Ein:e Leipziger:in – ein Baum! Grünes Leipzig: „LEIPZIG pflanzt“

Mit ihrem Ziel, 600.000 Bäume für Leipzig zu pflanzen, nehmen die Mitglieder des Projekts „LEIPZIG pflanzt“, ihren Traum von einer grüneren, schöneren und gesünderen Stadt, selbst in die Hand.

Wie viel Wald müssten wir eigentlich pflanzen, damit die Stadt Leipzig klimaneutral wird? Schwer zu sagen! Bäume pflanzen ist an sich eine gute Sache. Es kommt aber darauf an, wo und wie das passiert. 

© Roland Quester
Im Sofortmaßnahmenprogramm zum Klima­notstand strebt Leipzig den Zustand der Klimaneutralität für das Jahr 2050 an. Die Stadtverwaltung möchte diesen Umstand bereits 2035 erreichen. Ein Unterfangen, das Leipzigs Umweltinitiativen prinzipiell begrüßen. Doch angesichts schwindender Grünflächen, vermehrter Bauprojekte und ungeplanten Rodungsmaßnahmen wie zuletzt auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, zeigen sich Leipzigs Umweltfreund:innen, hinsichtlich der Einhaltung dieses Klimaziels, skeptisch. Zumal sich die Stadt mit dem letzten Energie- und Klimaschutzprogramm (EKSP) bereits das Ziel gesetzt hatte, die Treibhausgasemissionen bis Ende 2020 auf 4,47 t pro Kopf und Jahr zu begrenzen (siehe Klimanotstand 2020). Die Ergebnisse der aktuellsten Bilanzierung zeigen jedoch, dass diese Werte bislang nicht erreicht werden konnten. Die Emissionen sinken deutlich zu langsam. Eine ernüchternde Entwicklung, der die Mitglieder der „Omas for Future“ in Leipzig nicht länger tatenlos zusehen möchten. Mit ihrem ambitionierten Ziel, die Klimawende von unten mitzugestalten und dem daraus beispielhaft resultierenden Projekt „LEIPZIG pflanzt“, nehmen sie die Realisierung ihres Traums von einem grüneren, schöneren und gesünderen Leipzig, selbst in die Hand. 

600.000 für Leipzig

„Dass durch bauliche Verdichtungsmaßnahmen Bäume, Sträucher und Grünflächen verschwinden, ist fast schon an der Tagesordnung – auch wenn dieser politische Kurs ein großer Verlust für unsere Lebensqualität ist“, meint Thomas Gärtner, Projektleiter von „LEIPZIG pflanzt“. Die ursprünglich fünf „alten“ (mittlerweile dreizehn, auch jüngeren) Mitglieder möchten dieser, aus Umweltsicht unausgewogenen, Stadtplanung aber nicht tatenlos zusehen. Seit Dezember 2019 setzen sie sich aktiv mit Aufklärungsarbeit und Waldmehrungsmaßnahmen für die Natur ein. Ihr größtes Vorhaben: Für jeden Menschen in Leipzig einen Baum pflanzen. 600.000!

© Roland Quester
Unterstützt werden sie dabei durch die in Markkleeberg ansässige „Stiftung Wald für Sachsen“ – die Anlaufstelle für lokale Forstangelegenheiten. Aber auch in der Stadt selbst will das Team von „LEIPZIG pflanzt“ grüne Spuren hinterlassen. Aktuell stehen sie zum Beispiel im Austausch mit der Aktion „Baumstarke Stadt“, um gemeinsam Kooperationsprojekte umzusetzen. Zwar obliegen Ersatzpflanzungen, die beispielsweise nach Rodungen erfolgen, der Stadt, „aber nach wie vor wird in Leipzig mehr gefällt als gepflanzt“, bestätigt Thomas Gärtner und verweist auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2030 (INSEK), aus dem hervorgeht, dass die Zielgröße von jährlich 1.000 Baum-Neupflanzungen, seit der 2000er Jahre nicht mehr erreicht wurde. Projektziel ist daher, vorrangig die Waldmehrung voranzutreiben. Die Initiator:innen teilen die Auffassung, dass sich durch zusätzlichen Baumbestand die Folgen des Klimawandels – höhere Lufttemperaturen, weniger Sommerniederschlägen, mehr Hochwasser im Winterhalbjahr sowie mehr Wetterextreme – eindämmen lassen. Wobei ein Bruchteil dieser Folgen, die u. a. aus nicht nachhaltig gedachten, stadtpolitischen Entscheidungen resultieren, teilweise schon jetzt spürbar sind.

Der Mann, der Bäume pflanzte

Trotz dieser trockenen Aussichten: Zuletzt war es nicht die Erhitzung der Messestadt, die Thomas Gärtners Umweltengagement vorantrieb. Zum Ausbrechen aus der Ohnmacht des Nichtstuns inspirierten ihn die Omas for Future“ in Leipzig mit Jean Gionos Geschichte vom Mann, der Bäume pflanzte. Am 24. Oktober 2020 war es dann, nach zehnmonatiger Planung und nervenzerreißendem Corona-Bangen, auch endlich soweit: Die ersten 3.000 Baumkinder fanden im ehemaligen Tagebau Peres, südlich von Leipzig, innerhalb weniger Stunden ein neues Zuhause – dank insgesamt 60 Freiwilligen, die sich aus Mitstreiter:innen der „Parents for Future“, „Scientists for Future“, „Health for Future“, „Employees for Future, aber vorrangig aus nichtorganisierten, engagierten Pflanzhelfer:innen zusammensetzten. In Zukunft, also die nächsten fünf Jahre, wird sich die „Stiftung Wald für Sachsen“, die auch die Setzlinge bereitstellte, um das Wohl der Bäumchen kümmern. Derweil ist die nächste große Pflanzung weiterer 5.000 Bäume für das Frühjahr 2021 in Planung. Natürlich nicht ohne die Unterstützung der Leipziger:innen in Form von Tatendrang, ehrenamtlicher Mitarbeit oder Spenden. Rund 35.400€ konnten für diesen Zweck bereits gesammelt werden – auch durch die Förderung von 9.000€, die „LEIPZIG pflanzt“ im Rahmen des „eku Zukunftspreises 2020 erhielt.

© Roland Quester

Können Bäume das Klima retten?

Nicht allein. Wälder können zwar Kohlendioxid aufnehmen und im Holz binden – aber nur in begrenzten Mengen. Zudem kann die Qualitätzerstörter Wälder nicht einfach durch Aufforstung ersetzt werden. Effizienter ist es, das Treibhausgas gar nicht erst in die Luft zu pusten. Um dieses Bewusstsein aus den Menschen her­auszukitzeln, leisten die „Omas und Opas for Future“ auch fleißig Aufklärungsarbeit in Leipzig. Kürzlich wurde das „Umweltquiz – Zukunft jetzt!“ fertiggestellt, das bald in Zusammenarbeit mit der Stadt zum Umwelt-Rätseln u. a. in Parks einladen soll. Seit Dezember 2020 könnt ihr in den Podcast „Klimaimpulse für den Alltag“ reinhören, der von „Omas for Future“-Gründermutter Cordula Weimann höchst persönlich moderiert wird. Alles in allem nicht die Lösung des Klima-Problems, aber definitiv ein sehr guter Anfang!

Dabei sein auf: www.leipzig-pflanzt.de

© „LEIPZIG pflanzt“ & „Omas for Future“
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1 Sofortmaßnahmenprogramm zum Klimanotstand 2020: https://www.leipzig.de/umwelt-und-verkehr/energie-und-klima/publikationen/