Kurt Cobain – „Montage Of Heck: The Home Recordings“ & Clueso – „Stadtrandlichter LIVE“ Hingehört – Plattenkritik: Kurt Cobain und Clueso

Wir haben in Kurt Cobains Homerecordings und Cluesns Live-CD/DVD reingehorcht.

Hingehört I: 

Des Grunge-Königs letzter Gruß: Kurt Cobain – „Montage Of Heck: The Home Recordings“

 

© PR

Mit dem Soundtrack zur Kurt Cobain-Doku „Montage Of Heck“ schließt sich das letzte Kapitel einer bemerkenswerten musikalischen Ära. 
Anfang der Neunziger zog mich Seattles berühmtestes personifiziertes Wrack ebenso in seinen Anti-Bann wie Millionen andere Kids weltweit. Da war dieser Mix aus unbegreiflichem musikalischen Talent und destruktiver Attitüde, der Metal-Maniac wie mich in einen Depri-Jünger verwandelte. Alles war Murks: die Welt, der Job, man selbst. Einzig die Musik, die sich in Songs wie „Smells Like Teen Spirit“ über alles und jeden stellte, sorgte für Luft zum Atmen.

Dann nahm sich Kurt Cobain das Leben. Was blieb, war ein musikalisches Erbe, von dem nahezu jeder glaubte, dass es sich dabei um die endgültige künstlerische Quelle des King of Grunge handele. Doch dann kam „Montage Of Heck“ in die Kinos; eine Dokumentation über das kurze Leben des Kurt Cobain, in der bereits angedeutet wurde, dass da noch mehr war.
Der dazugehörige Soundtrack bringt es dieser Tage nun endgültig ans Licht: In Kurt Cobains musikalischem Hinterstübchen vergnügten sich noch weit mehr Sounds, als nur die von harten Gitarren und scheppernden Drums. Mit 31 Aufnahmen aus bluesig angehauchtem Folk, lieblichen Beatles-Reminiszenzen, melancholischen Akustik-Zupfereien und eingestreuten Sprachschnipseln setzt dieses Album den Deckel drauf. Aus. Ende. Vorbei. Das war’s. Möge er nun endgültig in Frieden ruhen.                        

Kai Butterweck                     

Infos: Release: 13. November 2015

Hingehört II: 

Ey Cluesn, warum rappst du nicht mehr? Clueso – „Stadtrandlichter LIVE“

© Christoph Koestlin
„Das Geile an Erfurt ist: Wenn mal was geht, ziehen alle an einem Strang, machen mit – drehen frei.“ Diese etwas andere Liebeserklärung an seine Heimatstadt gibt der Lieblingssohn der Thüringer Landeshauptstadt an die 15.000 in der Messehalle Erfurt, die sehr wohl zu schätzen wissen, dass Clueso trotz deutschlandweitem Erfolg eben nicht nach Berlin, Köln, Hamburg, Stuttgart davongezogen ist. Mit Leipzig hat der 35-Jährige immer mal wieder geliebäugelt, doch am Ende blieb er in seiner Heimatstadt. Und die dankt es ihm!
Auf der Mitte November erschienenen Live-DVD feiert Cluesn seine Stadt und die Stadt feiert ihn. Aufgenommen wurde das Konzert ursprünglich als Abschluss seiner „Stadtrandlichter“-Tour. Doch seit Sommer ist klar, dass es auch das Ende der Zusammenarbeit mit seiner Band bedeutet. Mit der produzierte Clueso sechs Alben und bestritt mehr als 600 Konzerte. Und sie haben einen würdigen Abschluss gefunden. Auf der Live-DVD sieht und hört man die musikalische Retrospektive einer 15-jährigen Beziehung.

Besonders freuen können sich all jene, die Clueso am liebsten als Rapper mochten. „Viele Leute fragen: ‚Ey Cluesn, warum rappst du nicht mehr?’ Das stimmt nicht. Ich rappe noch, auch sehr gerne. Ihr müsst bouncen!“ Und das tun sie. Mit seinen besten Freunden und Zughafen-Kollegen Norman Sinn und Dirty MC gibt’s ein über 11-minütiges Hip-Hop-Reggae-Medley, bei dem er beweist, dass der Musiker seine Wurzeln in eben jenen Gefilden hat – auch wenn er kokettierend meint: „Mehr schlecht als recht.“ Von wegen! Natürlich lässt es sich Clueso nicht nehmen, Gastmusiker zu integrieren wie Wolfgang Niedecken und selbstverständlich Udo Lindenberg, über den er einst sagte: „Er ist eine Mischung aus Michael Jackson, Serge Gainsbourg und Ozzy Osbourne. Mit ihm rumzuhängen, gibt einem ein bisschen das Gefühl, am Zeitstrahl der Musik dran zu sein.“ Cluesn live ist Rap, ist Melodie, ist zum Freidrehen – und das sympathisch unaufgeregt. Wo die Reise zukünftig hingeht, zeigen übrigens die Bonustracks.                 

Geli Megyesi

Infos: Release: 13. November 2015