sich schon was entwickelt, wo man gesagt hat, man biedert sich nicht an, das gleiche zu machen, was schon seit 10 Jahren gemacht wurde, sondern man macht was Neues und scheißt drauf. Diese Mentalität ist ein bissl drin. Und in Österreich ist das vielleicht ein bisschen stärker ausgeprägt, weil die Infrastruktur kleiner war und das vom Wahrnehmungswert her nicht so schnell gegangen ist. In Deutschland hat man schnell mal jemanden, der sagt: Das finde ich toll, das pushe ich jetzt. Und aufgrund der Größe gibt es auch viel mehr Möglichkeiten in der Musikindustrie. In Österreich ist das etwas überschaubarer.

Ist es für dich jetzt einfacher, die Songs in Mundart zu schreiben, oder war es auf Englisch einfacher?

Das ist unterschiedlich. Also es ist beides gleich leicht und gleich schwer. Man braucht immer einen anderen Zugang. Man kann nicht mit dem gleichen Zugang, mit dem man in Mundart schreibt, auch englische Texte schreiben. Gerade beim Texten ist das wichtig, es sind andere Sprichwörter, andere Bedeutungen von gewissen Sachen. Schon rein kulturell gesehen sind Wörter anders, oder anders bedeutend. Aber ansonsten, vom Songwriting her ist es das gleiche – man setzt sich hin mit der Gitarre und singt ein bisschen vor sich hin und schaut was passiert (lacht).

Euer zweites Album „Ge bitte“ ist im Juni dieses Jahres erschienen. Sind der Prozess und die Erfahrungen anders gewesen im Vergleich zum ersten Album?

Ja, auf jeden Fall. Das erste Album ist ja wie gesagt eigentlich aus der Arbeit heraus entstanden, Musik für einen Film zu machen. Und da waren viele Songs schon da, ich hab die zum größten Teil fertig arrangiert gehabt. Und die Arbeit war da eher, das im Proberaum alles zusammen zu bringen. Beim zweiten Album war es so, dass wir gemeinsam im Proberaum die Songs gebaut haben. Natürlich haben wir schon Vorlagen mitgebracht und dann haben wir gemeinsam an den Vorlagen herumgeschraubt. Die Arbeit fand mehr als Einheit statt, mehr als am ersten Album. Man hört auch raus, dass das Ganze eher verschmolzen ist als beim ersten. 


Findet sich auf dem Album eine österreichische Mentalität und wenn ja, was würdest du sagen, ist die österreichische Mentalität?

Österreichische Mentalität – ja bissl das Schwermütige und das darüber Lachen. Das ist dieser Sarkasmus oder überspitzte Ironie in gewissen Dingen, die die Österreicher haben. Ich glaube, so was kommt auf jeden Fall vor, diese Doppeldeutigkeit in den Texten. Das ist auch so, wenn man die Musik anhört. Es wirkt alles sehr fröhlich eigentlich, so eitel Sonnenschein. Aber wenn man sich die Texte durchliest, dann kommt man drauf, dass das gar nicht so eindeutig ist. Das ist so das typisch Österreichische glaub ich. 

Ihr geht bald auf Tour und kommt am 27. November auch nach Leipzig. Was verbindet euch mit der Stadt?

Wir haben in Leipzsch schon mal gespielt mit den Sportfreunden Stiller. Freunde von uns aus Graz wohnen auch in Leipzig und die sind zum Konzert gekommen. Das letzte Mal als wir in Deutschland gespielt haben, haben wir uns auch Leipzig angeguckt und es ist wirklich eine schöne Stadt. Das wird die neue Hauptstadt sagt man doch oder?

© Carina Antl

Habt ihr ein Ritual auf Tour, bevor ihr auf die Bühne geht?

Haben wir, ja! Wir stellen uns vor dem Auftritt zusammen und trinken Schnaps. Die Sorte kommt immer auf den Veranstalter an, was die uns hinstellen. Oftmals war es die letzten Male Berliner Luft oder Pfeffi. Aber man stellt sich zusammen, man stellt sich auf die Show gemeinsam ein: Ein kleiner Schlag auf den Rücken, ein Schnaps und ab auf die Bühne.

Wie sind denn eure Pläne für die Zukunft?

Das ist schwierig! Also die Tour wird so groß werden, da hat man gar keine Zeit sich Gedanken zu machen was danach passiert. Also wir schauen erst mal, dass die Tour auf jeden Fall gut läuft und dass wir da alles geben. Es gibt ja noch genug, das wir da vorbereiten und planen müssen. Es ist unsere längste Tour bis jetzt und ja, wenn´s gut läuft, schauen wir mal wohin es noch geht. Nächstes Jahr vielleicht noch mal eine kurze Pause, sonst immer weiter auf jeden Fall so lange es Spaß macht und das tut es definitiv. 

GRANADA „baff tour“

27.11.2018, 20 Uhr, Naumanns | VVK 20€ zzgl. Geb.

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