Kaufen, selber schlagen oder ganz darauf verzichten? Grünes Leipzig: Die Weihnachtsbaum-Frage

Nachhaltige Alternativen zum Weihnachtsbaum.

Die Geschichte vom letzten Weihnachtsbaum eures Lebens beginnt mit trockenen Zahlen: 2019 zogen rund dreißig Millionen Weihnachtsbäume in deutsche Haushalte ein – das sind sechs Millionen mehr als im Jahr 20001.  Damit stieg der Absatz des traditionellen Grüns auf ein Rekordhoch. Und das alles für ein paar Tage Jubel, Trubel, Heiterkeit? Das geht auch ohne Tanne!        

Tradition oder Mode?

Ein grüner Zweig mitten im Winter: Das war schon im Mittelalter ein Zeichen für Hoffnung und neues Leben. Man hing Immergrünes wie Misteln, Tannen- oder Eibenzweige auf, um die Weihnachtszeit zu feiern – und auch, um böse Geister zu vertreiben. Um 1800 setzte die Mode ein, sich einen Tannenbaum zu holen. Mit Natur hat das heutzutage nur noch wenig zu tun: Selten wachsen die Bäume unter kontrolliert ökologischen Bedingungen heran, in denen der Einsatz von Pestiziden, Mineraldüngern und Wachstumsregulatoren tabu ist. Ein Großteil stammt aus Intensiv-Plantagen, die hierzulande rund 50.000 Hektar2 in Beschlag nehmen – Fläche, auf der, zum Schaden von Tieren, Pflanzen, Gewässern und Böden, viel gespritzt und gedüngt wird. Der Chemiecocktail dünstet fleißig im Wohnzimmer aus. Nachhaltiger und gesünder wäre es, die Festtage ohne Baum zu verbringen. Wir haben uns nach umweltfreundlicheren Alternativen in Leipzig umgeschaut, die, selbst wenn ihr (noch) an der klassischen Tanne hängt, genauso viel Weihnachtsstimmung verbreiten.

Bio-Weihnachten

Wenn ihr nicht eure Zimmerpflanze schmücken wollt, sondern eine „normale” Tanne, dann achtet auf Labels für nachhaltigen Anbau (Bioland, Demeter, Naturland, FSC). Bei Bio-Weihnachtsbäumen wird Wert darauf gelegt, dass keine Pestizide zum Einsatz kommen. Da der Anbau nicht in Monokulturen erfolgt, sind die Pflanzen resistenter gegen Schädlinge. Anstelle von Herbiziden laufen oftmals Schafe zwischen den Bäumchen entlang und fressen den Begleitaufwuchs weg. Blaufichten oder Nordmanntannen in Bio-Qualität aus der Region (sowie Bio-Kork-, Korea- und Küstentannen – in kleineren Mengen) vertreibt der Auengarten. Der Verkauf findet sowohl in der Bioland Gärtnerei (An der Mühlpleiße 6) als auch im Westwerk statt. Zudem bietet ein Großteil der Baumarkt-Filialen neben den konventionellen auch Bio-Bäume an.

Verkauf Auengarten noch bis 20.12. immer Mi, Do & So 1115, Fr & Sa 1119 Uhr | Westwerk noch bis 23.12. täglich 1419 Uhr

Einen festen Platz im Terminkalender zahlreicher Familien haben auch die Weihnachtsbaumaktionen von Sachsenforst. Jährlich werden auf diese Weise etwa 25.000 Weihnachtsbäume im Revier Hohwald, Großröhrsdorf, Ottomühle,
Unger, Zöblitz oder Fischbach sowie im Forstrevier Lehnmühle und Karsdorf geschlagen. Der Weihnachtsbaum vom örtlichen Förster kann oftmals selbst ausgesucht und abgesägt werden. Er ist frisch, hält sich lange und hat eine gute Ökobilanz.

Um Online-Anmeldung wird gebeten: www.sbs.sachsen.de/weihnachtsbaeume-7789.html 

Keinachtsbaum

Die wohl umweltfreundlichste, wiederverwendbare und baumfreie Variante fordert vor allem eins: Kreativität – der Aufwand lohnt sich aber. Denn bis Weihnachtsbäume Zimmergröße erreicht haben, vergehen je nach Baumart und gewünschter Größe fünf bis zehn Jahre. Zumal ihre Lebensdauer, einmal gefällt, recht kurz ist. Selbstgesammelte Holzreste, Filz, Makramee, Metall oder Kork können in Baumform alternativ die Weihnachtsstimmung aufhellen. Auch eine ausrangierte Leiter lässt sich schmücken und zur Tanne umfunktionieren. Bastelideen gibt es im Internet wie Sand am Meer. Bei unserer Recherche sind wir zudem auf die Keinachtsbäume aus hochwertigem und nachhaltig angebautem Eschenholz gestoßen, die ihr unter keinachtsbaum.de bestaunen, bestellen und im heimischen Wohnzimmer zusammenschrauben könnt. Das Ergebnis, ein modularer Ständer für Tannengrün (also eine Art Zwischenlösung), sieht täuschend echt aus und eignet sich für alle, die nicht auf Wald-Duft verzichten möchten. Das Beste daran: Die Erfinder lassen pro verkauftem Baum einen neuen pflanzen und engagieren sich für die Wiederaufforstung und Entwicklung nachhaltiger Pflanzkonzepte. Auf diese Weise werdet ihr gleich Baum-Pate für  euer benötigtes Tannengrün.

© Pinterest

Und wohin mit dem Baum nach Weihnachten?

Am besten landet das ausgediente Bäumchen klein gehäckselt auf dem Kompost. Äste, die noch viele ihrer Nadeln behalten haben, eignen sich außerdem dazu, Beete und Pflanzen abzudecken und somit vor Frost zu schützen. Wer keinen Garten oder Kompost hat, kann seinen Baum bis zum 30. Januar kostenlos an einer der vielen Leipziger Sammelstellen abgeben, wo sie dann von der Stadtreinigung abgeholt werden. Die Plätze für die Sammelstellen werden kurz nach Weihnachten auf der Seite der Stadtreinigung Leipzig veröffentlicht. Ab 1. Februar könnt ihr eure Weihnachtsbäume auch auf den Wertstoffhöfen abgeben. In allen Fällen gilt: Baumschmuck vorher entfernen!

https://www.stadtreinigung-leipzig.de/Weihnachtsbäume