Große finanzielle Probleme beim ehemaligen Vorzeigeverein HC Leipzig: „Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos!“

Der HC Leipzig kämpft seit einiger Zeit mit Zuschauerschwund und Geldproblemen: insgesamt haben sich 900.000€ Schulden angehäuft, der Verein kämpft um sein Bestehen.

© HC Leipzig
Monatelang kursierten Gerüchte von großen finanziellen Problemen des HC Leipzig, Mitte Februar gab es dann die Gewissheit: Beim einstigen Vorzeigeverein der Stadt haben sich in den vergangenen Jahren insgesamt 900.000€ Verbindlichkeiten angesammelt. Seitdem läuft ein Kampf um das Überleben des Vereins, der gleichzeitig auch ein Kampf gegen die Zeit ist.

HCL-Manager Kay-Sven Hähner ist seit Wochen rund um die Uhr im Einsatz, um die Krise in den Griff zu bekommen: „Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos. Das ist ganz sicher nicht das Ende des Vereins.“ Außerdem gibt der HCL-Manager zu: „Ich habe sicher auch einige Dinge falsch eingeschätzt. Wenn man kämpft und lange dabei ist, bleibt es nicht aus, dass man Fehler macht.“ Die Schulden sind über einen längeren Zeitraum angewachsen. Unter anderem verschärften mehrere Insolvenzen von Sponsoren die finanzielle Situation. In den vergangenen Wochen liefen „zahlreiche positive Gespräche“ mit potenziellen neuen Sponsoren, der Stadt Leipzig und der Sparkasse Leipzig.

Der Verein erstellte u.a. gemeinsam mit einer Kanzlei ein Sanierungskonzept, das Mitte März an die Stadt übergeben wurde und nun durch die Leipziger Stadtverwaltung kritisch geprüft wird. Sportbürgermeister Heiko Rosenthal mahnte auch eine kritische Analyse der internen Abläufe des Vereins an. Über eine finanzielle Hilfe der Stadt muss der Stadtrat entscheiden. Die nächste Sitzung findet am 12. April 2017 statt. Bis zum 31. März 2017 musste der HCL die Unterlagen für die neue Lizenz einreichen, unter anderem mit einer Bankbürgschaft in Höhe von 50.000€. Bis dahin muss auch eine finanzielle Perspektive ersichtlich sein. Die Handball Bundesliga Frauen (HBF) entscheidet bis Mitte Mai über die Lizenz.

Zuschauer-Einbruch und Umzug

Unabhängig davon, ob der HC Leipzig in der kommenden Saison in der Bundesliga spielt, steht fest, dass der Verein mit einem jungen Team an den Start gehen wird. Bis auf die langzeitverletzte Saskia Lang und die schwangere Kapitänin Karolina Kudlacz-Gloc haben alle Nationalspielerinnen bereits einen Vertrag bei anderen Vereinen unterschrieben. Shenia Minevskaja wechselt im Sommer zum Bundesliga-Konkurrenten TuS Metzingen zurück. Der Wechsel von Anne Hubinger zum Deutschen Meister Thüringer HC steht ebenfalls bereits fest. Torhüterin und Kapitänin Katja Kramarczyk war schon im Februar kurzfristig zu Bayer Leverkusen gewechselt. 

Nach dem drastischen Zuschauer-Einbruch der vergangenen Jahre von mehr als 2.500 Zuschauern auf etwa 1.000 scheint auch ein Umzug aus der Arena Leipzig in eine kleinere Halle unvermeidlich.

Mut macht dem HCL-Manager und auch den Fans die riesige Unterstützung aus ganz Deutschland. Unter dem Motto „Jetzt erst recht!“ beteiligen sich zahlreiche Fans und Vereine – darunter auch RB Leipzig und der SC DHfK Leipzig – an mehreren Aktionen zugunsten des HCL. Auf einem Unterstützungskonto waren bis Mitte März bereits mehr als 75.000€ eingegangen. „Die Anteilnahme macht mich einfach nur stolz und sprachlos. Die Unterstützung war in ihrer Gesamtheit nicht zu erwarten“, so Kay-Sven Hähner.

Das nächste Heimspiel des HC Leipzig ist am 9. April 2017 um 18:30 Uhr in der Arena Leipzig. Gegner ist die Mannschaft BVB Dortmund Handball.