2ersitz auf "Bei aller Liebe"-Tour im Naumanns Leipzig Interview mit 2ersitz: „Wir werden live alles wegreißen, was geht!“

Im Februar geht die sechsköpfige Band mit ihrer neuen EP auf „Bei aller Liebe“-Tour durch 13 deutsche Städte. Leipzig ist natürlich auch dabei! Also nutzten wir die Gelegenheit für ein neues Interview und wollten wissen, wie sich die Band mit dem Genre „Gutes Feeling“ in den letzten Jahren entwickelt hat.

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Vor dreieinhalb Jahren haben wir euch die Band 2ersitz in unserer Reihe „Leipziger Bands im Fokus” erstmals vorgestellt. Schon damals spürte man ihren hohen musikalischen Anspruch an sich selbst und den Wunsch, irgendwann einmal die Brotjobs gegen noch mehr Livegigs einzutauschen. Und ihre harte Arbeit trägt Früchte: Im Februar geht die sechsköpfige Band mit ihrer neuen EP auf „Bei aller Liebe“-Tour durch 13 deutsche Städte. Leipzig ist natürlich auch dabei! Also nutzten wir die Gelegenheit für ein neues Interview und wollten wissen, wie sich die Band mit dem Genre „Gutes Feeling“ in den letzten Jahren entwickelt hat. Lässig und in lockerer Runde gaben uns Joke, Micha und Till Auskunft über den wachsenden Fame, die kommende EP und einen Seitensprung in die Schauspielerei. 

 

Wie ist es euch seit dem letzten Interview im August 2015 ergangen?

TILL: Die harten Fakten?

MICHA: Da war unsere „Futour“, die EP-Produktion („Kein Geld aber Liebe“ (2018), Anm. d. Red.), das Label (Urban Tree Music, Anm. d. Red), die Booking Agentur (Rootdown Artits, Anm. d. Red.), die neue EP und diverse Videos.

JOKE: Ja. Wir hatten uns 2016/17 gemeinsam hingesetzt und eine Zielstellung besprochen.

TILL: Das findet gefühlt sowieso permanent statt, aber ich glaube gar nicht mal inhaltlich, sondern eher „wie“ wir es machen. Was wir machen ist Musik, doch die Frage ist: Wie schaffen wir es professioneller zu werden und mit welchen Leuten können wir zusammenarbeiten, um das zu erreichen? Wir hatten erkannt, dass wir Unterstützung brauchen.

Gerade (Interviewtag 15.01.19) seid ihr noch als Support bei der „Guten Morgen es brennt“-Tour von Mono & Nikitaman unterwegs. Wie läuft’s?

JOKE: Bisher waren es vier Konzerte, die wir eröffnet hatten. Das war eine fette Erfahrung. Zum ersten Mal auf richtig großen Bühnen – ziemlich geil!

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Wie ist das Feedback?

MICHA: Wir sind schon ganz zufrieden. Wir spielten immer 20 Minuten. Das ist nicht viel, aber die Stimmung im Publikum wurde während des Sets immer besser und wir hatten sie jedes Mal gefangen. Ich bin auf jeden Fall zufrieden!

JOKE: Gerade das Konzert in Berlin war krass. Das dortige Publikum, das wegen des Hauptacts kam, war schon da, als wir auftraten. Die standen nicht einfach nur rum, sondern hatten richtig Bock und das Live-Feedback war selbst für mich überraschend.

Eure neue EP „Bei aller Liebe“ steckt in den Startlöchern. Wie wird sie klingen? Wie ist der Grundvibe, der sich durch die Platte zieht?

JOKE: Ich glaube, einer der wesentlichen Unterschiede ist, dass es dieses Mal eine ganze Nummer extrovertierter ist. So nehme ich das wahr. Dieses Mal sind auch Phrasen dabei, bei denen es was auf die Ohren gibt. Thematisch ist es viel persönlicher als auf der letzten EP. Sei es meine persönliche Wahrnehmung der Frauenbewegung oder die Professionalisierung der Band und der damit einhergehende Stress, immer etwas machen zu müssen.

TILL: Also musikalisch ist es eine Fortsetzung der letzten EP, was wohl vor allem daran liegt, dass wir denselben Produzenten hatten. Das wird man hören können. Der Sound ist jetzt nicht völlig anders.

JOKE: Es ist eine schöne Fortsetzung,

MICHA: Ich muss sagen, dass sie vielseitiger ist. Es gibt einen Song mit harten Beats, einen chilligen Hip-Hop-Song, eine Ballade, die eher poppig ist. Und dann gibt es diesen einen Song, da will ich auch gar nicht zu viel verraten, aber der ist einfach mächtig. Die neue EP ist insgesamt ein Stück weg von der letzten Platte, die weitaus poppiger war. Die meisten Songs entstanden übrigens hier in diesem Zimmer! (Wohnung von Micha, Anm. d. Red).

Es ist aber wieder „nur“ eine EP geworden. Kommt auch mal wieder ein Langspieler raus oder versorgt ihre eure Fans weiterhin häppchenweise?

TILL: Also der Plan war, 2015 nach der „Futour“ ein Album zu machen.

MICHA: Bei der ersten EP war irgendwann das Geld alle, da ging es dann nicht mehr weiter. Und nach der zweiten wollten wir, dass schnell wieder etwas nachkommt und es nicht wieder drei Jahre dauert. Unser allergrößter Wunsch ist natürlich, dass wir wieder ein Album machen. Das wollen wir wirklich sehr gerne, wir wissen bloß noch nicht genau wann. Es könnte natürlich sein, dass wir nach der Tour über ein mögliches neues Album sprechen werden. Ich hätte jedenfalls wahnsinnig Bock drauf.

JOKEIch persönlich habe dieses Jahr den Schritt gewagt, zu sagen: „Gut, ich mache jetzt nur noch das.“ Ich hatte letztes Jahr noch Arbeit, bin 17 Uhr nach Hause gekommen und musste dann kreativ werden. Das war eine Herausforderung, die dazu führte, dass es diese drei bis vier Jahre gedauert hat bis zur nächsten EP – glaube ich. Deshalb habe ich diesen Schnitt gemacht, um schon anders in das Jahr zu starten. Also sage ich: „Ja, das Album wird kommen!“

MICHA: Geil!

TILL: 2022 … (heiteres Gelächter)

© Presse Landstreicher Konzerte
Wie hat sich eure Musik generell verändert seit damals?

TILL: Das muss man unterteilen in Live und Studio. Live sind wir besser geworden, weil wir üben, noch mehr machen, und deswegen würde ich behaupten, dass das eine ganz andere Qualität hat als 2014 oder 15. Was die EPs anbelangt, haben wir das schon angesprochen: Man hat die Songs vorher zusammen entwickelt im Proberaum, gejammt, um daraus was zu finden. Aber wir gehen das inzwischen doch viel strukturierter an.

MICHA: Ja, das ist es jeden Fall, weil wir auch durch unseren Produzenten maßgeblich gelernt haben. Es ist natürlich ein schmaler Grat: Will man knallharte Popmusik machen – Strophe, Refrain, Strophe, Refrain? Vorher hatten wir fast das Gegenteil davon gemacht, da hat sich nix wiederholt. Manche kamen dann auch nicht aufs Album, die haben wir nur live gespielt. Wenn es aber in den Köpfen der Leute bleiben soll, muss mehr Struktur rein. Das haben wir gelernt und dadurch ist die Musik auch anders geworden. Ein Stück weit haben wir auch mehr unseren Sound gefunden, der früher sehr divers war. Das ist aber immer auch noch ein Prozess. Über Silvester waren wir jetzt auch auf einem Bauernhof, haben drei Tage dort gejammt, ein paar Grooves aufgenommen. Die liegen noch unbearbeitet herum, aber aus denen werden dann wohl neue Songs entstehen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr in dem Film „Gundermann“ (VÖ August 2018, Anm. d. Red.) die Band „Brigade Feuerstein“ gespielt habt?

TILL: Es kam einfach eine Anfrage per Mail vom Regieassistenten und er fragte uns, ob wir uns vorstellen könnten dort mitzumachen. Und wir sagten: „Ja können wir, erzähl mal!“

Und wie war der Dreh? Was habt ihr persönlich davon mitgenommen für die Band? 

JOKE: Wir haben das von vornherein als ein Projekt begriffen, das sich außerhalb unserer Band befindet. Es ist aber cool, dass wir das Bild, welches wir als Band vermitteln wollen – eine hippieske Band – sehr gut zur Brigade Feuerstein gepasst hat; Tendenz fast schon anarchistisch. Persönlich war es eine krasse Erfahrung, in so einer großen Produktion mitzuspielen.

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Bezogen auch auf die kommende EP: Wie wichtig sind euch politische Statements in eurer Musik?

JOKE: Es ist immer einfach zu sagen, dass man politische Musik macht. Nur merke ich, dass es bei der Liveumsetzung ein schmaler Grat ist. Man kann sich auf die Bühne stellen und für die Rechte gewisser Menschen oder gegen gewisse Menschen und politische Meinungen schreien. Wenn das aber nur auf der Bühne stattfindet und man sich tatsächlich dann aber nicht engagiert, ist man keine politisch aktive Band. Es sind einfach Themen, die politisch jeden betreffen. Ganz intensiv hatte ich das bei der EP mit der Auseinandersetzung der feministischen Bewegung. Wir sind eine Männerband und es gibt in Deutschland in dieser Popkulturlandschaft wahnsinnig wenige Frauen, die wahrgenommen und nach außen so gezeigt werden, wie sie sind. Von Majorlabels kommt dann gleich immer eine „aufreizende“ Imagebildung – Sie ist eine Frau, wir zeigen Haut, Sex sells. Das regt mich auf, das pisst mich an. Diese Strukturen, die dem Konsumenten nur eine Form der Darstellung der Frau anbieten, finde ich strange und ich will auch mal sagen, was ich davon halte. Das ist schon was politisches, doch damit meine ich nicht gleich: „Faust hoch und folgt mir!“

Also politische Statements „Ja“, aber ihr seid keine primär politische Band?

MICHA: Genau, nicht primär eine politische Band, die als Hauptziel hat, unsere politische Meinung zu verbreiten. Klar spielt Politik eine Rolle, weil sie das Leben eines jeden Menschen prägt. Und dann gibt es eben Themen, die einen gerade jetzt beschäftigen, und dann schreibt man darüber einen Song.


Was sind eure Ziele als Band für das Jahr 2019? Gibt es weitere Überraschungen, wie das Bandtelefon?

JOKE: Wir werden live alles wegreißen, was geht! (wieder Gelächter) Also es ist wirklich unser Ziel, uns live zu etablieren mit dieser ersten Tour, die alle großen Städte in Deutschland mit einschließt. Zuerst war es das Ziel für Leipzig, dass, wenn wir ein bis zweimal dort spielen, es rappelvoll sein soll. Das haben wir erreicht und nun ist es das Ziel, sich live in Deutschland zu etablieren.

TILL: Das beschreibt es schon ganz gut. Es ist auch Ziel, als eine ernstzunehmende Band in Leipzig anerkannt zu werden. Auch als Musiker präsent zu sein und das jetzt ausdehnen zu können auf andere Städte.

JOKE: Sonst haben wir auch ganz lustige Ideen. Jetzt haben wir ja z.B. unser Bandhandy. Das war der Wunsch von einem Fan, um sich unsere hochgeladenen Videos einfacher angucken zu können per Whatsapp. Und dann dachte ich mir, dass wir noch einen draufsetzen können, so mit rumschnacken, etc. Es kam sogar schon ein Anruf rein!

MICHA: Die EP darf man nicht vergessen, das ist jetzt ein großer Punkt. Die wollen wir verbreiten und damit auf eigene Tour gehen. Was danach ist, steht halt noch in den Sternen. Ein paar Musikvideos wird es noch geben und ab Ende der Tour werden wir wieder neues Zeug schreiben. Wenn wir uns ein Album vornehmen, kann es gut sein, dass es dann bis ins nächste Jahr dauert, aber zwischendrin wird es bestimmt eine Single geben. Live spielen hat im Moment einfach Priorität. Dafür macht man es am Ende auch.

Während eurer aktuellen Tour werdet ihr im Naumanns auftreten. Wart ihr dort schon mal?

JOKE: Ich war schon mal dort. Das Naumanns ist ein schöner Laden. Wir freuen uns dort aufzutreten. Wir wären auch gern im So & So aufgetreten, doch das wird es dann aus bekannten Gründen nicht mehr geben – und das betrifft uns direkt. Das letzte Konzert dort war schon mega, als wir das So & So gefüllt hatten. Das war fett.

MICHA: Einmal hatten wir sogar schon im Naumanns gespielt. Das war mit Grünfeuer zusammen. Die hatten ihre Video-Releaseparty und wir waren ihr Support. Das ist auf jeden Fall ein cooler Laden. Das wird schön.

JOKE: Natürlich freuen wir uns immer in Leipzig spielen zu dürfen, weil wir hier eine tolle Zuhörerschaft haben, die extrem Bock haben und auf uns warten.

2ERSITZ – BEI ALLER LIEBE TOUR

10.02.2019, Naumanns | Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr

Karten im VVK ca. 16€ – Wir verlosen Tickets!

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