„Mehr Grün für Leipzig“ Grünes Leipzig #1: Ökolöwen

Es ist höchste Zeit für „Mehr Grün für Leipzig“ und für eine neue urbanite-Reihe, die sich künftig Leipzigs grüner Seele verschreibt: Wir besuchten Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.

Wusstet ihr, dass Leipzig 2018 die am stärksten wachsende Großstadt in Deutschland war und auf der Liste der größten deutschen Metropolen inzwischen auch Dortmund in der Einwohnerzahl überholt hat? Spüren lässt sich dieser nicht abebbende „Hypezig-Boom“ ja schon länger. Sei es bei der vergeblichen Suche nach bezahlbarem Wohnraum, der Jagd nach freien Kitaplätzen oder dem Verschwinden traditionsreicher Kultureinrichtungen. Was die Wenigsten für sich wahrnehmen, ist, dass auch unser Stadtklima massiv unter diesem Wachstum leidet. Es ist also höchste Zeit für „Mehr Grün für Leipzig“ und für eine neue urbanite-Reihe, die sich künftig Leipzigs grüner Seele verschreibt: Denn Umwelt- und Klimaschutz fängt zu Hause an! 

© Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.

Starten wollen wir unsere Reihe „Grünes Leipzig“ mit einem kleinen Selbstexperiment, das ihr gerne bei eurem nächsten Stadtspaziergang ausprobieren dürft. Marschiert mal nicht stur durch die Straßen, sondern macht bewusst einen Schritt langsamer und achtet auf eure Umwelt. Fühlt ihr euch wohl? Ist euch in Ecken, in denen weniger Grün das Stadtbild prägt, wärmer als in anderen? Ist es laut? Wonach riecht die Luft? City-Wandern offenbart die Seele einer Stadt. Nur leider sprechen die Zahlen – 64 % unserer Straßen haben keine Bäume – nicht gerade für Leipzig.

© Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.
Warum Stadtgrün ein Must-have ist, erklärt uns Ökolöwin Friederike Lägel, die seit über zwei Jahren den Appell „Mehr Grün für Leipzig“ vorantreibt. Sie weiß: „Grüne Fassaden und Straßen sehen nicht nur toll aus, sie beeinflussen auch das Wohn- und Stadtklima positiv. Es sind die kleinen grünen Flächen in den einzelnen Stadtquartieren, die unsere Viertel erst lebendig machen. Nur leider werden diese zusehends Mangelware. Aber das merken wir häufig erst dann, wenn wir nach Alternativen suchen.“ Und weil das Thema Klimakrise mittlerweile in der Tür steht, hat die studierte Geografin und Geowissenschaftlerin nach ihrem Abschluss bewusst auf das Promovieren verzichtet, um sich aktiv für den Erhalt unseres Lebensraums einzusetzen – da kam die Festanstellung als umweltpolitische Sprecherin für die Ökolöwen wie gerufen.

Anwalt der Natur

Als lokaler Umweltschutzverein setzt sich der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. mittlerweile seit 30 Jahren inhaltlich und politisch unabhängig für die grünen Belange dieser Stadt ein. Der erste berühmte Appell aus dem Jahr 1990 ging als „Stopp Cospudener Bergbau“ in die Geschichte ein. Nachhaltige Mobilität, intelligente Stadtentwicklung sowie Natur- und Artenschutz sind Themenschwerpunkte, die im 21. Jahrhundert eine enorme Rolle spielen. Für Leipzigs Anwälte der Natur beinhaltet dieses Unterfangen auch den Schutz der Grünflächen, die 2019 noch übrig geblieben sind. Denn dass Raum und finanzielle Mittel für neue grüne Strukturen bereitgestellt werden, ist leider selten der Fall. „Überall werden Bäume und Sträucher gerodet, die für Bauvorhaben und Parkplätze weichen müssen. Dabei sind grüne Inseln essentiell: Grün bindet Feinstaub, erzeugt Sauerstoff, spendet Schatten, gliedert den Straßenraum und wirkt verkehrsberuhigend. Stadtgrün macht eine Stadt wie Leipzig erst lebenswert und macht klar: Wir brauchen es.“ Zu dieser Erkenntnis ist auch der Leipziger Stadtrat gekommen: Schon im Luftreinhalteplan 2009 forderten die Ökolöwen 1.000 neue Straßenbäume pro Jahr. „Nun gibt es mit dem Beschluss des Straßenbaumkonzepts keine Ausreden mehr. Das ist ein großer Erfolg, der motiviert und zeigt, dass man etwas bewegen kann“, erklärt Friederike. Schon über 17.500 LeipzigerInnen unterstützen mit dem Appell „Mehr Grün für Leipzig“ dieses Herzensprojekt.

© Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.
Dass 1.000 zusätzliche Bäume nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind, offenbaren die vielen Projekte, an denen die Ökolöwen darüberhinaus arbeiten. Wenn Friederike nicht gerade die grünen Interessen gegenüber Stadtverwaltung und Politik vertritt oder am „Masterplan Grün“ mitwerkelt, erarbeitet sie mit dem Ökolöwen-Team sowie Ehrenamtlichen alternative Ideen und Konzepte, mobilisiert mit Appellen und Kampagnen und informiert die Bevölkerung über den Vereinsnewsletter oder der Löwenpost. Als umweltpolitische Sprecherin stellt sie immer wieder fest, dass die grüne Infrastruktur in Leipzig dem Verkehr und Wohnungsbau nicht gleichgestellt ist. „Insbesondere bei Bauvorhaben fallen umwelt- und artenschutzrechtliche Belange immer wieder unter den Tisch.“ Eines dieser grauen Musterbeispiele ist die Parkstadt Dösen im Leipziger Süden: Hier sollen 300 Bäume Villen und Parkplätze zum Opfer fallen.

Inwieweit es in einer Zeit, in der wir nach alternativen Verkehrskonzepten streben, ökologisch vertretbar ist, Grünflächen durch Parkplätze zu ersetzen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Friederike findet es, in Anbetracht der bedrohlichen Klimasituation, in der wir uns befinden, alles andere als zeitgemäß. „Wenn schon Grünflächen weichen müssen, wie beispielsweise am Otto-Runki-Platz auf der Eisenbahnstraße, dann wenigstens sinnvoll – Stichwort: Intelligentes Bauen.“ Und sie hat Recht. Warum kann die Fläche über einem Supermarkt, wie am Connewitzer Kreuz, nicht multifunktional – beispielsweise für weitere Büro- oder Wohnräume – genutzt werden? Wenn wir Städte kompakter bauen, dann bleibt auch Platz für grüne Strukturen. Übrigens: Einen großen Gefallen tut ihr Leipzigs grüner Seele, wenn ihr eure Fassaden, Dächer, Hinterhöfe oder Balkone bepflanzt. Hier ist jeder gefragt – nicht nur Politiker und Investoren. Friederike findet, dass gerade die Stadt mit gutem Beispiel voran gehen muss– auch wenn der Entschluss, Haltestellen mit Solar- oder Gründach auszustatten und Blühflächen in Leipziger Parks anzulegen, erste Schritte in die richtige Richtung sind. 

© Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.

Grün statt Grau

Bei all dem Ringen um mehr Grün und weniger Grau sollten wir natürlich nicht vergessen, dass grüne Oasen auch soziale Treffpunkte sind: Wo verabreden wir uns mit Freunden, wo picknicken wir, wo gehen wir mit dem Hund Gassi? Parks sind auch Treffpunkte im Kiez und müssen aus soziologischen Gesichtspunkten geschützt werden. „Oder wollen wir in Zukunft alle im Clara-Zetkin-Park sitzen?“, fragt Friederike. Die Maßnahmen, die jeder Einzelne für den Schutz seines persönlichen Stücks Leipzig ergreifen kann, sind – wie ein Blick auf die Homepage der Ökolöwen verrät – ganz leicht. Ob ihr dafür nun den Appell „Mehr Grün für Leipzig“ unterschreibt, euch in der Umweltbibliothek informiert, auf die Straße geht oder Fassaden und Balkonien vergrünt, spielt eigentlich keine Rolle: Ein kleiner Ökolöwe sollte in jedem von uns stecken! 

oekoloewe.de | Bernhard-Göring-Str. 152

© Sandrino Donnhauser
 

30. August 2019, ab 19 Uhr:

Leipziger Radnacht: Los geht’s am Springbrunnen im Clara-Zetkin-Park (Anton-Bruckner-Allee)

20. September 2019: PARK(ing) Day

Infos und Anmeldung unter www.oekoloewe.de/parking-day-leipzig.html