Richtiges Fasten. Ohne, sich selbst zu finden! Ich faste, also bin ich!

Dass man am Ende nicht immer zu sich selber finden wird/kann, liegt auf der Hand. Darum gibt es von uns 10 Alltäglichkeiten, auf die ihr getrost verzichten könnt – ohne euch zu suchen und zu finden. Bitte:

Ich faste, also bin ich. Auch wenn ich nur den Sicherheitsgurt schließe (s. „fasten your seatbelts“). Man sollte eben immer erstmal ordentlich auf die Kacke hauen, und sei dies nur durch eine pathetische Überschrift oder eben durch überzeugtes Hardcore-Fasten. Seit dem 5. März können wir nämlich schon beobachten, wie die Menschen um uns herum schlanker werden, viel entgifteter und vor allem zu sich selber finden. Dass man am Ende nicht immer zu sich selber finden wird/kann, liegt auf der Hand. Darum gibt es von uns 10 Alltäglichkeiten, auf die ihr getrost verzichten könnt – ohne euch zu suchen und zu finden. Bitte:

1.) Handys runter, Hände hoch 
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Es ist fürchterlich. Die letzten Jahre rutscht ein Konzertbesuch immer mehr und mehr in Richtung Livestream-Spektakel. Anstatt schwitzende Hände, nickende Köpfe und schreiende Stimmen, gibt’s empor gehaltene Smartphones, die das „Liveevent des Jahres“ sofort aufnehmen, bestenfalls bei Facebook sofort hochladen und noch inmitten der Menschenmasse like-geil auf jeden Klick warten. Schluss damit! Wo wir schon bei Punkt 2 sind.

2.) Zum Teufel mit den Likes

Einfach distanzieren. Und zwar von dem like-geil-gewordenen Ich. Einfach distanzieren. Und zwar vom im 2-h-Takt ausgewechselten Profilbild. Einfach distanzieren. Vom Warten auf den blauen Daumen. Das blaue Däumchen macht nämlich leider nichts besser und schlechter. Stattdessen lohnt es sich vielleicht, sein real-gewordenes High 5 im wirklichen Leben abzuholen. Oder eben auch ein anerkennendes Schulterklopfen.

3.) No Vegan Fasting
© Carolin Schreier

Yoahr, warum denn nicht? Er wird ja toleriert, akzeptiert und mitunter auch verstanden – der vegane Lebensstil. Vielleicht schafft man es ja allerdings auch mal ein paar Tage, auf den Verzicht zu verzichten? Schwierig. Klar. Oder vielleicht wenigstens sein exzessiv nach Außen getragenes V-Leben, für sich zu verinnerlichen und zu zelebrieren? Ohne die Stadt mit roter Farbe zu bepinseln und all den Mördern auch noch ein Schnippchen zu schlagen? Wäre es nicht schön, bis zum 19. April darauf zu verzichten, auf VollMILCHschokolade zu verzichten?

4.) #Hashtag

Könnte man dieses, damals als Raute bekannte, kleine Zeichen werfen, ich würde es machen! #Hashtags #sind #nervig

5.) Facebook-Prollerei

Oh mein Gott – am liebsten würde man sie sofort aus der Freundschaftsliste kicken. All diese „So sieht mein Mittagsessen heute aus“, „So sieht mein hartes Bizeps-Training aus“, „So sehe ich mit irgendeinem Pseudo-Celebrity aus“, „So sieht meine getunte Karre aus“, „So sehen meine durchravten Stempelhände nach nur einem Wochenende aus“, „So mega krass sieht mein Quizduell-Score aus“, „PunktPunktPunkt“-Menschen. Wisst ihr was? Punkt 4 plus Punkt 6. #Yolo. So.

6.) YOLO!
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Dass so viel Moral und Tiefe in nur vier Buchstaben stecken kann, ist zwar sehr erfreulich, doch auch nervig. Die Toten Hosen haben es schon besungen und etliche Philosophen beiläufig bemerkt. Wir leben nur einmal. True Story. Doch nun Schluss, zumindest für ein paar Tage, mit den lauten YOLO-Rufen. Denn klar: You only live once. Aber wenn du’s richtig machst, ist einmal auch genug. Und zum richtig machen gehört eben das „Machen“ und nicht nur das Schreien. Stimmt’s Julia Engelmann?

7.) Still not loving …

Die Stadt beklebt, der Rebell bereit und der Mund schon offen. Still not loving Electro, Hip Hop, BVB, Bayern, und ja … the Police. Ist ja schön dafür zu sein, dagegen zu sein. Aber für ein paar Wochen könnte man ja lieber lieben, anstatt eben nicht zu lieben. Das klingt sehr herzig, doch gestaltet das Miteinander unkompliziert. Es wird gefeiert, was gemeinsam geliebt wird.

8.) WhatsApp

Ouuuuh. Jetzt wird es heiß. Ein gläserner Staat ist natürlich blöd. Ein durchsichtiges WhatsApp (und Facebook – kannste drehen und wenden, wie du willst) ist eigentlich ganz okay. Verzicht auf sinnlose Sprachmemos, auf sinnlose Bilder und Videos, und sinnlose Texte, dürfte für ein paar Wochen doch drin sein. Folgende absurd-oldschoolige Idee: Anrufen!

9.) Hipster-Gehate

© Carolin Schreier
Hipster gehört mit Hypezig, Mainstream, Selfie und anderen ekelhaften Worten zur Unwort-Gemeinschaft der letzten Monate. Doch macht es weder viel Sinn, die Leute immer in Kategorien stecken zu wollen, noch ein Hipster-Feindbild zu schaffen. Sollen sie (haha – Schwupp, alle samt in eine Schublade) doch rumhipstern, wie sie wollen. Oberlippenbart, Skinny Jeans, Jutebeutel und Seifenblasen – das tut doch keinem weh!

10.) Fasten fasten

… ja oder eben einfach nicht fasten. Achtung: Anti-Mainstream. Achtung: Mainstream. Auch hier kannst du’s drehen und wenden wie du willst. Einfach mal sein. Oder eben nicht sein. Ist ja auch egal. Müsste ich persönlich auf Anhieb auf etwas verzichten (und das sollte man mindestens einmal gemacht haben im Leben – remember: YOLO), da würde ich vielleicht bis zum 19. April keine Möhren mehr essen. Das tut wenigstens schön weh. Dann würde ich das ganze auf Facebook zelebrieren, meine Freunde via WhatsApp auf dem Laufenden halten, denn #Möhrenfasting fetzt und alle sollen es wissen. Still not loving Möhren.