Es geht auch ohne! Grünes Leipzig #3: Gegen den Palmöl-Strom

In der Leipziger Umweltbibliothek warfen wir einen kritischen Blick auf die begehrte Ölpalmen-Frucht und probierten es mal ohne den Alleskönner.

Schokoaufstrich, Fertigpizza, Müsli(-Riegel), Biodiesel, Margarine, Waschmittel oder Creme – etwa jedes zweite Produkt unseres täglichen Bedarfs enthält Palmöl und das, obwohl der Handel mit dem Pflanzenfett in den Produktionsländern massive ökologische und soziale Probleme nach sich zieht. In der Leipziger Umweltbibliothek warfen wir einen kritischen Blick auf die begehrte Frucht und probierten es mal ohne den Alleskönner.

© Anne Gahlbeck

Zugegeben: Palmöl steckt in fast allen schokoladigen Süßigkeiten, die wir lieben: Nutella, Snickers, Schokokekse. Seine Beliebtheit hat das Öl vor allem seinem hohen Schmelzpunkt zu verdanken: Bei Raumtemperatur bleibt es fest, aber trotzdem streichfähig. Der größte Vorteil gegenüber anderen Pflanzenölen (zumindest aus wirtschaftlicher Sicht) ist aber die ungeheure Ergiebigkeit: Ölpalmen haben einen drei- bis sechsmal höheren Ertrag als z.B. Sonnenblumen, Raps oder Soja. Das macht es für die Industrie zu einem begehrten und sehr, sehr kostengünstigen Rohstoff – Nachfrage steigend.

Palmöl – da steckt Regenwald drin

Wer sich allerdings ein bisschen intensiver mit der kleinen Frucht auseinandersetzt, dem vergeht der Appetit. Vor allem, weil das lukrative Geschäft mit der Ölbaumpflanze fatale Folgen für Mensch und Umwelt hat: Täglich werden in den Regenwäldern Indonesiens und Malaysias ganze Wald- und Moorflächen gerodet und trockengelegt, um – unter Einsatz hochgiftiger Pflanzenschutzmittel – riesige Ölbaum-Plantagen entstehen zu lassen. Ursprünglich stammt die Palme aus Südafrika. Doch die steigende Nachfrage hat zur Folge, dass die Ölbaum-Frucht mittlerweile auch in Südostasien geerntet wird – und zwar so flächendeckend, dass die dort beheimateten Tier- und Pflanzenarten ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Die vom Aussterben bedrohten Orang-Utan-Menschenaffen oder der Sumatra-Tiger stehen hier nur stellvertretend als Symbol für tausende weiterer Arten. Während wir also fleißig an unserer Nutella-Stulle knabbern, verdrängen industrielle Monokulturen bestückt mit Ölpalmen den Regenwald. Darunter leidet nicht nur unser Klima, sondern auch die indigene Bevölkerung: Niedrige Löhne, Kinderarbeit und die Missachtung traditioneller Landrechte stehen in den betroffenen Regionen auf der Tagesordnung. Die Ursache all dieser Probleme ist nicht zuletzt unser Konsumverhalten. Etwa jedes zweite Produkt unseres täglichen Bedarfs enthält Palmöl: egal ob Lebens-, Futter-, Putzmittel oder Bio-Kraftstoff (!).

Palmöl-Diät

Aus wirtschaftlicher Sicht erfolgreich, für Mensch und Umwelt folgenreich – der Schluss scheint nahe zu liegen: Produkte mit Palmöl meiden. Doch ist das überhaupt möglich? Das 1:1-Ersetzen von Palmöl durch andere Pflanzenöle hat natürlich auch hierzulande den (aus ökologischer Sicht fragwürdigen) Anbau von Monokulturen zur Folge – doch zumindest muss dafür kein Regenwald sterben. Weniger Erfolg bringt die Verarbeitung von nachhaltig angebautem Palmöl. Das liegt vor allem daran, dass das eigens dafür eingeführte RSPO-Siegel (RSPO ist die Abkürzung der englischen Bezeichnung: Round Table on Sustainable Palm Oil), die Rodung von Regenwald nicht ausschließt. Ursprünglich sollten mit dem Zertifikat Betreiber von Palmölplantagen ausgezeichnet werden, die Naturschutz und Menschenrechte beachten.
Als „nachhaltig“ deklariertes Palmöl muss aber nicht unbedingt aus nachhaltigen Quellen stammen. Es scheint also doch ratsamer, nach Alternativen in Anbau, Handel und Konsum von Palmöl zu suchen – doch wie können die aussehen?

Um das herauszufinden, besuchten wir einen Palmölfrei-Workshop in der Umweltbibliothek, der in diesem Fall durch den Leipziger Verein Orang-Utans in Not e.V. initiiert wurde. Während des zweistündigen Ausflugs in die tropischen Sphären erfuhren wir einiges mehr über die orangerote, pflaumengroße Frucht – u.a. auch, dass Hersteller seit Dezember 2014 auf ihren Verpackungen kennzeichnen müssen, ob ein Produkt Palmöl enthält. Von Palmfett, Palmkernöl, Pflanzlichem Fett, vegetabilem Fett, Cetearyl, Lauraten, Palmaten und Stearaten ist seitdem zu lesen – meint aber immer dasselbe: Palmöl. Wer sich die Mühe macht, die Inhaltsangaben auf den Verpackungen durchzulesen, wird schnell feststellen, dass es jede Menge palmölfreie Alternativen gibt. Noch sicherer ist es, sich die Speisen/Putzmittel selbst aus frischen Zutaten zuzubereiten – also schmissen wir den Mixer an und pürierten unsere eigene (Schoko-)Creme.

Unser Fazit: 

Die Zutaten sind in den meisten Fällen leicht zu beschaffen, die Herstellung unkompliziert und die Produkte halten sich bei richtiger (kühlen) Lagerung über Monate. Am Ende müsst ihr aber selbst entscheiden, inwieweit ihr auf gewisse Palmöl-Produkte verzichten könnt/wollt. Prinzipiell lässt sich schwer rechtfertigen, warum tropische Regenwälder und die dort lebenden Menschen und Tiere unter unserem globalisierten Konsum leiden müssen – zumal in Europa eine breite Palette von alternativen Pflanzenölen angebaut wird. Dazu gehören u.a. Lein-, Maiskeim-, Oliven-, Raps- und Sonnenblumenöl. Kostenlose Rezepte findet ihr auf www.orang-utans-in-not.org/de/unterstuetzung/aktiv-werden.

Mobil machen!

Eine hilfreiche Unterstützung im Alltag ist die kostenlose „PoP – Produkte ohne Palmöl“-App; eine mobile Datenbank, anhand der ihr palmölfreie Produkte und deren Hersteller noch schneller ausfindig machen könnt. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, ist mit der „Replace PalmOil“-App  gut beraten – eine Initiative des Leipziger Vereins Orang-Utans in Not e.V. Der Mechanismus ist einfach: durch Einscannen des Barcodes wird das Produkt in die App-Datenbank aufgenommen. Bei einer bestimmten Scanzahl wird der Hersteller aufgefordert, auf Palmöl zu verzichten.

▶ Rezept: Schoko-Aufstrich

© unsplash

Zutaten:400 g gemahlene Haselnüsse/Mandeln | 15 EL Sonnenblumenöl | 4 EL Kakao | 1 Tüte Vanillezucker | 6 EL Rohrzucker | Agavendicksaft nach Bedarf

1. Die trockenen Zutaten in eine Schüssel geben und verrühren.

2. Anschließend Öl (und Agavendicksaft) hinzufügen, bis eine gleichmäßige Masse entsteht.

3. Die Masse mit einem Pürierstab cremig rühren. 

▶ Rezept: Reinigungsmittel

Zutaten:  3 Zitronen | 200g Salz | 400ml Wasser | 100ml Weißweinessig

1. Die Zitronen in Stücke schneiden und mit dem Salz und 100 ml Wasser im Mixer pürieren.

2. Das restliche Wasser und den Weißweinessig in einen Topf geben, erhitzen und die pürierte Zitrone dazugeben.

3. Das Gemisch 10 Minuten unter ständigem Rühren kochen und nach dem Abkühlen in eine Flasche abfüllen.

© Anne Gahlbeck

▶ Rezept: Hautcreme

Zutaten:  3 EL Bienenwachs | 250 ml Olivenöl | 150ml destilliertes Wasser | nach Bedarf 5 Tropfen ätherisches Duftöl

1. Das Bienenwachs im Wasserbad schmelzen lassen, das Olivenöl einrühren, nach und nach das Wasser zugeben.

2. Das Gemisch für 5 Minuten mit dem Pürierstab mixen und ggf. Duftöl hinzugeben.